Dienstag, 30. November 2010
Zeit zum Beten und für die Gemeinschaft
Während mich die Kinder ständig in Anspruch nehmen, kann ich dieses Leben nur meistern, wenn ich mir regelmäßig Zeit fürs Gebet und die Gemeinschaft mit anderen Christen nehme.
Montag, 25. Oktober 2010
Platz für jeden im Auto
Warum können kleine Dinge manchmal so hässlich verletzen?
Es gefiel mir, in der Gemeinschaft wie in einer großen Familie zu leben. Wir waren während unserer täglichen Freizeit zusammen, wir teilten unser Leben miteinander, gehörten zusammen. Wir trafen an den Wochenenden Geschwister aus anderen Städten. Im Winter mieteten wir dafür oft einige Klassenräume in einer Schule. Sonntagabend packten wir dann unsere Sachen zusammen, räumten auf und fuhren heim. In den Kleinbussen gab es für jeden einen Platz.
Nicht alles war dort in Ordnung, aber ich vermisse besonders dieses Gefühl, zu einer großen Familie zu gehören. Auf jeden wurde bei den Treffen gewartet, jeder konnte und sollte Verantwortung für unser gemeinsames Leben und unsere Mission übernehmen – und jeder tat es mehr oder weniger. Es gab Zeit, persönlich miteinander zu reden.
In diesem Jahr war ich das zweite Mal nach einer Reihe von täglichen Treffen frustriert. Es war eine einwöchige Konferenz und ein zweiwöchiger Kurs, bei dem ich täglich mit einigen Leuten zusammen war. Und nach dieser Zeit erschien mir die Welt außerhalb unserer Gemeinschaft besonders individualistisch und kalt. Jeder kehrte in seine Bude zurück, in sein Privatleben oder zu Freunden. Und ich war wieder nur zu zweit in meiner unmittelbaren Familie.
Gleichzeitig, so schien es, erwartete ich etwas in Bezug auf das, was meine Gemeinschaft so betonte: ein wenig länger zusammen zu sein, vor der Abreise noch etwas zu teilen... Ich vergaß, dass ich nicht mehr in der Gemeinschaft war, in der das sich gegenseitige Kennen und das Teilen (Gemeinschaftsleben) ein Wert in sich ist.
Es gab eine Situation, die an die Aufräumarbeiten am Wochenende in der Gemeinde erinnerte. Ich hoffte, dass ich mit dem Auto mitgenommen würde, wie es schon so oft geschehen war. Aber eine andere Person wurde eingeladen, mit dem Auto mitzufahren - ohne dass der Grund für diese Auswahl erklärt wurde. Und es gab nicht genug Platz im Auto für uns alle ...
Sicher, es war ihr Privatwagen, kein Kleinbus der Gemeinschaft. Vielleicht hätten wir auch nicht viel Zeit gewonnen im Vergleich zur Fahrt mit dem Nahverkehrs-Bus. Es ist eine Frage der Beziehung, des Zusammengehörens. Wenn sie damals einen verstehbaren Grund für diese Entscheidung genannt hätten, wäre es einfacher gewesen. Ich kann sie nicht wirklich tadeln, es war ein Zusammenstoß verschiedener Lebensstile. In der Gemeinschaft vereinten uns die Kleinbusse, ermöglichten es uns, Geschwister in anderen Städten zu treffen. Aber außerhalb der Gemeinschaft trennen uns die Autos, denn oft gibt es nicht genügend Plätze für alle, die gern mitfahren würden. L
Kommentare:
- 16.9.2008: Anonym: Vor langer Zeit gehörte ich auch zu der Gemeinschaft. Ich war aber nicht lange dort. Ich muss gestehen, dass ich dort eine Menge lernte und es dort geistliches Wachstum gab. In der Gemeinschaft hatte ich sowohl gute als auch schlechte Zeiten. Ein Gebiet, das mich am meisten störte, war das Verbot zu heiraten. Ich finde es sehr un-schriftgemäß. Sicher, es gibt Probleme in der Ehe, aber mit Gottes Hilfe können diese Probleme gelöst werden, wenn wir Gott immer an die erste Stelle setzen. Einige Leute in der Gemeinde sagten, dass Heiraten selbstsüchtig sei. Ich weiß nicht, ob ihre Ehe so war. Ich glaube es nicht. Nicht alle leben auf diese Weise zusammen, man muss unterscheiden.
- 22.10.2008: Anonym: Hallo, ihr beiden! Ich fand Eure Seite zufällig und finde sie interessant. Ist die Gemeinschaft christlich? Leben alle Mitglieder zusammen oder können Mitglieder auch in ihren eigenen Wohnungen leben?
- 25.10.2008: Autor: Es ist eine christliche Gemeinschaft, wenn auch in einige Punkte recht extrem. Die meisten von uns leben zusammen, aber einige leben in ihrer eigenen Wohnung oder bei den Eltern. Im seltenen Fall, dass jemand schon eine eigene Familie hat, lebt diese (soweit ich das weiß) auch in einer eigenen Wohnung.
- 6.4.2009: Anonym: Nicht heiraten zu dürfen ... weil es in der Ehe Probleme geben könnte. Ich denke, Gott verspricht uns kein Leben ohne Probleme. Es geht darum, wie wir mit den verschiedenen Krisen in unserem Leben umgehen. Gott kann wirklich seine Kraft dabei zeigen, wie er uns bei Problemen hilft. Psalm 23: Wenn ich durch die Täler des Todes zöge... Wir gehen, um harte Zeiten zu erleben, aber wir müssen keine Angst haben. Er wird uns führen und uns Weisheit geben, wie wir die Liebe siegen lassen können.
Dienstag, 25. Mai 2010
Erfüllt von Gott oder voll mit täglichen Aufgaben?
Vor neun Jahren, als ich noch in der Gemeinschaft war, schrieb ich die folgende Ermutigung an eine Schwester. Wie stehe ich heute zu diesen Gedanken? Wie soll ich das heute praktizieren, wenn ich ständig mit meinen kleinen Kindern beschäftigt bin anstelle mit der Bibel?
Jes 54, 1-5, besonders 5a: „Denn Dein Schöpfer ist dein Gemahl.“ Zuallererst sollten wir eine Beziehung zu Gott haben, er gibt uns alles, was wir brauchen. Kein Mensch kann uns alles geben, was wir brauchen. Die Liebe Gottes ist in unsere Herzen ausgegossen durch den Heiligen Geist (Röm 5,5), das heißt, wir können andere durch seine Kraft und Liebe lieben. Dann sind wir glücklich.
Gut, das wusste ich alles auch schon, bevor ich die Gemeinschaft traf. Und das gilt sowohl für die Ehe als auch das Leben in der Gemeinschaft oder außerhalb: Gott sollte unsere erste Kraftquelle sein, nicht irgendein Mensch.
Phil 3, 7-14: Das Lebensziel des Paulus war es, Christus zu erkennen. Gottes Handeln zu sehen, schenkt uns Freude. ... Schlechte Leidenschaften, Gedanken, Einstellungen kommen auf, wenn wir uns nicht bemühen, in der Bibel zu lesen, darüber nach denken und schauen, wie wir anderen geistlich helfen können. Wenn wir nicht von der Bibel erfüllt sind, voll von Gott, sind wir leer und versuchen, uns selbst durch unsere Wünsche zu füllen. Aber nur Gott kann uns erfüllen. Unser Ziel sollte es nicht sein, frei vom Bösen zu sein, sondern im Guten zu wachsen, um Gott immer ähnlicher zu werden – das ist vor allem die Haltung des Christen und sein Gottvertrauen. Er will uns helfen, uns zu bekehren und Freude an ihm zu haben.
Kommentare:
29.4.2010: Anonymous:
Vor neun Jahren war ich auch in dieser Gemeinschaft (das war mein letztes von vier Jahren). Die Zeit vergeht so schnell. Vielleicht kennen wir uns J
29.4.2010: L (Autor):
Wer bist Du? Wie sieht Dein Leben und Glaube heute aus? Du kannst mir mailen: ...
Schrumpfen
Viele sind dieses Jahr aus der Gemeinschaft ausgeschlossen worden und in vielen Städten gibt es inzwischen keine Wohngemeinschaft mehr.
Ich habe gehört, dass sie behaupten, die Ursache sei der Mangel an Liebe.
Ja, sie haben recht, ihnen fehlt die Liebe. Aber die Lösung ist nicht der Ausschluss von immer mehr Geschwistern, sondern die Einbeziehung derer, die als hoffnungslos verworfen wurden. Die Liebe der Gemeinschaft müsste auch auf diese ausgedehnt werden.
Kommentare:
Anonym: Einige von uns haben einige neue Worte eingeführt. Eines, das ich gehört habe und sehr gut passt, ist „Ausschlusswahnsinn“ (so original deutsch im englischsprachigen Blog/d. Übers.) (von homo ludens) 9.6.2010
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Anonymus: Sei vorsichtig! Die sogenannte Übersetzung gebraucht verschiedene Zeitformen und Worte, die den ursprünglichen Sinn verändern. 15.8.2010
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Autorin: Kannst Du bitte auf die konkreten Stellen hinweisen, von denen Du meinst, dass sie nicht richtig übersetzt seien? Wenn Du es nicht hier schreiben willst, schick eine private Mail. 26.8.2010
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15.10.10
L (Autorin) schreibt:
Puntus schrieb „Kannst du die betreffenden Texte auch an mich schreiben? Ich möchte korrekt übersetzen, bin aber kein ausgebildeter Übersetzer.
Selbstverständlich werde ich dir schreiben, wenn ich die Textstellen bekomme.
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24.10.10: Anonymous schreibt:
Hier sind gleich zwei Beispiele, wie der Übersetzer den originalen Blog verändert, sei es durch Irrtum oder aus Absicht:
November 3, 2007 "Gruppenegoismus"
"We are to assess, warn and encourage each other and unbelievers."
Ich würde korrekt verstehen: "Wir haben einander und Ungläubige zu beurteilen, zu warnen und zu ermutigen."
Aber der Übersetzer schreibt: "Wir schätzen es, einander und Ungläubige zu warnen und zu ermutigen."
"Even we are holy, we are not yet perfect, we ourselves are in a process of sanctification."
Wurde in die Vergangenheit verändert: "Auch wenn wir heilig waren, waren wir nicht perfekt, wir waren selbst in einem Prozess der Heiligung."
Die ganze Übersetzung spiegelt eher einen statischen Gesichtspunkt wieder als die Veränderungen in der subjektiven Sicht des Autors.
Ich selber stimme weder mit der Sichtweise des Übersetzers noch mit der des Blog-Autors überein.
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5.1.11: RA
Anonymous: "We are to assess, warn and encourage each other and unbelievers."
Ich würde korrekt verstehen: "Wir haben einander und Ungläubige zu beurteilen, zu warnen und zu ermutigen."
RA: Ich spreche weder Englisch noch Deutsch als Muttersprache, aber ich weiß nicht, ob Anonymous richtig übersetzt hat. Das Wort „haben“ scheint hier im Deutschen Sinn zu machen. Im Englischen hat der Begriff „have“ die Bedeutung einer äußeren Pflicht, aber im Deutschen denke ich, drückt „haben“ das nicht aus. Aber ich mag mich irren. Vielleicht spricht Anonymous besser Deutsch.
Ich sehe, dass Kluge nicht Wort für Wort übersetzt hat, aber ich sehe nicht den Grund, warum das so schlimm ist, dass man es hier thematisiert.
Dennoch ist es sicher gut, die Übersetzung aufmerksam zu verfolgen, Anonymous. Die zweite Bemerkung von Anonymous über die Zeitform ist recht relevant. Wer weiß, vielleicht möchte Kluge L als jemanden sehen, der innerlich nach wie vor so eng an die Zeit in der Gemeinschaft gebunden ist, dass er den Blog-Autor unachtsamerweise so übersetzt, als spräche der melancholisch in der Vergangenheit.
Einen Anlass dazu gibt Kluges Beschreibung des Links zu diesem Blog:
„Aus seinen Postings lässt sich gut das Gefühl des Hin-und-her-gerissen-Seins zwischen Bewunderung für und Kritik an der Sekte nachvollziehen“
(Anmerkung des Übersetzers: In beiden Fällen lag wirklich ein Fehler in der Übersetzung vor, der inzwischen in Rücksprache mit der Blog-Autorin korrigiert wurde)
Ich bin erstaunt über Kluges Person.
Ich glaube, er war nie in der Gemeinschaft, und ich glaube, seine Ansicht über die Gemeinschaft wird von seiner distanzierten Position und seinen Erfahrungen mit anderen „Arten von Sekten“ bestimmt. Aber dennoch scheint er zu glauben, wie die Dinge in der Gemeinschaft sind. Seine hypothetischen Vermutungen treffen mitunter zufällig das Ziel, aber seine Unfähigkeit, die wichtigsten Dinge der Theologie und Lebensweise der Gemeinschaft zu verstehen, lösen Unbehagen in mir aus.
Aber was können wir von einem Mann erwarten, dessen (katholische) Kirche die am heftigsten von unserer Gemeinschaft angegriffene ist? Ich glaube, er möche aufrichtig den ehemaligen Mitgliedern von Sekten im allgemeinen helfen und er kann sich nicht nur auf eine Gemeinschaft konzentrieren. Es gibt viele Sekten und ich wünsche Kluge, dass er weiter macht. Es gibt viele Sekten in Deutschland, also viel zu tun.
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9.1.11: RA
Ich habe kürzlich darüber nachgedacht, wie es geschehen kann, dass Kluge keine Informationen über die missionarischen Aktivitäten unter Ungläubigen hat, wie es auf seiner Webseite heißt: „Eine Mission unter Atheisten ist nicht bekannt“.
Ich denke, das liegt zum einen an Kluges Trägheit, nach weiteren Informationen über dieses Thema zu suchen und auch weil er nicht fähig ist, die logische Konsequenz zu ziehen, dass die „Werbe-Flyer“ sicher nicht nur an die Wände von Kirchengebäuden gehängt werden.
Aber ich meine, man sollte auch bedenken, dass dahinter unsere „effektive und anonyme“ Missionstaktik steckt: etwas schnappen und dann abhauen, ohne Fingerabdrücke zu hinterlassen. Die, welche nicht mit uns „auf einer gemeinsamen Basis“ stehen, haben keine Informationen über uns.
Deshalb weiß in meinem Land fast niemand, dass diese Gemeinschaft hier über 10 Jahre lang war. Niemand weiß, dass sie hier waren und jetzt nicht mehr da sind.
Ich fragte privat einmal bei einer staatlichen Stelle für religiöse Angelegenheiten nach, ob sie weiß, dass diese Gruppe von Christen in unserem Land war. Nix. Sie wusste soviel wie jeder andere auch in meinem Land.
Soviel zum „Licht der Welt“, das von den Ungläubigen gesehen werden muss.
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10.1.11 RA:
Die Gemeinschaft lebt in einer ständigen Furch vor Verfolgung. Jeder will ihr Böses tun. Aber die Verfolgung kann auch eine Ausrede sein, um nicht offen unter den religiösen Menschen zu missionieren. Es gab einige Fälle, wo unsere Missionierung aufgedeckt und wir aufgefordert wurden, das nicht in ihrer Kirche zu tun.
Aber wieso die Verfolgungsangst auch bei den Missionierungen auf der Straße, wo auch Ungläubige waren?
Ich war recht eifrig bei der Evangelisierung in meinem Land und kann mich an keine Verfolgung durch die erinnern, die ich auf der Straße ansprach. Aber nichtsdestotrotz habe ich keinen der Missionierten in unsere Wohnung (die „Residenz“ unserer Gemeinschaft) eingeladen. Denn in unserer Gemeinschaft gab es die ständige Angst, dass diese Person etwas Schlechtes gegen uns tun könnte, z. B. unseren Lebensstil missbrauchen oder missversehen. Viele ähnliche Arten von Furcht gab es in unserer Gemeinschaft.
Es gab sicher einige Präzedenzfälle, dass sich Eltern Sorgen machten und die Polizei riefen, weil sie den Kontakt zu ihrem Kind verloren haben, das sich entschieden hatte, mit den Geschwistern zu leben und keine „gemeinsame Basis“ mehr fand, mit ihnen (den Eltern) zu sprechen. Aber der Hintergrund dieser Furcht (in meinem Land) ist nicht die Feindschaft von Ungläubigen gegen das Christentum allgemein, sondern nur speziell gegenüber unserer Gemeinschaft (wegen der oben beschriebenen Gründe).
Ich erinnere mich gut an mein erstes Erlebnis in der Mission: Ich war erstaunt, wie freundlich meine Landsleute waren, die sicher in einem recht säkularen Land lebten, als ich auf der Straße missionierte. Wenn man die Kommentare in den Zeitungen liest, sind sie mitunter sarkastisch, aber im Gespräch von Angesicht zu Angesicht sind sie meisten sehr freundlich zu dir.
Also hätte es keinen Grund für diese Phobie geben können – und auch andere Konfessionen missionierten öffentlich.
Der wirkliche Grund der Furcht war, dass wir wussten, wie merkwürdig unser Glaube und Lebensstil auf Ungläubige wirken musste. Der Vorwurf: „Sie würden unsere geistlichen Gründe für Glaube und Lebensstil nicht verstehen“ ist ein sehr wesentliches Merkmal sektenhaften Verhaltens.
Christen leben heutzutage in einer außerordentlichen toleranten Zeit in Europa. Auch wenn ihre seltsamsten Glaubenssätze im schlimmsten Fall mit Sarkasmus bedacht werden. Das ist nicht zu vergleichen mit Epochen der europäischen Geschichte, als Christen wegen ihres Glaubens umgebracht wurden.
Ich denke, wenn unsere Gemeinschaft nicht genau jetzt die Möglichkeit, sich zu ÖFFNEN, wahrnimmt, wird es nie eine bessere Chance dafür geben.
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10.1.11 RA:
Ich ermutige die Gemeinschaft, sich zu ÖFFNEN, denn es scheint, sie merkt gar nicht, wie verschlossen sie ist und immer verschlossener wird.
Die Webseite unserer Gemeinschaft ist nicht etwas, dass irgendwie Offenheit signalisiert. Es werden nur die Vornamen der Autoren genannt.
Auf der Webseite http://sites.google.com/site/testtaize1/ ist die Verschlossenheit noch eine um einige Grad verschärft. Es gibt keine Namen und keine Informationen, wer hinter den Abhandlungen steckt.
Die Abgeschlossenheit drückt sich auch in unserem sozialen Verhalten aus, wie ich es zuvor erklärt habe. Ich denke, die Gemeinschaft hat sich an ein solch anonymes Auftreten gewöhnt, dass sie es nicht seltsam finden, wie ein Tier in einer geheimen Felsspalte zu leben. Alle Außenkontakte werden abgebrochen. Sie haben nur deshalb das Gefühl, offen zu leben, weil die Kanäle der internen Kommunikation offen sind.
Der Schwund betrifft nicht nur die Anzahl der Mitglieder unserer Gemeinschaft. Die Beschränkung auf die interne Kommunikation ohne Impulse von außen hat die englische Sprache in unserer Gemeinschaft degeneriert. Sie wissen vermutlich gar nicht, auf welchem Level ihr Englisch ist.
Der eine Grund ist, denke ich, dass in unserer Gemeinschaft die englischen Muttersprachler in der Minderheit sind. Aber Englisch ist die Lingua franca in den meisten Ländern, in denen unsere Gemeinschaft vertreten ist.
Der zweite Grund liegt darin, dass es nur eine begrenzte Anzahl von Themen sind, über die wir reden. Wir sprechen meistens nur über geistliche Dinge, wenn wir auf den Wochenendtreffen sind und Englisch anstatt unserer Muttersprache reden müssen.
Ich begann erst in der Gemeinschaft Englisch zu lernen. Ich konnte mich in dieser Sprache nicht verständigen. Aber nach einigen Monaten konnte ich alles verstehen, worüber wir diskutierten. Und auch ich konnte über die Dinge, die man von mir hören wollte (über meinen geistlichen Stand, Sünden usw.) ohne Schwierigkeiten sprechen.
Sie fragten mich oft, ob ich verstand, was sie während der Themen besprachen. Aber dazu bestand kein Grund. Der Grund, warum ich diese Sprache so schnell beherrschte, lag nicht in meiner Sprachbegabung, sondern weil das Vokabular der „Gemeinschafts-Standard-Sprache“ extrem einfach war und sich leicht aneignen ließ. Ich denke, der vergleichsweise hohe Standard der theologischen Gespräche wurde durch die sehr simple Sprache gemindert.
Sicher gibt es in jeder Konfession eine Binnensprache und interne Gewohnheiten, die auch für Insider nicht immer leicht zu erkennen sind. Aber nach meiner Einschätzung ist das in unserer Gemeinschaft bedeutend ausgeprägter. Wie schon ein anderer in diesem Blog geschrieben hat, erschufen wir neue Worte. Und wie ich schon vorher beschrieben habe, versahen wir bekannte Worte wie „Liebe“ mit einer neuen Bedeutung, die nur von Insidern verstanden wurde. Auch das Wort „menschlich“ (humane) erhielt eine stark negative Bedeutung für uns. „Menschlich“ ist nicht etwas, nach dem wir streben sollten. Für unser „geistliches Training“ ist jedes „menschliche“ nutzlos. Wir müssen nicht die „menschlichen“ Muskeln trainieren, sondern die geistlichen (spirituellen). „Menschlich“ war etwas wie nutzloses Fett, von dem wir frei werden wollten durch unser geistliches Training, unseren aufzehrenden Lebensstil und dem Kampf um Heiligung.
Deshalb sehe ich die Gefahr: wenn die Gemeinschaft mit ihrer Phobie vor äußeren Angriffen fortfährt, werden sie bald nicht mehr in der Lage sein, sich den anderen in dieser Welt verständlich zu machen. Und der Grund liegt nicht in der geistlichen Blindheit der äußeren „menschlichen Welt“, sondern in der inneren Deformation, der Degeneration ihrer Sprache und dem Fehlen von Themen, über die man mit der „menschlichen Welt“ ins Gespräch kommen kann.
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10.1.11: L (Autorin:
RA schreibt, dass wir aus Angst niemanden in unsere Wohnung einluden.
Ja, wir hatten es nicht eilig, jedem über unseren Lebensstil zu erzählen, aber ab und an luden wir Missionierte in unsere Wohnung ein. Sicher hatte es keinen Sinn, jemanden einzuladen, wenn es nur ein Gespräch auf der Straße oder bei einem religiösen Treffen war ohne dass ein weiteres Treffen in Aussicht stand. Aber wenn wir uns mehrere Male getroffen hatten oder E-Mails ausgetauscht hatten, geschah das schon.
Wenn dann einmal am Ende ein Bruder von der Arbeit kam, begann er mit einem Gespräch mit jemand im Bus (der Gemeinschaft) und kam dann zusammen mit diesem nach Hause.
Einmal kamen wir von einem Wochenendtreffen mit öffentlichen Verkehrsmitteln früh am Morgen zurück und luden eine Ausländerin (die wir im Bus getroffen hatten) ein, in unserer Wohnung zu schlafen bis ihre nächste Fahrgelegenheit nach Hause ging. Aber sicher, sie hatte auch Interesse, sich mit uns zu unterhalten.
Ich stimme dir zu, dass es in unseren Ländern enorme religiöse Freiheit gibt. Und auch auf mich wirkte die Geheimniskrämerei der Gemeinschaft recht merkwürdig.
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10.01.11 RA:
Ich stimme L zu, dass es dabei Ausnahmen gab. Aber das geschah recht selten. Während ich in der Gemeinschaft war geschah das in meinem Land nicht. Sicher, ich war nur ein Jahr lang in der Gemeinschaft, ABER wenn es während dieses Jahres keinen einzigen Fall wie ihn L erwähnt hab, gab, sagt das schon einiges. Ich war nicht der einzige aktive Missionar in unserer Gemeinschaft (in meinem Land). Deshalb traue ich mir die Schlussfolgerung zu, dass meine (natürlich subjektive) Meinung nicht einfach auf einem falschen Verständnis der Missionspraktiken beruht, sondern eher im Einklang mit der Meinung der Gemeinschaft stand.
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10.01.11 L (Autorin):
Ja, es gab nur wenige englische Muttersprachler und ziemlich eingeschränkte Themen. Aber ich empfand das Englisch nicht als besonders vereinfacht. Sicher, wer vorher nie Englisch gelernt hatte, erreichte kein besonders hohes Level. Aber die, welche besser Englisch sprachen, versuchten dem abzuhelfen: indem sie Fehler korrigieren usw.
Ich glaube, RA hat ein Sprachtalent.
Bezüglich des „Menschlichen“. Ich erinnere mich , dass zwischen „human“ und „humane“ unterschieden wurde. Das eine war das Gegenteil von „geistlich“ (also im Sinne von „fleischlich“ oder „weltlich“, d. Übers.), das andere etwas Positives. Aber es wurde nicht oft gebracht.
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10.01.11 RA:
„Aber wenn wir uns öfter getroffen oder E-Mails ausgetauscht hatten, geschah es schon einmal.“
Ich denke, in diesem Punkt bin ich selber ein Beispiel, das einige Mythen über die Gemeinschaft beseitigt. Ich will nur zwei davon erwähnen.
1. Kluges Ignoranz bezüglich der Mission unter Ungläubigen. Ich wuchs in einer völlig säkularen Umgebung auf. Keiner meiner näheren Verwandten war religiös. Nicht einmal ich.
2. In Bezug auf den Satz, den ich oben zitiert habe, möchte ich beschreiben, wie ich in die Gemeinschaft kam: Ein Missionar hatte einmal ein Gespräch mit mir. Danach tauschten wir uns per e-Mail aus. Dann war eine lange Pause und dann nahm ich wieder den Kontakt auf, indem ich einen Brief schrieb. Das alles dauerte insgesamt ca. ein Jahr, schätze ich.
Während dieser Zeit kam mir nie der Gedanke, einmal per Mail zu fragen, von welcher Gemeinschaft dieser Missionar war. Während dieser Zeit gewann ich kein Bild über seine Person oder seinen Hintergrund. Gut, man kann sagen, das war meine Schuld. Aber war es nicht auch aus seiner Sicht merkwürdig, dass er mir während dieses Jahres nie etwas über seinen Gemeinschafts-Hintergrund gesagt hat?
Vergesst also den Mythos über Offenheit. Ich weiß über diesen Missionar zu viel. Er war ein Ausländer und wurde in unser Land mit dem Auftrag der Missionierung geschickt. Also war er in den anzuwendenden Missionstaktiken bewandert.
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10.01.11 L (Autorin):
Sicher, wir alle waren „Missionare“ mit dem Auftrag zu missionieren.
Ich will nicht behaupten, dass wir offen waren. Aber wir waren auch nicht so verschlossen, wie es RA beschreibt.
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10.01.11 RA:
L schrieb: „Bezüglich des „Menschlichen“. Ich erinnere mich , dass zwischen „human“ und „humane“ unterschieden wurde. Das eine war das Gegenteil von „geistlich“ (also im Sinne von „fleischlich“ oder „weltlich“, d. Übers.), das andere etwas Positives. Aber es wurde nicht oft gebracht.“
RA: Genau das wollte ich sagen. HUMANE wurde genauso negativ gesehen. Er wurde NICHT positiv gesehen wie Du sagst. Dahinter stand unser Abscheu gegenüber dem Gesellschaftsbild der Aufklärung, das auf humanistischen Ideen aufgebaut war. Wir sahen es vor allem als individualistische und tolerante Gesellschaft, welche das genaue Gegenteil von dem ist, was unsere Gemeinschaft anstrebt.
(später): ich berichtige mich selbst: Ich meine, unsere Gemeinschaft ist genau das Gegenteil der Idee einer humanistischen Gesellschaft.
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10.01.11 RA: Hier ein Ausschnitt aus der Apologie von Josef Aufreiter, die belegt, dass „humane“ in unserer Gemeinschaft nicht positiv gesehen wird. Die Hervorhebungen sind von mir. Und bedenke, wir reden über „humane“ (menschlich) und „humanistisch“, nicht über „inhuman“:
„Theologie ohne Streben nach Heiligkeit ist Gotteslästerung. Die reine Konzentration darauf, ein ethisches Leben zu führen, ohne dass es mit einer theologischen Grundlage verbunden ist, führt zu einem HUMANISTISCHEN Konzept und weg von Gott“
„Humanistisch“ hat hier einen klaren negativen Klang. Jedes andere Konzept als das der Bibel wird negativ gesehen, denn wir setzten voraus, dass diese Konzepte immer mit anderen Konzepten verbunden sind, die nicht gut sind.
Nochmals: Ich glaube, ich kenne den Grund für ein solches Denken. Nichtsdestotrotz bezweifle ich, dass die meisten Menschen in unserer Welt sich ihrer theoretischen Basis bewusst sind. „Humanistisch“ und „menschlich“ sind eher Synonyme dafür geworden, freundlich, großherzig usw. zu sein. Wenn die Wahrheit von unserer Gemeinschaft monopolisiert wird, dann ist die Sprache doch gemeinsamer Besitz der Gesellschaft und kann von ihnen nicht monopolisiert werden.
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10.01.11 RA:
L schrieb: „Sicher, wir alle waren „Missionare“ mit dem Auftrag zu missionieren.“
RA: Sicher, wenn es einen „Missionar“ in dem Verständnis gab, das auch in anderen christlichen Konfessionen verbreitet ist, dann war ER es. Er kam nicht zufällig in meinem Land und schaute mal, was passiert (wie wir es üblicherweise tun). Er wurde auf eine bestimmte Aufgabe angesetzt, denn er war intelligent, sprachgewandt und er war nach meiner Meinung ungewöhnlich in dem Punkt, dass er ein Charisma besaß, eine gewisse Begeisterungsfähigkeit. Kurz gesagt, er hatte genau die Eigenschaften, die einen Missionar im allgemeinen Verständnis auszeichnen.
Ich will damit nicht behaupten, dass das Missionarssein nur für bestimmte Christen vorgesehen ist. Ich möchte nur sagen, dass DIESER Missionar nicht ein x-beliebiger Bursche wie jeder andere war. Weit davon entfernt.
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10.01.11 RA
Ich weiß, ich kann hier erklären soviel ich will: die Gemeinschaft wird es sowieso in ihrem Sinn verstehen.
Lass es mich klarer sagen: Ja, jeder Christ ist berufen und gesandt zu missionieren. Aber in gleicher Weise senden wir einige Leute aus, um Lebensmittel für das Wochenende zu kaufen (und nicht zu missionieren). Auf die gleiche Weise wurde dieser Missionar ausgeschickt, über den wir sprechen. Er wurde ins Ausland geschickt mit der speziellen Aufgabe zu missionieren und ein Auge auf unsere Geschwister zu haben – und eben nicht mit der Aufgabe, Lebensmittel zu kaufen oder einfach ein Partner für uns zu sein, denn wir hatten die Nase voll von Geschwistern, die alle nur Landsleute waren.
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10.1.11: RA schreibt:
Das Anliegen meiner apologetischen Beschreibung unserer Gemeinschaft ist nicht frei von Hass und Verachtung. Ich spreche meine Befürchtung aus, dass die Gemeinschaft an der Schwelle zur Krise steht. Ich möchte meine Meinung nicht als die absolute Wahrheit zu diesem Thema verstehen. Aber ich habe die Gründe benannt, warum ich so denke, wie ich denke.
Du wirst auch sehen, dass ich es auch nicht in allen meinen Postings durchhalte, ausreichend Liebe gegenüber meinen Opponenten zu zeigen, die eine andere Meinung als ich vertreten. Oh, ich liebe wirklich die Erfahrung, wie groß Gottes Liebe zu mir ist. Ich muss noch so sehr in der Liebe wachsen.
Zur Zeit scheint es für mich unmöglich zu sein, die Feinde zu lieben, die Gemeinschaft auf diese Weise zu lieben, dass sie und jedermann es auf die gleiche Weise erfahren kann, wie sie in Mt 5, 38-47 beschrieben ist. Und es ist wahr, dass dies für Menschen unmöglich ist – aber nicht für Gott. Darin unterscheidet sich die Liebe Gottes von der Welt auch.
Wirklich, unglaublich, Wunderbar. Es ist schwer, die Feinde zu lieben. Und nicht nur, weil die Feinde selbst sich nicht lieben lassen. Umgedreht: Das ist die beste Gelegenheit, um die Liebe zu üben, die in Mt 5 beschrieben ist. Wegen unserer eigenen Einstellung, unseres Mangels an Gnade ist es schwer, die Feinde zu lieben.
Es ist schwer, die Einstellung zu erwerben, deren Wirkung in Mt 5 beschrieben ist. Diese gute Einstellung hat das Resultat, das in Mt 5 beschrieben wird. Sie vergisst nicht, für die zu beten, die uns verfolgen (Mt 5, 44), was von JEDEM wahrgenommen wir, wie wir in Mt 5 lesen können. Und danach mögen wir auch versuchen, die „Wahrheit zu sagen“ und sie zu „beurteilen“, wenn wir sie so notwendig brauchen. Wenn das grundsätzlich nötig ist, denn den Feind zu beurteilen ist nichts besonderes, können wir es mit der Liebe identifizieren. Es ist recht einfach, deinen Feind zu „beurteilen“ und ihm „die Wahrheit zu sagen“. Es fällt leicht. Das ist die erste Reaktion, die aus menschlichem Verhalten entsteht.
Wir wissen, wie viel Ungerechtigkeit in der Welt und in uns selbst ist. Das ist nicht neu. Die gute Botschaft ist, dass Gott uns die Liebe gezeigt hat, die uns erreicht hat, bevor auch nur einer von uns ihrer würdig war.
Lasst uns etwas besonderes tun: Versuchen wir immer wieder zusammen die unmögliche Liebe zu üben? Ich denke, es ist gut, mit dem zu beginnen, der uns am unmöglichsten zu lieben scheint, mit dem wir keine „gemeinsame Basis“ haben, denn:
„Und wenn ihr nur eure Brüder grüßt, was tut ihr dann mehr als andere? Machen das nicht auch die Heiden?“ (Mt 5, 47)
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10.1.2011 RA schreibt:
Ich würde als ein Objekt meiner Liebe meine frühere Gemeinschaft nehmen, und dann Gerald Kluge. Und ich denke, Gerald Kluge würde meine frühere Gemeinschaft wählen (und dann vielleicht mich?) ;-)
Ich wünsche mir, dass wir den gemeinsamen Grund in der Liebe Jesu finden. Das wäre wirklich ein machtvolles Zeichen für die Ungläubigen: dass Gott nach wie vor Wunder wirkt.
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11.1.2011: RA schreibt:
Für mich ist es die größte Herausforderung, die zu lieben, deren Liebe zu Jesus vor allem von der Erfahrung geprägt ist, wie sie die Tische der Geldwechsler und die Stühle der Taubenverkäufer umwerfen.
Wie ich mich derzeit fühle
Ich habe inzwischen keinen intensiven Schmerz mehr, denn inzwischen sind einige Jahr vergangen. Aber immer noch habe ich das Gefühl, dass mir in meinem Leben etwas fehlt.
Vermisse ich etwas, weil ich damals wirkliche Liebe erfahren habe und jetzt nicht?
Eines, was ich vermisse, ist, mehr über die Bibel und Glaubensfragen zu sprechen anstatt über alltägliche Dinge. Aber nur darüber zu reden, ist nicht das Ziel. Wir brauchen auch Zeit, um die Liebe zu leben.
Weiterhin vermisse ich das intensive gemeinsame Leben, das Teilen des Lebens. Aber in der Gemeinschaft lebten wir alle in einer viel zu einheitlichen, uniformen Weise. Da war es natürlich einfacher, das Leben zu teilen, teilzunehmen, zu verstehen. Das geschah aber auch auf Kosten aller Beziehungen zu Menschen außerhalb der Gemeinschaft. Wir lebten in unserer eigenen Welt, liebten (hatten Zeit) nur für diejenigen, die sich für unseren Lebensstil interessierten.
Um ehrlich zu sein, vermisse ich auch die Wanderungen durch die Natur und das Herumreisen etwas. Das ist etwas, was ich gern mache - verbunden mit der Liebe, die nur zusammen sein will mit Freuden (die genauso sind wie man selbst). Sicher, wenn man nur reist und wandert, ohne geistliche Gespräche und Gebet, dann bleibt es auch irgendwie leer.
...
Dort erfuhr ich mehr Aufmerksamkeit, Ermutigung-Ermahnung – ich fühlte mich stärker gebraucht. Aber ich hatte zu wenig Zeit, um persönlich für mich die Dinge im Angesicht Gottes zu bedenken.
Kurz gesagt: Es gab da einige Aspekte wahrer Liebe, aber auch dort war die Liebe nicht perfekt.
2 Kommentare:
- 26.9.2009: Hallo, ich war in der Gruppe für 1,5 Jahre (2005-2007) in Polen. Können wir in Kontakt kommen? (Anonym)
- 27.9.2009: Ja, es interessiert mich, wie es mit anderen gegangen ist, die dort lebten. Du kannst mich per Mail erreichen: ...
Das Verlassen der Gruppe fühlt sich an wie der Tod einer nahen Person
Unglücklicherweise sind manche Gefühle, die wir hatten, ähnlich wie unter
http://www.reveal.org/library/psych/ithurts.html
geschildert:
„Man muss einen Trauerprozess durchleben. Die meisten Leute verstehen, dass jemand nach dem Tod eines geliebten Menschen oder etwas ähnlichem trauern muss. Dass es in dieser Situation (nach dem Verlassen einer exklusiven Gemeinschaft, d. Übers.) ähnlich ist, fällt ihnen schwer zu verstehen. Es gibt für die Trauer, Verwirrung und den Schmerz kein einfaches und schnelles Heilmittel. Wie bei allen Trauerprozessen, heilt die Zeit.
Einige fühlen sich schuldig oder schlecht, weil sie trauern. Das sollen sie nicht. – Es ist normal. Es ist nicht schlecht, sich verwirrt, unsicher, desillusioniert, schuldig, wütend oder trostlos zu fühlen – das alles ist Teil des Prozesses (der Trauerarbeit, d. Übers.). Mit der Zeit werden die schlechten Gefühle den klaren Gedanken, der Freude, dem Frieden und dem Vertrauern weichen.“
Kommentare:
- 5.9.2009: Peff: Ich stieß auf Deinen Blog, als ich für meine Examensarbeit recherchierte. Ich bin Journalistik-Studentin und möchte einen Artikel über christliche Freikirchen schreiben und was sie so faszinierend besonders für junge Leute macht. Ich möchte Dich fragen, ob Du mir über Deine Erfahrungen berichten kannst und warum Du die Gruppe verlassen hast. Ich denke, Deine persönliche Sichtweise könnte meinem Artikel einen weiteren und sehr interessanten Aspekt hinzufügen.
Grüße aus Dänemark, Steffi - 5.9.2009: Autor: Es war keine Freikirche, sondern eine kleine exklusive Gemeinschaft. Nur eine kleine Anzahl von Leuten praktizierte den von ihnen geforderten Lebensstil. Einige verließen sie nach einer Weile, denn sie konnten nicht all den Erwartungen Folge leisten, viele wurden aus dem gleichen Grund aus der Gemeinschaft hinausgeworfen (wie auch ich), einige auch wegen realer Sünden.
Was mich zu ihnen hinzog, war die tiefe Frömmigkeit, das Studieren der Bibel und theologischer Fragen sowie enge und gleichrangige Beziehung (die Erfahrung von Gemeinschaft, d. Übers.) ...
Diese enge Gemeinschaft ist einer der Gründe, warum es nicht einfach ist, diese Gemeinschaft zu verlassen..
Die Gemeinschaften, die sich in meinem Land „Freikirchen“ nennen, unterscheiden sich von der Gemeinschaft (der Holic-Gruppe, d. Übers.). Ich vermute, in Dänemark wird es ähnlich sein.
Deshalb weiß ich nicht, ob es zu Ihrem Artikel passen würde. - 22.5.2009: Anonym: Warum schreibst Du diesen Blog? Bist Du von Deiner Trauer (Kummer) geheilt? Bist Du wieder in die Gemeinschaft zurück gekehrt?
- 22.5.2009: Autor: Die Geschwister würden mich nicht akzeptieren, weil ich in verschiedenen Punkten anderer Meinung als sie bin.
Ich schreibe diesen Blog, weil ich nur wenig Gelegenheiten habe, um über diese Zeit zu sprechen. Und vielleicht ist es für manche in einer ähnlichen Situation eine Ermutigung.
Ich habe inzwischen keinen intensiven Kummer mehr, denn inzwischen sind einige Jahre vergangen. Aber ich habe nach wie vor das Gefühl, dass mir etwas in meinem Leben fehlt. - 15.6.09: ST: Mein Freund ist der Gruppe beigetreten, die Du verlassen hast. Ich habe mit anderen Freunden Informationen über diese Gruppe gesammelt. Dein Blog hat uns geholfen, zu verstehen, in was für eine Gruppe unser Freund geraten ist – und das mindert nicht unsere Besorgnis. Wir möchten mehr über diese Gruppe wissen. Würdest Du einiges von Deinem Wissen mit uns teilen?
Meine E-Mail-Adresse: ... - 9.8.2009: Anonym: Du hast dort wahre Liebe erfahren. Könnte es der Grund sein, warum Du jetzt etwas vermisst?
Berühre keinen Unreinen
es 52,11: Fort, fort! Zieht von dort weg! Fasst nichts Unreines an! Zieht von dort weg! Haltet euch rein; denn ihr tragt die Geräte des Herrn. 12 Doch zieht nicht weg in Hast, geht nicht fort in Eile; denn der Herr geht vor euch her, und er, Israels Gott, beschließt auch euren Zug.
Wir zitierten diesen Vers gern, um einzuladen, die Welt zu verlassen und Unreine zu meiden, um Sünder zu meiden. Aber der nächste Vers lautet: „Doch zieht nicht weg in Hast oder in Flucht, denn der Herr geht euch voraus“. So müssen wir nicht ängstlich den Kontakt mit Ungläubigen meiden. Der Herr ist bei uns, uns zu schützen.
Kommentare:
- 1.7.2009 Anonym: Hallo, Wer bist Du? Bist Du zurück bei den Geschwistern, hast Du deshalb den Blog nicht fortgesetzt?
- 1.7.2009: Autor: Ich bin nicht zu ihnen zurückgekehrt. In diesem Fall hätte ich den Blog vermutlich gelöscht. Ich bin zur Zeit durch viele andere Aktivitäten in Beschlag genommen. Das Leben geht weiter, man kann nicht nur in der Vergangenheit leben.
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29.12.2010, Anonymous:
Warum gibst Du eine solches Statement ab?
Ich habe es nie so formalistisch erlebt. Es war immer nur so, wie Du es interpretiert hast. Es war immer deine Freiheit (zu der wir aufgerufen sind) und deine eigene Entscheidung.
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29.12.2010: L (Autorin):
Ich glaube, da GAB es zu große Angst vor äußeren Einflüssen. Z. B. habe ich gehört, dass jemand ausgeschlossen wurde, nur weil er mit einem augeschlossenen Bruder geredet hat.
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30.12.2010: Anonymous:
Furcht (?) bedeutet, dass man nicht genug in Gott verankert ist (1 Joh 4, 18)
“Ich habe gehört…“
Glaubst Du das wirklich?
Es wäre gut, eine solche Aussage zu überprüfen! Ich erlebte so viel Liebe für die Wahrheit und füreinander, dass ich es mir gar nicht vorstellen kann!
Eventuell war es nicht das Gespräch selber, sondern der Inhalt des Gesprächs. Dann werden wir durch unsere Worte eingeschätzt, dem Inhalt unseres Herzens.
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30.12.10: L (Autorin)
Ja es war der Inhalt des Gesprächs, nicht das Gespräch an sich. Entschuldigung für die Oberflächlichkeit. Der Gesprächspartner, der in der Gemeinschaft war, konnte nicht glauben, dass der Ausgeschlossene ein falscher Prophet (Lehrer) sei, wie die Gemeinschaft behauptete. Soweit ich weiß, betraf die „falsche Lehre“ Fragen von Ehe und Lebensstil: in Übereinstimmung mit der Bibel aber nicht mit der Gemeinschaft.
Weil es nicht genügend Hinweise in der Bibel gibt, um die Ehe zwischen Christen zu untersagen, fürchtete die Gemeinschaft, dass ihre Praxis in Frage gestellt wird. Denn wenn Geschwister heiraten und Kinder haben, können sie natürlich nicht mehr den vagabundierenden Lebensstil der Gruppe durchhalten.
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1.1.2011: Anonymous:
Der Ausgeschlossene konnte nicht in Übereinstimmung mit der Bibel sein, ansonsten wäre er nicht ausgeschlossen worden. Ich finde, es ist etwas hochmütig, anzunehmen, dass ein Einzelner besser oder stärker (von Gott) geführt würde als die Kirche. Jesus identifiziert sich selbst mit seiner Kirche, denen, die ihm im Gehorsam folgen. Dort gibt es viele und nicht nur einen einzelnen. Viele, die sich einsetzen, kämpfen und darum beten, Gottes Wille, die Wahrheit, zu sehen und zu finden.
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1.1.2011: L (Autorin)
Wenn ein Bruder ausgeschlossen wir, steht er allein gegen viele, aber wenn du all die Geschwister zusammen zählst, die wegen der Frage der Ehe aus der Gemeinschaft ausgeschlossen wurden oder diese verlassen haben, dann sind es mehr als diese. Und wenn Du all die Leute zählst, die Jesus nachfolgen und denken, dass die Ehe erlaubt ist, dann sind die 100 Leute in unserer Gemeinschaft eine verschwindende Minderheit.
Ich finde es ebenso hochmütig zu denken, dass 100 Leute die Wahrheit wissen und all die Tausenden oder Millionen, die auch denken, dass sie Christus nachfolgen, falsch liegen.
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3.1.2011: Anonymous:
... es geht nicht darum, gegen jemanden zu sein, sondern es ist eine Frage der Leitung (Führung)!
... und denkst du, dass „all die Tausenden oder Millionen, die auch denken, dass sie Christus nachfolgen“ in Einheit und gegenseitiger Liebe leben, wie es Jesus gefordert hat?
Erinnerst Du dich auch an das, was Jesus in Mt 7, 14-23 gesagt hat?
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2.1.2011: L (Autorin)
Ich denke, es gibt genug unter ihnen, die ein liebevolles Leben führen und in den wesentlichen Fragen im letzten einig sind.
Bezüglich Mt 7: Ja, sich selbst für einen Christen zu halten, ist nicht genug für die Erlösung. Aber ich glaube nicht, dass nur diese 100 Leute gerade diejenigen sind, die Willen des Vaters tun und alle anderen Bösewichter.
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4.1.2011: RA:
Ich bin etwas erschrocken, wohin die Gemeinschaft abdriftet. Denn sie schrumpft wegen ihres anspruchsvollen Lebensstils wie ein brennender Komet im Weltraum.
Ich glaube, die Gemeinschaft weiß gar nicht, von wem sie wirklich geführt wird. Wenn sie nicht eine Pause einlegt, wird sie vermutlich im Nichts enden und es wird niemanden mehr in der Gemeinschaft geben.
Religion wird wie ein Teil der Kunst behandelt
Die Gruppe selbst schreibt unter followchrist.info:
„Die meisten Menschen meinen, dass es keine absolute Wahrheit gibt. Die Meinung, dass die Wahrheit relativ sei, gehört in unserer Gesellschaft zur vorherrschenden Ideologie. Viele Leute haben sich an diesen Gedankengang gewöhnt und meinen, dass die Überzeugung eines Menschen, was die Wahrheit ist, relativ sei und keine Bedeutung für andere hat: „Was für mich gut ist, ist für mich richtig.“ Wenn jedoch alles den gleichen Wert hat, ist letztlich nichts mehr wichtig. Das Kriterium, um Gut und Böse, Richtig und Falsch zu unterscheiden, ist komplett verloren gegangen. Jeder kann sich etwas heraussuchen, das zu seinem persönlichen Geschmack und Bedürfnissen passt. Die Leute malen sich ihr eigenes Bild vom Himmel, indem sie sich die Farben aus der Palette ihrer eigenen Sehnsüchte und Wünsche aussuchen, sie schaffen ihre eigene Religion, die jetzt gerade am besten zu ihnen passt. ... Tatsächlich wird die Religion in weiten Zügen ähnlich behandelt wie eine andere Form von Kunst, wie die Modewelt, in der Menschen Trends erschaffen und Trends umgekehrt Menschen erschaffen. Gottes Weg ist anders...“
Mit Recht wird die Haltung kritisiert, alles sei subjektiv. Es ist Gottes Weg, der zum Himmel führt, und andere Wege führen sonst wohin.
Aber das Problem besteht darin, dass es eine Vielzahl von Gemeinschaften gibt, die behaupten, dass gerade sie den richtigen Weg kennen und die anderen im Irrtum sind. Jede dieser Gemeinschaften betont einige Aspekte der Lehre Jesu (oder sogar aus der Lehre des Alten Testaments) und vernachlässig einige andere Aspekte. Üblicherweise proklamieren und veröffentlichen sie das, dem sie selbst nachfolgen und was sie für wichtig halten. Diejenigen ihrer Lehren oder Praktiken, die nicht allgemein als gut empfunden werden, versuchen sie zu verstecken oder zu beschönigen.
Sie kritisieren einige Dinge in anderen Gemeinschaften und geben selbst ein besseres Beispiel – und es ist wertvoll, darin von ihnen zu lernen. Aber sie verfallen ins andere Extrem dieser Lehre und dann ist es nicht mehr gut. Auch sie sind unwissend. Sie haben nicht die Erfahrung, dass einige Menschen auf schnelle und einfache Weise von einer Sünder frei werden, während andere jahrelang kämpfen müssen, bevor sie von der gleichen Sünde endgültig los kommen. Das kann einen Mangel an Gnade und Mitgefühl gegenüber den Letzteren hervorrufen, die deshalb den Kampf zu schnell als hoffnungslos aufgeben.
Weiter heißt es dort:
„... Er will uns von selbstsüchtigen Begierden und sexuellen Sünden befreien, von Wahn und Neid, von Minderwertigkeitsgefühl und Stolz, von Arroganz und dem Drang, andere Menschen gefallen zu wollen.
Jesus möchte uns auch von allen Arten falscher Lehre befreien, die Menschen dazu bringt, sich auf sich selbst zu konzentrieren im Bemühen, sich selbst zu retten. Aber er will uns auch von der falschen Vorstellung befreien, welche die Leute Christenheit nennen, wo Menschen eine Menge an Zeit und Energie für die Anliegen sozialer Gerechtigkeit opfern, aber den geistlichen Kampf gegen die Sünde vernachlässigen.“
Gegen die Sünde zu kämpfen, war gut und brachte einigen Erfolg. Aber manchmal waren wir zu sehr auf die Sünden fokussiert und bedachten zu wenig die sozialen Aspekte des Lebens.
„Jesus möchte uns befreien von einer Lehre, die eine Zusicherung von Gottes Vergebungsbereitschaft verbreitet, aber vergisst, dass Jüngerschaft vor allem bedeutet, Jesus nachzufolgen. Er möchte uns von Lehren befreien, die uns Gottes Gnade versprechen, aber Gehorsam als gesetzlich verwerfen. Deshalb suchen wir die Wahrheit, suchen wir Gottes Wille sowohl in unserem Leben als auch in unserer Lehre.“
Aber es war nicht genug bewusst, dass wir ungeachtet der Wichtigkeit des Gehorsams, die Vergebung durch Gnade erlangen.
Entstand Weihnachten aus einem heidnischen Fest
Es ist bekannt, dass Weihnachten aus einem heidnischen Fest entstand, dem erst Jahrhunderte nach Jesus eine christliche Bedeutung gegeben wurde.
Inwieweit aber dienten diese Feste der Anbetung der Sonne oder eines anderen Götzen, und inwieweit waren sie bloße Anlässe für Spaß und das Feiern an sich?
Wie Paulus schrieb, sind die Götzen nichtig und Opferfleisch zu essen ist kein Problem. Wir sollen nur kein Stolperstein für die schwachen Brüder sein, die diese Erkenntnis nicht haben.
Wenn heutzutage, zumindest in den westlichen Ländern, Weihnachten seine innere Verbindung zur Götzenanbetung verloren hat, dann sollte es doch kein Problem sein, einigen christlichen Traditionen heidnischen Ursprungs zu folgen, die nicht in sich schlecht sind? Sicher sollen wir uns hüten, den Konsum-Götzen zu verehren, aber das gilt das ganze Jahr über und nicht nur zur Weihnachtszeit.
Die Mehrheit der Menschen aber liebt die Tradition und schwimmt mit dem Strom... Können wir also auf eine moderate und christus-zentrierte Weise daran teilnehmen oder ist es so böse und heidnisch, dass wahre Christen, Nachfolger Christi, das Feiern von Weihnachten vollkommen ablehnen müssen? In gewisser Weise meine ich, dass Weihnachten und andere Feste nicht notwendig sind, wir können in unserem Herzen jeden Tag ein Fest für den Herrn haben.
Kommentare (diese stammen in der Regel von anderen Nutzern, die diesen Blog gelesen haben):
- 22.10.2008: Anonym:
Weihnachten, eine Feier der Geburt Jesu oder eine heidnische ... Tradition.
Ursprünglich, denke ich, ist Weihnachten die Feier der Geburt Jesu. Wir wissen natürlich, dass Jesus einige Monate eher oder später geboren wurde, aber das ist wohl unwichtig.
Satan mag schlau genug sein, unser himmlisches Fest auf einen seiner Tage zu legen, aber ich denken, wir können völlig ignorieren!
Die Bibel sagt, dass Satan nur kam, um uns zu bestehlen. .. So lasst es uns ihm zurückzahlen! Unsere Weihnachtsfeier ist die Feier christlichen Gottesdienstes des menschgewordenen Gottes! Eine Möglichkeit, ewig zu leben, auch wenn wir selbst mitunter den eigenen Kampf gegen die Sünde verloren haben.
Es ist kostbar zu wissen, dass er für uns starb, was heißt, dass er unsere Strafe auf sich nahm und uns damit frei machte.
Frei zu leben, frei zu lieben, frei uns an all den schönen Dingen auf Erden zu erfreuen, die Gott für uns geschaffen hat, menschliche Wesen!
Und wir müssen uns auch daran erinnern: die guten Taten in unserem Leben sind auch von Gott gewirkt.
Gott segne dich! Stark!
Die Gefahr falscher Lehren
In der Gemeinschaft wird die reine Lehre als eine sehr wichtige Sache verstanden. Sicher, der Apostel Paulus schreibt: „Achte auf dich selbst und auf die Lehre; halte daran fest! Wenn du
das tust, rettest du dich und alle, die auf dich hören.“ (1 Tim 4, 16), und an die Galater (1,9): „Wer euch ein anderes Evangelium verkündigt, als ihr angenommen habt, der sei verflucht.“ Und Jesus sagt: „Wenn ihr in meinem Wort bleibt, seid ihr wirklich meine Jünger. Dann werdet ihr die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch befreien.“ (Joh 8. 31f).
Wer falsch lehrt, dient nicht wirklich Gott...
Lehre und Leben sind eng miteinander verbunden...
Falsche Lehren haben einen schlechten Einfluss auf die Gemeinschaft und führen weg von Gott...
„Jeder, der darüber hinausgeht und nicht in der Lehre Christi bleibt, hat Gott nicht. Wer aber in der Lehre bleibt, hat den Vater und den Sohn. Wenn jemand zu euch kommt und nicht diese Lehre mitbringt, dann nehmt ihn nicht in euer Haus auf, sondern verweigert ihm den Gruß. Denn wer ihm den Gruß bietet, macht sich mitschuldig an seinen bösen Taten.“ (2 Joh 9-11)
Du kannst näheres in ihrem Artikel unter http://followchrist.info/e_teach.html nachlesen.
Sicher ist es biblisch, auf die Reinheit der Lehre zu achten. Aber unsere Erkenntnis ist in dieser Welt begrenzt. Nicht jedes theologische Detail ist in der Bibel unzweideutig erklärt. Wo ist also die Grenze zwischen richtiger und falscher Lehre? Wie kann man insbesondere unterscheiden, ob die Lehre eindeutig falsch ist und ins Verderben führt oder ob sie nur theologisch nicht ganz korrekt ist, aber die eigene Errettung nicht gefährdet?
Wie sollen wir z. B. die Bibel interpretieren?
Wenn liberale Theologen große Teile der Bibel als nicht authentisch verwerfen, dann beseitigt es die Autorität der biblischen Wahrheit und stempelt die ersten Christen zu Lügnern, welche die Bibel als ein Buch von Mythen schrieben. Diese Herangehensweise stellt viele Lehren der Bibel in Frage. Deshalb muss sie falsch sein.
Ein anderes Extrem wäre es, zu sagen, die Bibel sei wortwörtlich so von Gott diktiert worden und enthielte weder Fehler noch Widersprüche in ihrem Text. Oder zu behaupten, die Bibel sei ein naturwissenschaftliches oder ein Geschichtsbuch. Bekannt ist die Debatte um die Erschaffung der Welt in sechs Tagen. Wenn wir die Bibel mit kritischem Verstand lesen, finden wir in ihr Widersprüche – sowohl in ihr selbst als auch im Hinblick auf die Naturwissenschaften.
Ich finde, ein vernünftiger Weg ist die Ansicht, dass die Bibel eine Bibliothek von unterschiedlichen Literaturgattungen ist. Sie wurde von Menschen geschrieben, die Gott kannten. Sie schrieben über ihn und über die Geschichte der Erlösung. Jeder schrieb entsprechend dem Wissen seiner Zeit. Und dieses Wissen nahm zu, besonders nach dem Kommen Jesu. Diese Ansicht ist auch die Sichtweise der Gemeinschaft.
Wenn jemand einem großen Teil der Bibel keinen Glauben schenkt, verändert das sein Leben in beträchtlicher Weise. Wenn jemand überzeugt ist, dass die Welt in sechs Tagen geschaffen wurde, und dann noch einigen anderen Lehren der Bibel buchstäblich folgt, kann das zu einigen seltsamen Beschränkungen in Bezug auf Ernährung, Kleidung oder der Stellung der Frau führen. Aber hindert es daran, den grundlegenden Lehren Jesu zu folgen, zu lieben und heilig zu sein, um durch den Glauben an ihn gerettet zu werden?
Ein anderes Beispiel: Wenn die allgemeine Lehre ist, dass wir die Hilfe Jesu für unsere Errettung brauchen und dass wir aufgerufen sind, uns von unseren Sünden zu bekehren: Ob jemand nun glaubt, er wäre als Sünder geboren, oder ob er meint, er habe nur eine Versuchbarkeit zur Sünde: Ändert sich für ihn etwas entscheidend in seinem Mühen um Heiligung? Gottes Macht kann sowohl die Neigung zur Sünde als auch die sündige Natur besiegen. Und man kann beide Vorstellungen als Entschuldigung für die eigene Schwäche gebrauchen. Wäre es nicht viel wichtiger, die Haltung zu stärken, sich nicht für seine Sünden zu entschuldigen, sondern durch Jesus geheiligt zu werden?
Ein weiterer Gedanke: Wir erwarteten von jedermann, dass er die reine Lehre auf einem ziemlich hohen theologischen Niveau kennt. Aber was ist mit denen, die keine solche Ausbildung haben, um theologisch-philosophische Details zu verstehen? Und die psychisch Kranken? Wenn die Einzelheiten jeder Lehre die Grundlage der Erlösung bilden, wer kann dann noch erlöst werden?
Gott ist Liebe
Über einen Artikel auf der Webseite der Gemeinschaft „Gott ist Liebe“
(http://followchrist.info/e_love.html)
Auch wenn die gelebte Liebe als Erkennungszeichen des Christen ein wichtiger Punkt ist, dauerte es lange Zeit, bis ein Artikel über die Liebe auf der Webseite der Gemeinschaft erschien... Ist es ein Hinweis auf den Mangel an Liebe? Oder waren wir zu beschäftigt, die Liebe auf anderen Gebieten zu leben?
Gott gibt seine Liebe. Er gab uns dieses Leben und alles. Mehr noch, er schenkt uns ewiges Leben in seinem Sohn Jesus. Er macht uns zur Liebe fähig.
Liebe ist kein intensives Gefühl, sondern ist verbunden mit der Entscheidung und möchte immer das Beste für den anderen.
Nur Gottes Liebe kann unser Verlangen erfüllen, vollkommen geliebt zu werden.
Gottes Liebe sagt die Wahrheit, deckt Heuchelei und alle anderen Sünden auf, auch wenn es unangenehm ist. z. B. : „Gott gibt uns alles, was wir brauchen, und gab uns viele Dinge und Fähigkeiten, um selbst zu lieben und Gutes zu tun. Wenn wir sündigen, missbrauchen wir diese guten Gaben Gottes, indem wir sie für Böses gebrauchen, ohne Respekt davor, wofür sie anvertraut worden. Ein Sohn, der das ganze Erbe seines liebenden und sorgenden Vaters verschleudert, verschafft ihm Verdruss, missachtet seinen Vater und weist ihn ab. In gleicher Weise missachten wir Gott und weisen ihn ab, wenn wir ihn nicht fragen, wie er möchte, dass wir leben.“
—
Wir missachten Gott, wenn wir nicht unsere Fähigkeiten zum Guten nutzen. Nicht, was angenehm zu hören ist, sondern was zur Umkehr ruft.
Aber ich kann in dem Artikel der Gemeinschaft nicht die wunderbare Aussage zur Liebe aus 1 Kor 13 finden: „Liebe ist langmütig, Liebe ist demütig, Liebe vergibt, Liebe trägt das Unrecht nicht nach...“
Gott liebt jeden, nicht nur die sympathischen. Jesus hat uns gelehrt, sogar unsere Feinde zu lieben und für die Verfolger zu beten – auch das fand ich nicht im Artikel der Gemeinschaft.
Liebe bindet Christen aneinander. Liebe schenkt auch jedem anderen Vertrauen und Freiheit. Liebe herrscht nicht über den anderen.
Die ersten Christen teilten sogar ihr Eigentum miteinander. Ich vermute, Jesus möchte nicht, das wir andere von uns abhängig machen.
„Du hast deine hasserfüllte Einstellung nicht verändert“
Kluge veröffentlicht einen Brief der ÖSM an Gottfried aus dem Jahr 1980, in dem sie ihn baten, ihre Veranstaltungen wegen seiner unverändert hasserfüllten Einstellung ihnen gegenüber nicht mehr zu besuchen. Josef erklärte, der Grund für Gottfrieds Haltung wäre die fundamentalitische Einstellung der ÖSM gewesen, welche die Erkenntnisse der Naturwissenschaft ignoriert hätte.
Ich traf G. nicht sehr oft, aber aus der Erfahrung dieser Treffen und was ich von anderen gehört habe, meine ich, dass er in diesem Punkt wirklich keine gute Haltung hat. Und schließlich hat sein Ausschluss aus der Gemeinschaft auch etwas mit seiner respektlosen Art im Gespräch mit anderen Geschwistern zu tun. Aber es brauchte ca. 20 Jahre, ehe die Geschwister erkannten, dass er mehr brüderliche Zurechtweisung nötig gehabt hätte.
Ihr alle aber seid Brüder (Mt 23, 8b)
Sie, oder wir, erklärten, Christus zu folgen, keinem menschlichen Führer oder Propheten. Wir hatten keine Ämter wie Pastor, Priester, Bischof und auch keine Ältesten. Wie in biblischer Zeit, als es keinen Pastor über der Herde, aber viele Älteste unter ihnen (in ihrer Mitte) gab, waren wir wie Brüder und Schwestern. Die Aufgaben wurden nach den Fähigkeiten verteilt und danach, wie jeder Zeit hatte. Ältere und gehorsamere Brüder* hatten Aufgaben mit größerer Verantwortung, aber es gab keine festgeschriebenen Regeln, wer ein „älterer Bruder“ war.
Von jedem wurde erwartet, dass er die Bibel studierte, seine Gedanken und Erkenntnisse mit anderen teilte und missionierte.
* Mit „Bruder“ meinen wir meistens nicht nur männliche Mitglieder, es ist nur kürzer als „Brüder und Schwestern“, die englische Übersetzung für das deutsche „Geschwister“ und das ungarische „testverek“. Auch wenn Englisch während meiner Zeit die allgemeinen Sprache untereinander war, gab es nur einige wenige englische Muttersprachler unter uns.
* Gehorsam meint natürlich Gehorsam gegenüber Gott. Faktisch wurde es aber vermischt mit dem Gehorsam gegenüber der Sichtweise unserer Gruppe.
1 Kor 14,24-26,29-32: Wenn aber alle prophetisch reden und ein Ungläubiger oder Unkundiger kommt herein, dann wird ihm von allen ins Gewissen geredet, und er fühlt sich von allen ins Verhör genommen; was in seinem Herzen verborgen ist, wird aufgedeckt. Und so wird er sich niederwerfen, Gott anbeten und ausrufen: Wahrhaftig, Gott ist bei euch! Was soll also geschehen, Brüder? Wenn ihr zusammenkommt, trägt jeder etwas bei: einer einen Psalm, ein anderer eine Lehre, der dritte eine Offenbarung; einer redet in Zungen, und ein anderer deutet es. Alles geschehe so, daß es aufbaut. ...
14:29 Auch zwei oder drei Propheten sollen zu Wort kommen; die anderen sollen urteilen. Wenn aber noch einem andern Anwesenden eine Offenbarung zuteil wird, soll der erste schweigen; einer nach dem andern könnt ihr alle prophetisch reden. So lernen alle etwas und alle werden ermutigt. Die Äußerung prophetischer Eingebungen ist nämlich dem Willen der Propheten unterworfen.“
Mein Beginn und mein Weg
Was mich betrifft, so begann mein Weg im Christsein 1995. Der Herr erreichte mich über ein Bibelstudium, das ich mit einigen Leuten durchführte, die aus presbyterianischem und missionarischem (wörtl.: Jünger-machendem, d. Übers.) Hintergrund kamen. So war mein Christsein vom Bibelstudium geprägt (wörtl.: bibel-studien-zentriert, d. Übers.). Als ich zu glauben begann, lernte ich viel über Christen und „christliche“ Sichtweisen aus dem Internet, Büchern, durch das Radio... Später, in der Gemeinschaft, lernte ich noch mehr, sowohl durch die Gespräche mit den Geschwistern als auch mit anderen Leuten. Dort lernte ich auch die unterschiedlichen Sichtweisen deutlicher zu beurteilen. Und ich lernte mehr praktische Selbstverleugnung. Ich lernte Zusammenarbeit, einander als Teil eines Körpers, einer Familie zu ergänzen.
Und jetzt lerne ich, all das außerhalb dieser enggeknüpften Gemeinschaft weiter zu leben.
Der Beginn
Kommentare im Original-Blog:
29.12.2010: Anonymous:
Es ist ein gutes Zeichen für die Gnade Gottes und für die Gemeinschaft. Es ist ein Zeichen der Verantwortung jedes Mitglieds des Körpers in Bezug auf den Gehorsam des einzelnen. Wir können die Verantwortung nicht auf die Gemeinschaft abschieben und dabei nicht den Mangel an Liebe bei uns selbst sehen. An diesem Beispiel kann man eher die Geduld und Langmütigkeit Gottes auf dem Weg sehen, den Er viele von uns führt.
+++++++
4.1.11: RA
SCHÖNE WORTE
Ich stimme dir zu, dass nichtsdestotrotz jedes Mitglied der Gemeinschaft großen Einfluss und Verantwortung hat.
Aber da gibt es etwas, wo ich der Meinung von Anonymous nicht zustimmen kann.
Es ist wirklich wunderbar, wenn einige Leute erkennen, dass sie die einzige und wahre Kirche sind und all die anderen Konfessionen falsch liegen. Aber das ist tatsächlich der typische Beginn für viele Arten von Sekten, denn sie sind so auf sich selbst fixiert und meinen, das Aufrechterhalten der reinen Lehre liege allein in ihren Händen. Indem man die Wahrheit auf diese Weise für eine kleine Clique monopolisiert, führt es dazu, dass man die Außenwelt schwarz malt. Deshalb ist die Gemeinschaft auch so ängstlich gegenüber Kritik von Außen.
Anonymous preist die Gemeinschaft, ist aber nicht bereit, irgendeiner Kritik in seinem Posting Recht zu geben. Wir wissen aus Gottfried H.s Verhalten, dass er wirklich kein gutes Zeichen für die Gnade Gottes und die Gemeinschaft war. Geduld und Selbstkontrolle als Frucht des Heiligen Geisters waren in seinem Verhalten gegenüber Außenstehenden (die wir nach den Worten Jesu auch lieben und nicht hassen sollen) nicht zu bemerken.
Ich glaube, die Idee unserer Gemeinschaft von der Gleichheit aller Mitglieder war wirklich sichtbar. Das war uns wichtig. Dennoch gab es Leute mit mehr Einfluss wie Gottfried H., Josef A. usw. Sie waren “Ältere Geschwister“, die „mehr von Gott erkannt“ hätten. Es gab einige Brüder, die andere ermutigten und ermahnten, und einige waren immer nur Empfänger von Ermutigung und Ermahnung. Ich möchte jedenfalls darüber reden, wie Dinge in der Gemeinschaft wirklich WAREN und SIND, und nicht über die Idee, wie die Dinge nach Sicht der Gemeinschaft hätten sein sollen.
Während meiner Zeit in der Gemeinschaft sah ich viele Mitglieder, die während der „Themen“ schliefen. Und ich denke es lag nicht nur daran, dass sie eine lange Nacht während der Fahrt zu den Wochenendtreffen hatten, sondern es lag wohl auch an ihrem geringen Interesse (oder auch dem geringen Wissen) über diese Themen, die sie einschlafen ließ. Ich war selber inaktiv. Manchmal waren die Themen nicht sehr interessant, manchmal hatte ich keinen Mut. Es gab viele Gründe.
Was ich sagen will, ist , dass wir unsere Gleichheit mythologisierten. Wir idealisierten unser Interesse an der Bibel zu sehr. Wir mythologisierten unsere Aktivitäten.
Ich habe oft außerhalb der Gemeinschaft Interesse an der Bibel gesehen, das größer ist als bei manchen Mitgliedern der Gemeinschaft. Nach meiner Einschätzung gab es etwa 20 % der Mitglieder, die im Strom mitschwammen. In Wirklichkeit schwammen sie gegen den Strom, denn sie waren „ermutigt“, aber gegen den Strom zu schwimmen wollten sie nicht, ziemlich entfernt von äußeren Einflüssen. Es ist gut, dass wir gegenüber diesen Mitgliedern Vertrauen zeigten, dass sie sich ändern. Aber ich denke das geschah auch nur teilweise, denn wir wollten von uns das Bild einer Kirche abgeben, wo JEDER engagiert und eifrig ist.
Ich denke, die Lösung liegt nicht darin, die Latte für die Mitgliedschaft höher oder niedriger zu hängen, sondern damit aufzuhören, die Gemeinschaft als die einzig wahre Nachfolgerin Christ zu sehen, die allein weiß, was richtig ist und andere in der Rolle von kleinen Schülern sieht, die keine Ahnung von der Wahrheit haben.
Ich denke, die Gemeinschaft steht an der Schwelle zur Krise. Die Gemeinschaft muss sich selbst gegenüber anderen Ratschlägen ÖFFNEN. Die Ratschläge von anderen zu hören, heißt nicht, dass man mit ihrer Lehre als ganzer übereinstimmen muss. Aber andere Konfessionen, die sicher in ihrer Geschichte auch schlechte Zeiten hatten, können einen Rat geben, wie man aus einer solchen Situation herauskommt. Sie können uns Gutes tun, uns helfen zu existieren und uns nicht zerstören.
Die Gemeinschaft muss ihr Misstrauen anderen gegenüber ablegen. Andere Konfessionen sind nicht Teufel, die nur unsere Gemeinschaft niederringen wollen und die Informationen/Hintergründe über uns missbrauchen. Je mehr wir den anderen misstrauen und sie verachten, umso mehr gerät die Gemeinschaft auf den gleichen Weg.
Ich glaube, wir liebten es, den Ursprung unserer Gemeinschart in der Urkirche (der Kirche des ersten Jahrhunderts) zu sehen. Das ist wohl auch normal, wenn sich eine Kirche selber mit den ersten Christen identifziert.
Nichtsdestotrotz können wir die Geschichte unserer Vereinigung zurückverfolgen, das heißt bis zur Person von Gottfried H. Ich glaube, wir konnten keine Gemeinde-Abstammung vom ersten Jahrhunder bis heute feststellen. Rückblickend gab es für uns vor Gottfried H. keine wahre Kirche.
Man konnte nur die Kontinuität des christlichen Glaubens sehen, der von einigen unbekannten Christen ohne konfessionell bekannte Identität weitergetragen wurde. (Ich denke, wir gestanden es keiner bestimmten Konfession zu, dass sie die wahre Lehre bis zu den 1970er Jahren weitergegeben hätte.)
So müssen wir eingestehen, dass Gottfried H. die einzige sichtbare Gemeinschaft gründete, der zugestanden wurde, dass sie bis in die ersten Jahrhunderte in der Geschichte der Christenheit zurückging.
Aber positiv gedacht: nach dieser Sichtweise ist unsere Gemeinschaft relativ jung. Die eingespielten Lehrinhalte und der Lebensstil sind unverändert, aber so ist es erst seit wenigen Jahrzehnten. Es wäre leichte für uns, diese Dinge zu verändern als z. B. für die Katholiken.
Ich habe die Hoffnung,d ass dieser Zug stoppen wird und die Geschwister sowohl über die Prioritäten nachdenken werden – wie über ihre positiven und negativen Konsequenzen.
Hier endet mein Monolog.
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5.11.11 Anonymous:
Ich meine, dass Gott seine Gnade, Liebe und Langmut gerade darin zeigt, auf welche Art einige von uns, eingeschlossen Gottfried H., trotz ihrer schweren Sünden, durch die Gemeinschaft, die Kirche Christi, herausgebracht wurden.
An RA:
Es ist schade, dass du unter uns warst und den Grund unseres Lebensstils nicht verstanden hast sowie das, was Du „Dogma“ nennst.
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9.1.11 RA schreibt:
Ich bin sehr dankbar, dass Du mir enthüllt hast, wie die Gemeinschaft das „sich in Begierde verzehren“ in 1 Kor 9,9 versteht (im Posting „Es ist besser zu heiraten, als sich in Begierde zu verzehren“).
Gruppenegoismus
Herr Kluge beschreibt unsere arrogante Haltung gegenüber anderen Konfessionen und leider war es auch so. Wir gaben uns viel mehr der Lehre und einander hin als sie, wir hatten unsere Beziehungen aufgegeben, unseren Besitz, einige ihren Beruf, die Stadt, das Land, um in der Gemeinschaft zu leben. Das war unsere neue Familie, Gottes Volk. Draußen war die Welt, die sich auf dem Weg ins Verderben befand. Drinnen waren wir vor allem Bösen geschützt. Unsere Liebe zu ihnen (den Menschen außerhalb der Gemeinschaft, d. Übers.) drückte sich darin aus, dass wir sie lehrten und die richtige Lehre lebten...
Ich denke, das ist richtig: In der Kirche sollen wir Schutz vor der Welt haben, Christen sollten sich von Nicht-Christen unterscheiden und sich selbst rein und heilig halten. Wir sollten einander und Ungläubige beurteilen, warnen und ermutigen. Aber unsere Liebe sollte Ungläubigen helfen, die Liebe Christi verwirklicht zu sehen. Auch wenn wir heilig sind, sind wir nicht perfekt, wir sind selbst in einem Prozess der Heiligung. Viele von uns waren vorher ungläubig, lebten in den Sünden der Welt. Gott hat uns vergeben und uns aus Gnade gerettet, so sollten auch wir geduldig sein mit anderen, wie Er mit uns geduldig war... Aber oft fühlten wir uns als die Richtigen – wegen unserer größeren Hingabe, der rechten Lehre, dem biblisch fundierten Lebensstil. Und die Katholiken, Baptisten und alle anderen waren allein deshalb auf dem falschen Weg, weil sie nicht so dachten und handelten wie wir. Ich glaube, dass z. B. die Katholiken verschiedene falsche, unbiblische Lehren haben, oder dass manche Konfessionen Sünden zu sehr tolerieren oder ihre Tradition über die Bibel stellen, aber ich denke: Wir schauten zu sehr auf das Falsche und waren nicht in der Lage, auch Gutes von Leuten außerhalb unserer Gemeinschaft zu lernen. Ich vermute, das geschah auch, um uns selbst vor äußeren Einflüssen zu schützen.
Bezüglich der Bezeichnung anderer Konfessionen: Ich kann mich nicht erinnern, von einer „Katholischen Terror-Organisation“ gehört zu haben, aber einige Begriffe klangen recht respektlos. Sicher, „Jehovas falsche Zeugen“ erscheint eher gerechtfertigt ... Ich kann mich aber erinnern, solche Bezeichnungen nur von einzelnen älteren Geschwistern gehört zu haben. Im allgemeinen waren wir jedoch schon recht kritisch gegenüber anderen.
Dieselbe selbst-verteidigende, andersdenkende-anklagende Haltung ist in Josefs „Apology“ zu spüren: Mit Recht kritisierte Dinge gesteht er nicht ein, sondern verteidigt nur die Gemeinschaft. Es ist nicht demütig genug. Das ist auch der Grund, warum ich diesen Blog schreibe. Herr Kluge hat eine anklagende Haltung in seiner Beschreibung, und Josef ist ebenfalls nicht viel objektiver.
Einführung
Dies ist der Versuch, meine Gedanken über eine Zeit auf meinem Weg als Christ zu ordnen und auszudrücken. Ich möchte einige Informationen korrigieren und kommentieren, die im Internet über die Gruppe von Gläubigen verfügbar ist, in der ich eine Weile lebte. Ich war sechseinhalb Jahre bei ihnen. Es gab viel in dieser Gemeinschaft zu lernen, aber auch einige Dinge, die überdacht werden sollten und für die nach einer besseren Lösung gesucht werden müsste.
Zu diesem Blog
Ein ehemaliges Mitglied der sogenannten Holic-Gruppe erzählt dort im Rückblick über seine Erfahrungen.