Dienstag, 22. Februar 2011

Bekennt Eure Sünden, ... damit ihr geheiligt werdet (Jak 5, 16)

(Bibeltext in der Überschrift nach der Einheitsübersetzung, im engl. Orignal: „damit ihr geheilt werdet“)

9.2.2011

Das Sündenbekennen ist für mich nach wie vor eine Frage. Wie vielen Leuten gegenüber muss ich es bekennen? Wie detailliert? Welche Sünden? usw.

„Ist einer von euch bedrückt? Dann soll er beten. Ist einer fröhlich? Dann soll er ein Loblied singen. Ist einer von euch krank? Dann rufe er die Ältesten der Gemeinde zu sich; sie sollen Gebete über ihn sprechen und ihn im Namen des Herrn mit Öl salben. Das gläubige Gebet wird den Kranken retten, und der Herr wird ihn aufrichten; wenn er Sünden begangen hat, werden sie ihm vergeben. Darum bekennt einander eure Sünden, und betet füreinander, damit ihr geheiligt werdet. Viel vermag das inständige Gebet eines Gerechten.“ (Jak 5, 13-16)

Jakobus sagt, dass der Zweck der Beichte Vergebung und Heilung ist. Er fordert uns nicht auf, uns ständig mit unseren Sünden zu befassen, wohl aber in Zeiten der Krankheit. Ich denke, „Krankheit“ muss nicht nur ein körperliches Problem bedeuten, sondern auch ein seelisches, gefühlsmäßiges oder irgend etwas anderes, dass unsere Beziehung zu Gott beeinträchtigt.

Wie ich gehört und gelesen habe, ist es nicht heilsam, ständig in unseren Sünden zu wühlen oder sich früherer, schon vergebener Sünden zu erinnern und sich erneut über diese zu betrüben. Aber in einigen Fällen, z. B. wenn es emotionale Wunden oder ungebeichtete Sünden aus der Vergangenheit gibt, könnte es heilsam sein, diese ans Licht zu bringen, sie richtig zu bewerten, denen vergeben, die einen verletzt haben, und Vergebung zu erbitten und zu empfangen. Wenn das geklärt ist, sollten wir nicht weiter darin wühlen.

Schwieriger wird es, wenn es um gegenwärtige wiederholte Sünden geht. Da habe ich noch keine gute Antwort.

Und auch wenn wir nicht ständig nach Sünden Ausschau halten, kann es ganz vernünftig sein, ab und an verschiedene Bereiche unseres Lebens zu überprüfen, ob sie in Gottes Augen in Ordnung sind.

Man sollte auch nicht vergessen, dass uns Satan ohne Anlass damit angreifen kann, dass er uns an unsere vergangen Fehler und Sünden erinnert, um uns zu entmutigen. Er kann uns auch ruhelos und voller Schuldgefühle machen, ohne dass eine wirkliche Sünde vorliegt. Er möchte, dass wir uns hoffnungslos fühlen. Wenn uns der Heilige Geist einer Sünde anklagt, ist das ganz anders. Er ruft uns auf, die Dinge mit Gott zu klären und Frieden zu finden.

Rechtfertigung und Heiligung

9.02.2011

Bei einem Gespräch über Glaube und Werke (nach meiner Zeit in der Gemeinschaft) kam ich zum Fazit, dass man zwei Begriffe unterscheiden kann. Alle Christen werden in den Briefen des NT Heilige genannt, denn wir sind gerechtfertigt oder „für gerecht erklärt“ durch unseren ersten Glauben und die Reue (die Veränderung in unserem Denken). Andererseits sollen wir immer mehr heilig werden, denn unsere Heilung oder „heilig machen“ ist ein Prozess, der unser ganzes Leben lang andauert.

Offb 22, 11b: „...der Gerechte handle weiter gerecht, und der Heilige strebe weiter nach Heiligkeit.“ (EÜ)

Man sollte beide Extreme vermeiden:

a) sich auf die Erlösung zu fixieren: Ich bin gerettet, mir ist vergeben, ich kann das nie mehr verlieren, ich brauche mich nicht mehr um meine guten Taten und mein geistliches Wachstum zu kümmern.

b) sich auf die guten Tagen so zu fixieren, dass sie zur Voraussetzung der Erlösung werden.

Ich denke, wir sollten glauben, dass wir von Gott aufgrund seiner Gnade angenommen sind. Wir brauchen nicht in Panik zu geraten aus Angst, die Erlösung zu verlieren. Andererseits sollten wir uns hüten: Wenn wir die Sache mit Gott zu leicht nehmen, könnte genau das passieren.

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Kommentare:

9.2.11 R.A.:

L schreib: „Alle Christen werden in den Briefen des NT Heilige genannt, denn wir sind gerechtfertigt oder „für gerecht erklärt“ durch unseren ersten Glauben und Reue (die Veränderung in unserem Denken).“

R.A.: Ich bin mir nicht sicher, ob das im NT wirklich der ursprüngliche Grund ist, jemanden „heilig“ zu nennen. Es hört sich gut an, aber ich bin mir nicht sicher, ob es der exakte Grund ist .... Vielleicht werden Christen zuallererst „Heilige“ genannt, weil Gott den Glauben in uns angelegt hat? Weil Gott so in uns wirkt, dass wir bereuen? Vielleicht macht das auch keinen Unterschied, aber ich möchte es dennoch erwähnen.

Jedenfalls bin ich davon überzeugt, dass wir Wesen mit einem freien Willen sind und wir können erkennen, was gegen Gottes Willen geschieht.

Montag, 21. Februar 2011

Wir möchten, dass Du diesen Eifer bis zum Ende zeigst

8. 2. 2011

Hebr 6, 9-12:

9 Bei euch aber, liebe Brüder, sind wir trotz des Gesagten (Warnung vor dem Abfall) vom Besseren überzeugt und davon, dass ihr am Heil teilhabt.

10 Denn Gott ist nicht so ungerecht, euer Tun zu vergessen und die Liebe, die ihr seinem Namen bewiesen habt, indem ihr den Heiligen gedient habt und noch dient.

11 Wir wünschen aber, dass jeder von euch im Blick auf den Reichtum unserer Hoffnung bis zum Ende den gleichen Eifer zeigt,

12 damit ihr nicht müde werdet, sondern Nachahmer derer seid, die aufgrund ihres Glaubens und ihrer Ausdauer Erben der Verheißungen sind.“

„Vom Besseren überzeugt“, aber auf jeden Fall wird die Erlösung von Werken der Liebe begleitet. Was soll ich tun, wenn ich meine, dass ich in meinem Leben zu wenige Liebeswerke habe? Wirklich nicht einfach. Jetzt gerade kann ich mich kaum mit etwas anderem als der Sorge für meine kleinen Kinder beschäftigen – und selbst das geschieht bei weitem nicht perfekt. Ich fühle mich außer Stande, noch weitere Taten der Liebe hinzu zu fügen, aber ich kann in allem, was ich tue, nach wie vor um Geduld, Glaube und andere guten Einstellungen ringen.

2 Petr 1, 5-9:

5 Darum setzt allen Eifer daran, mit eurem Glauben die Tugend zu verbinden, mit der Tugend die Erkenntnis,

6 mit der Erkenntnis die Selbstbeherrschung, mit der Selbstbeherrschung die Ausdauer, mit der Ausdauer die Frömmigkeit,

7 mit der Frömmigkeit die Brüderlichkeit und mit der Brüderlichkeit die Liebe.

8 Wenn dies alles bei euch vorhanden ist und wächst, dann nimmt es euch die Trägheit und Unfruchtbarkeit, so dass ihr Jesus Christus, unseren Herrn, immer tiefer erkennt.

9 Wem dies aber fehlt, der ist blind und kurzsichtig; er hat vergessen, dass er gereinigt worden ist von seinen früheren Sünden.

Kommentare:

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8.2.11: R.A.:

L schreibt: „Was soll ich tun, wenn ich denke, dass davon zu wenige in meinem Leben vorkommen? Wirklich nicht einfach. Jetzt gerade kann ich mich kaum mit etwas anderem als der Sorge für meine kleinen Kinder beschäftigen – und das geschieht bei weitem nicht perfekt.“

R.A.: Es ist erbaulich, über die Bibel zu sprechen, wie wir es in der Gemeinschaft taten. Aber weil diese Bibelgespräche oft darauf ausgerichtet waren, Irrlehren bei anderen Gemeinschaften zu widerlegen, denke ich, dass Gott das Erziehen von Kindern höher bewertet als solche „Taten“. Ich bin mir sicher. Ich vermute, dass es viel schwieriger ist, Kinder groß zu ziehen, als in abendlichen Gesprächen über geistliche Themen zu spekulieren, wie es in der Gemeinschaft üblich war.

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8.2.11 Jose:

Ich denke, die Bibelstelle aus dem Petrusbrief zeigt klar, auf welche Weise wir gereinigt wurden und dass es uns dennoch zugleich an guten Werken mangelt, die unseren Glauben begleiten. Die Reinigung ist schon durch das Blut Christi aufgrund des Glaubens allein geschehen. Wie ich Paulus verstehe, schreibt er auch über diese Reinigung, wenn wir „für gerecht erklärt“ wurden. Es ist etwas, das in der Vergangenheit geschehen ist. Wir wurden für gerecht erklärt und gereinigt allein durch den Glauben und ohne Werke, wie in Römer 4 klar dargelegt wird.

Wir wurden gereinigt und wir sind gerecht. Das ist eine großartige Nachricht für uns :-)

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9.2.11 L (Blogautorin):

Mit „Taten“ meinte ich nicht, andere zu kritisieren.

Was die Bibel betrifft: sie ist vor allem die Quelle, um von Gott zu erfahren, nicht um etwas zu widerlegen, sondern um neue Klarheit und Ausgeglichenheit in Lehre und praktischem Leben zu suchen.

Natürlich reicht es nicht, nur das allein zu tun. Gute Werke schließen deshalb Kommunikation und Gemeinschaft mit Christen ein, um die Christenheit aufzubauen, aber auch Begegnungen mit Ungläubigen, um ihnen Gottes Liebe zu erweisen.

Am meisten erziehen wir Kinder durch unser eigenes Beispiel.

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9.2.11

R.A.:

L schrieb: „ Gute Werke schließen deshalb Kommunikation und Gemeinschaft mit Christen ein, um die Christenheit aufzubauen...“

R.A.: Vielleicht sehe ich die Werke der Gemeinschaft wieder in zu düsterem Licht. Denn ich verstehe die Art von Gemeinschaft, die in der Gemeinschaft praktiziert wurde, jetzt als eine liebevolle Manipulation. Sie führt dazu, dass alle Mitglieder wie Roboter reden und handeln, wie seelenlose Zombies. Wenn wir sagten: „Ich bin froh und glücklich!“, dann geschah es auf eine Weise, dass Außenstehende sich fragten: „Ist etwas passiert? Eine Katastrophe?“. Unser versteinertes Gesicht zeigte, dass diese Worte nur Worte waren, welche die anderen überzeugen sollten, dass alles in Ordnung wäre. Aber es war nicht in Ordnung. Unsere Gefühle wurden in der Gemeinschaft unterdrückt. Unser ungewollt hohles Grinsen und die kalten Worte überzeugten vielleicht uns selbst, aber nicht andere.

L schreibt: „aber auch Begegnungen mit Ungläubigen, um ihnen Gottes Liebe zu erweisen.“

R.A.: Ich meine auch, dass das wichtig ist. Aber dennoch ist das Großziehen von Kindern wertvoller als diese Art von „Gottes Liebe zu erweisen“, wie wir es in der Gemeinschaft taten.

Die Idee, Gottes Liebe den Ungläubigen zu erweisen, ist gut. Wir sind dazu berufen. Aber nicht auf Kosten unserer eigenen Seelen. Wer möchte mit Zombies zusammen sein, wer möchte mit ihnen in einem Chor singen:

„Ich bin mit Christus gekreuzigt. Nicht länger ich lebe, sondern Christus lebt in mir.“ (Gal 2, 20)

Ich weiß nicht, in welche Richtung unsere Gemeinschaft sich entwickelt. Vielleicht erkennen wir eines Tages Mitglieder der Gemeinschaft daran, dass sie nur eine Hand und ein Auge haben. Denn sie haben vielleicht inzwischen aus den Worten Jesu gemeinsam gelernt, wie man die Sünden besiegt: Mt 5, 29f „Wenn dich dein rechtes Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus und wirf es weg! ... Und wenn dich deine rechte Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab und wirf sie weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als dass dein ganzer Leib in die Hölle kommt.“

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9.2.11

L (Blogautorin)

R.A., ich denke Du siehst die Gemeinschaft zu düster.

Und wenn jemand etwas tut, was auch in der Gemeinschaft getan wird, muss es nicht bedeuten, dass es auf die gleiche extreme Weise geschieht wie in der Gemeinschaft.

Jemand sollte sich nicht scheuen, gute Dinge zu tun, nur weil jemand anderes diese Dinge missbraucht hat.

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9.2.11

R.A.

Mit anderen Worten: Der Zweck heiligt nicht die Mittel. Aber beide sind miteinander verbunden und beeinflussen einander. Das Ziel unserer Taten mag gut sein, aber wenn wir dabei Mittel gebrauchen, die Gott uns nicht geboten hat, dann wird das Ergebnis nur ein Schatten des ursprünglichen Entwurfs sein.

Wenn Kinder nicht in den Plan eingebaut werden, dann wird unser „Schiff“ als christliche Gemeinschaft früher oder später auf die Felsen laufen. Die „besondere Situation“ der Gemeinschaft dauert nun schon über 20 Jahre und es ist kein Ende absehbar. Die Gemeinschaft ist unfähig, Familienleben zu integrieren.

Ich ziehe immer wieder Parallelen zu unserer Gemeinschaft um zu zeigen, dass jede Sache ihren Preis hat.

Ich würde nicht mal behaupten wollen, ob das jetzt mit richtiger oder falscher Lehre zu tun hat, sondern es ist das Ergebnis meine rationale Überlegung. Wir haben Verstand und Intuition, „um zu beurteilen“, in welchem Maße der „Klub der überzeugten Junggesellen“ Ungläubige erreicht. Meistens waren unsere Missionsziele auf unverheiratete, junge Leute beschränkt, die fähig waren, auf unseren mit hoher Geschwindigkeit fahrenden Zug aufzuspringen.

Ich weiß, dass ein Familienleben im Vergleich mit unserer Gemeinschaft im Schneckentempo verläuft. Und das kann Außenstehende frustriert, ungeduldig und unzufrieden mit ihrem Leben machen, das sich so sehr vom Lebensstil unserer Gemeinschaft unterscheidet. Aber das neue Testament fordert uns an vielen Stellen auf, geduldig zu sein.

Ein „langsames Leben“ würde es für Außenstehende leichter machen, es als vereinbar mit ihrer derzeitigen Situation zu sehen. Es gäbe ihnen mehr Hoffnung, sich uns anzuschließen. Sie haben auch Familienleben und mit ihren Erfahrungen können sie uns sicher helfen, viele Fragen der Kindererziehung zu lösen.

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10.2.11: K

Die Wiederkunft Unseres Herrn wird in der Schrift oft mit Feuer verglichen. Ich denke, dass wir einige Schlussfolgerungen daraus ableiten können. Der Apostel Paulus schreibt in 1 Kor 3, dass unserer Werke in diesem Feuer geprüft werden.

Nach meiner Vorstellung bedeutet das: Alles Böse wird durch dieses Feuer verbrannt werden.

Ebenso einiges von unseren Taten ... Ich meine, dass Gottes Gnade alles unternimmt, um jeden zu retten – jeder hat die Wahl: entweder er entscheidet sich für Gott und Jesus, oder er wendet sich im Gegenteil diesen bösen Taten zu. Ebenso liest man in Joh 3, 19 über das Gericht.

Der Unterschied zwischen mir und dir, Jose, besteht wohl darin, dass Du denkst, dass dies nicht für reuige Christen gilt.

Aber ich denke unsere Meinungsverschiedenheit betrifft nicht die Vorstellung des gnädigen Gottes, sondern das Verständnis der menschlichen Freiheit.

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17.2.11 Jose:

Ich denke, es gibt eine Deklaration unserer Rechtfertigung, die auf unserem Glauben fußt. Unsere Werke werden auch im Feuer geprüft werden. Paulus schreibt an Christen, die am Ende gerettet werden, auch wenn sie nicht mit prächtigem Material und auf dem Fundament Christi gebaut haben. Unsere Werke, gute oder schlechte, bilden nicht die Basis für unser ewiges Schicksal. Wir sind durch den Glauben allein gerettet, aber wir erhalten Belohnungen und können uns an einem überfließenden Leben in Christus erfreuen, wenn wir in Gemeinschaft mit Ihm leben.

Davon bin ich überzeugt.

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18.2.11: K:

Jose, ich denke, wir haben unsere Standpunkte klar genug dargelegt und es ist schwierig, da noch etwas hinzu zu fügen.

Viele Dank für die Diskussion.

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19.2.11: Jose:

Ich habe aber immer noch nicht verstanden, in welchem Punkt sich unsere Sichtweisen unterscheiden sollen.

Ja, Dank auch dir für die Diskussion.

Donnerstag, 10. Februar 2011

Gerettet aus Gnade, um gute Werke zu tun

28.1.2011

Ich kann mich an keine bedeutsame Veränderung in der Theorie über die Gnade erinnern, weder während der Zeit in der Gemeinschaft noch danach: Gerettet aus Gnade, um gute Werke zu tun. Wir sollten das tun, was gut und richtig ist, aber wir können uns unsere Erlösung nicht verdienen (erkaufen). Die Gnade schenkt uns die Energie (Kraft) für die Heiligung, um Gutes zu tun und Schlechtes zu vermeiden.

Was die Gefühle betrifft: Ich fühle eher die Erwartung, dies oder das zu verändern und nicht so viel Vertrauen, Hoffnung und Ermutigung, dass GOTT mich verändern sollte und verändern kann. Aber es liegt wohl jetzt eher an mir selbst, diese Ermutigung zu finden.

Ich stimme einem früheren Kommentar zu, dass unser Herz/Verstand/Gedanken unsere Taten beeinflusst und für Gott wichtig ist. Paulus lädt uns ein, unser Denken / unseren Verstand zu erneuern (Röm 12,2). Ein richtiges Verhalten ohne tiefere Veränderung (Bekehrung) vergeht, wenn sich die Umstände ändern. Wir können es im Alten Testament sehen, wie sehr das Verhalten der Israeliten von der Heiligkeit oder Unheiligkeit ihrer Könige abhing.

Kommentare:

31.1.2011 Jose:

Ich möchte das kommentieren, denn für mich scheint es, dass auch wenn die Gruppe die Römisch-Katholische Kirche kritisiert, das Verständnis von Gnade (und Erlösung?) doch recht ähnlich dem katholischen ist.

Ich meine, dass Erlösung dort bedeutet: Gnade + gute Werke und Beharrlichkeit bis zum Ende. Diese Art von Theologie vertraut in keiner Weise in Gottes Liebe zu uns. Liebe ist die zentrale Aussage im Neuen Testament. Wenn es stimmt, dass Gott uns seine Liebe erweist, dann kann es nicht sein, dass wir jeden Tag zweifeln müssen, ob wir auch ordentlich gelebt und gute Werke getan haben.

Nur ein Beispiel: Was würdest Du von irdischen Eltern halten, die ihr Kind im Stich lassen, wenn es ungehorsam war? Wir würden solche Eltern für schlecht und lieblos halten. Gott ist der perfekte Vater (wörtl. Elternteil), der seine Kinder nicht wegen Ungehorsam im Stich lassen will. Es macht für mich keinen Sinn, dass die absolute Liebe, Gott, so gnadenlos sein soll.

Gottes Liebe ist größer. Sie muss bedingungslos sein und wir können sie uns weder am Anfang noch am Ende verdienen.

Mein Verständnis von Gott ist extrem vom Gedanken der Gnade geprägt und ich glaube, dass seine Liebe jenseits des menschlichen Verstehens ist. Gerade entgegengesetzt zu dem, was die Gruppe lehrt.

Ich danke dir, dass Du diese Themen angesprochen hast.

Die Gnade des Herrn Jesus Christus sei mit allen. Amen.

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31.1.2011

R.A.

Jose schreibt: „Ich möchte das kommentieren, denn für mich scheint es, dass auch wenn die Gruppe die Römisch-Katholische Kirche kritisiert, das Verständnis von Gnade (und Erlösung?) doch recht ähnlich ist.“

R.A.: Du siehst, es ist nicht leicht, „außerhalb des Käfigs“ zu denken. Unsere Gemeinschaft ist sehr gegen die kath. Kirche eingestellt, aber tatsächlich denkt sie sehr stark in den Kategorien der Kath. Kirche. Unsere Gemeinde benutzt oft die gleichen Argumente wie die Kath. Kirche.

Deshalb ist es recht lustig (und auch etwas traurig), den Disput zwischen Josef Aufreiter und Gerald Kluge zu lesen. Beide sind mit den gleichen Problemen konfrontiert. Josef möchte nicht wahrhaben, dass viele Probleme unserer Gemeinschaft die gleichen wie in der Kath. Kirche sind.

Deshalb dominiert in Josefs Argumentation das kindliche Geschrei: „Schau auf deine eigene Kirche!“ – „Eure Fehler sind viel größer“ usw.

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6.2.2011

K

Ich fühle mich hier zu einer Antwort herausgefordert, denn ich bin jetzt katholischer Christ (früher war ich in der Gemeinschaft).

Ja, in einigen Punkten ist die Lehre der „Gemeinschaft“ ähnlich zur Röm.-Kath. Theologie.

Ich fühle mich jetzt von Gott geliebt. Diese Liebe ist ein freies Geschenk Gottes (Gnade), kein Ergebnis (eher ein Grund) für die guten Werke. Das „Problem“ ist mein freier Wille und dass ich Gott verlassen kann.

Zusammenfassend möchte ich sagen, dass Gott alle Menschen retten will. Aber alle Menschen haben die Freiheit, sich gegen ein Leben mit Gott zu entscheiden (im Augenblick oder auch für immer) :-(

Der Unterschied ist, dass ich in der Kath. Kirche die Gnade auch praktisch so erfahren habe, wie ich sie beschrieb. In der „Gemeinschaft“ war es nur eine Theorie. Praktisch lebte ich dort in ständiger Angst, die Erlösung zu verlieren und ausgeschlossen zu werden.

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6.2.2011

R.A.: Ich möchte hier einen weiteren Vergleich ziehen, der sicher mangelhaft ist, aber trotzdem...

Vielleicht war unsere Gemeinschaft eine bestimmte Reaktion auf die Kath. Kirche. Und in der Abtrennung von der Kath. Kirche war unsere Gemeinschaft wie ein Teenager, der alle möglichen schlechten Dinge bei seinen Eltern sah. Ich könnte mir vorstellen, dass die ursprüngliche Intention unserer Gemeinschaft gut war: häufigere Gemeinschaft zu haben, von den Fehlern der kath. Kirche zu lernen usw. Aber so geht es oft Teenagern, welche die Dinge anders als ihre Eltern machen wollen – das Resultat ist dasselbe oder sogar schlechter. Und deshalb denken sie in den gleichen Kategorien, und die Lösungen liegen konsequenterweise meistens im Rahmen dieser Kategorien.

Jedoch können wir sehen, dass die Theologie der Gemeinschaft auch viele andere Resultate hervorbringt als die kath. Theologie. Denn wir verbanden die Jüngerschaft mit höheren Forderungen. Einige Resultate davon waren gut, einige nicht.

Wir legten einen höheren Standard an die Einheit an. Aber anstatt so eine „gemeinsame Basis“ zu erbauen, hatte es eher negative Auswirkungen. Unsere paranoide Suche nach kleinsten Abweichungen führe zur massiven Zahl der Ausschlüsse.

Wir legten einen höheren Standard an die Liebe an, bekannt als die strenge Betonung der Ermahnung. Ich sehe es wiederum eher als eine Antwort auf eine religiöse und zu tolerante Umgebung, und weniger als allgemeingültiges und zeitloses Konzept von Liebe, das nicht durch unterschiedliche Situationen bestimmt wird. Gottes Liebe verbreitet kein unterschiedliches Licht in verschiedenen Situationen, verschiedenen Altersstufen. Es ist ewig die gleiche Liebe.

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7.2.2011; Jose:

In der Kath. Kirche kannst du derzeit deiner Erlösung nie sicher sein. Gottes Liebe „erlischt“, wenn du nicht bis zum Ende gläubig bleibst.

Rechtfertigung durch Glaube ist eher ein Prozess „um gerecht gemacht“ als „gerecht erklärt“ zu werden. Korrekt wäre, dass wir in dem Moment, in dem wir glauben, für gerechtfertigt erklärt werden. Die kath. Theologie der Rechtfertigung kommt vor allem von Augustinus her, der nicht besonders gut Griechisch konnte und es deshalb falsch übersetzte. Leider herrscht diese Lehre immer noch vor und Rechtfertigung wird als Prozess und nicht als Deklaration gesehen.

Vielleicht habe ich zuviel gelesen und das sucht mich immer wieder heim. Ich wundere mich immer wieder, wie es sein kann, dass die Christenheit überall gleich ist, nur nicht im Gedanken der Gnade, wie ich sie in der Bibel finde. Gnade ist für mich Gottes freies Geschenk. Wir empfangen Erlösung durch den Glauben und in dem Moment werden wir für gerecht erklärt und unsere früheren, gegenwärtigen und zukünftigen Sünden sind vergeben.

Die meisten Christen denken, dass man die Erlösung verlieren kann, denn sie vermischen die Beziehung zu Gott mit der Jüngerschaft. Wenn wir einmal Gottes Kinder durch den Glauben an Jesus geworden sind, können wir diesen Status der Kindschaft nie mehr verlieren. Denk darüber nach: Meine Schwester ist der Gruppe beigetreten und hat sich wie ein Idiot verhalten. Du weißt: keinen Kontakt aufrecht erhalten, unverschämt sein, und keinerlei Liebe gegenüber unseren Eltern zu zeigen. Denkst Du etwa, meine Eltern würden sie verstoßen und verleugnen, dass sie ihr Kind sei? Wenn sie es täten, würde wir denken, dass sie nicht besonders gute und liebevolle Eltern wären. Und Gott, unser Vater (wörtl. Elternteil) ist der beste Vater, den es je geben kann. Ich denke, es wäre verrückt zu meinen, dass er uns verstoßen könnte. Er wird uns nie verlassen.

Solange meine Schwester so feindselig ist, verliert sie den Kontakt zu ihren Eltern und die Gemeinschaft ist zerbrochen. Es berührt aber nicht die Beziehung, die nach wie vor besteht. Sie wird immer ihr Kind bleiben, egal was sie tut, aber sie kann sich nicht an ihrer Gesellschaft erfreuen (und umgedreht) solange sie nicht ihre Meinung ändert und bereut. Um die Gemeinschaft wieder zu reparieren, muss sie sich eingestehen, dass sie dumm gehandelt hat und dann zurück in die liebevoll ausgebreiteten Arme der Eltern kommen.

Das ist nur ein Beispiel, aber ich glaube daran mit meinem ganzen Herzen. Ich glaube, dass Gottes Gnade vollkommen frei ist und dass er jeden mit seiner unsterblichen Liebe liebt. Das möchte ich der Welt und euch allen sagen.

Gottes reichen Segen für euch in Christus!

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7.2.2011; R.A.

Jose: „Die kath. Theologie der Rechtfertigung kommt vor allem von Augustinus her, der nicht besonders gut Griechisch konnte und es deshalb falsch übersetzte.“

R.A.: Das erinnert mich an einige Wort von Gottfried Holic (zitiert hier von irgendeinem Forum von Außenstehenden): „Ich hoffe, dass es klar ist, dass weder die Römischen Katholiken, noch die Griechisch-Orthodoxen oder Russisch-Orthodoxen, noch die Pfingstler und charismatischen Gruppen wirklich Kirche sind. Das gleiche gilt für die protestantischen Gruppen, denn sie sind in wichtigen Fragen Schüler des Augustinus und Gegner von Jesus und Paulus.“

Ich stehe in derselben Beziehung zur Gemeinschaft, wie diese zur Kath. Kirche. Ich denke, es reicht nicht, gegen die Theologie von jemanden zu sein (also z. B. gegen die Gemeinschaft). Auch wenn ich sehe, dass das Verständnis der Gemeinschaft über Gnade nicht ausreichend ist, und dass wir Gnade ganz unterschiedlich verstehen, so müssen doch auch andere wichtige Fragen (über Liebe, Einheit, Erlösung....) geklärt werden. Und ich ziehe es vor, das auf die Weise zu tun, wie ich sie in der Bibel finde, aber auch die Meinungen anderer (z. B. deine) in die Überlegung mit einzubeziehen. Denn ansonsten werde auch ich irgendwann „erkennen“, das ich der einzige wahre Christ bin und meine christlichen Freunde in Tallin (ca. 10 an der Zahl) die einzig wahre Kirche bilden, die ich finden kann. :-)

Für mich ist „Liebe“ das Schlüsselwort zur Klärung dieser Fragen. Wenn man dieses Wort aber in den Denkkategorien der Gemeinschaft benutzt, begegnen mir viele Fragen, die nicht einfach zu klären sind.

Nach meinem derzeitigen Verständnis von Gnade stimme ich Deiner Beschreibung zu. Gott liebt uns immer mit derselben Liebe und diese ist bedingungslos. Und wir sind berufen, andere mit Gottes Liebe zu lieben. Aber was ist, wenn wir das nicht tun? Was ist, wenn jemand aufhört, Gott zu verehren und sich sogar gegen Gott wendet? Wird er dann später einmal auch gegen seinen Willen im Himmel sein? Viele solcher Fragen tauchen auf, die einer Klärung harren.

Trotzdem stimme ich dir zu, dass die Mitglieder unserer Gemeinschaft eher in der Rolle derjenigen sind, die es aufgegeben haben, ihre Eltern zu lieben, während ihre Eltern sie nach wie vor lieben. Und nicht umgedreht (wie die Gemeinschaft es vermutlich darstellt).

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7.2.2011 Jose:

Ich sollte vorsichtig mit meinen Worte und Meinungen sein und demütig bleiben sowie immer bereit, von anderen zu lernen und sie nicht zu verurteilen. Mir fällt gerade auf, dass ich das in meinem letzten Posting nicht getan habe. Entschuldigung!

Ich denke, dass die Katholische Kirche gut sein könnte, und dass alle, die an Jesus Christus glauben, erlöst werden (1 Kor 15, 1-4). Aber nach wie vor bin ich der Meinung, dass es so viel Gnade, Liebe und Freiheit für uns bei Christus gibt. :-)

Ja, ich gebe zu, dass es an einigen Stellen problematisch und herausfordernd klingt. Ich bin noch dabei, mich mit der Zusicherung der Erlösung und den Möglichkeiten zu beschäftigen, die darin liegen.

Möglicherweise wenden sich Menschen von Gott ab, weil sie nicht verstehen, wie frei die Gnade wirklich ist und wie sehr Gott sie liebt. Für mich ist es oft schwierig, mich Gott anzunähern, denn ich zweifle an seiner Liebe zu mir. Wenn ich ganz sicher bin, dass er mich annimmt und liebt, auch wenn ich (vielleicht sogar immer wieder) gesündigt habe, ist es leicht, zu ihm zu gehen und mit den großen Möglichkeiten in meinem Herzen zu handeln. Wir brauchen für unsere Sündhaftigkeit Reinigung und Behandlung :) Zum Glück weiß Jesus, wie er mit uns umgehen muss.

Die Gnade hilft uns, Gott gegenüber ehrlich zu sein, denke ich.

Es fällt mir oft schwer, Gott als meinen Vater zu sehen, denn das ist so persönlich.

Es ist interessant, dieses Thema zu diskutieren. Ich möchte euch allen danken.

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7.2.2011 R.A.: Danke auch Dir, Jose, für deinen Beitrag.

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8.2.2011 R.A.:

Ich möchte betonen, dass sich das Zitat von Gottfried Holic an Ausgeschlossene richtete (zu einer Zeit, als er bereits selbst aus der Gemeinschaft ausgeschlossen war.)

So möchte ich als Ausgeschlossener sagen, dass man nicht so vorschnell die Gedanken anderer Konfessionen ausschließen soll, wie es Gottfried Holic tut: Mit zwei Sätzen gelingt es Gottfried, ca. 90 % von denen auszuschließen, die sich als Christen verstehen. Auf diese Weise lernen wir nichts aus der Vergangenheit und gelangen ganz schnell in die gleiche Sackgasse: Jede andere Kirche ist voller Irrlehren und nur wir sind die wahre Kirche.

Ich finde es äußerst notwendig, nicht nur aus unseren Fehlern zu lernen (auch wenn die Gemeinschaft versucht, aus den Fehlern der Kath. Kirche und anderer Konfessionen zu lernen), sondern auch das Gute außerhalb unserer Gemeinschaft zu suchen.

Ich finde, es reicht nicht aus, sich nur mit unserer Vergangenheit zu beschäftigen und an die guten Dinge unserer Gemeinschaft zu erinnern. Ich vermisse den gleichen Eifer bei der Suche nach den guten Dingen in den anderen Konfessionen, um uns diese guten Dinge schon jetzt nutzbar zu machen.

Je mehr wir die Suche nach den guten Dingen außerhalb der Gemeinschaft verschieben, desto mehr scheint es mir, dass die guten Dinge und Gedanken der Gemeinschaft uns gegenüber hilfreichen Lösungen in der Außenwelt verschließen.

Die guten Dinge in unserer Gemeinschaft wurden von Außenstehenden oft als etwas merkwürdig und nicht praktikabel angesehen. Diese Gedanken waren selten mit der Lehre und dem Leben anderer Konfessionen in Einklang zu bringen.

Wir dachten vielleicht, dass es an ihnen sei, uns zu verstehen, denn wir haben diese Gedanken als gut und richtig erkannt und sie müssen das doch auch verstehen und akzeptieren. Aber versuche einmal, über die Logik einer solchen Gruppe nachzudenken, die so abgeschlossen ist, wie es unsere Gemeinschaft war, und die (in dieser Abgeschlossenheit) ihre eigenen Ideen und Argumente über eine vergleichsweise lange Zeitdauer entwickelt hat.

Wir dachten, dass alle, die Gott gegenüber ehrlich sind, zu den gleichen Schlussfolgerungen kommen müssten wie wir. Ich denke, das war zu viel erwartet. Wir leben in unterschiedlichen Lebensumständen. Oft sind Außenstehende verheiratet, haben Kinder usw. Natürlich hat auch unserer Gemeinschaft einige Ideen entwickelt und vielleicht sogar brauchbare Lösungen für ein Familienleben. Aber wir waren eher wie Astronomen, die den Leuten die Dinge von einem anderen Stern erklären wollten. Wir lebten unser Leben in den Alltags-Routinen, die so ganz anders waren als die der anderen Christen außerhalb der Gemeinschaft. Wir wurden der Außenwelt gegenüber so fremd, dass wir auf bei unseren Missionsgesprächen mit Außenstehenden eher aneinander vorbei sprachen.

Es liegt zuerst an uns, die Situation der anderen zu verstehen, dann nimmt man uns auch eher ernst.

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8.2.2011. R.A.

Ich studiere gerade Indische Kultur an der Universität. Ich habe meinen Bachelor über die Lehre der ISKCON gemacht (die so genannte Hare Krishna Bewegung). Du würdest dich sehr wundern, wenn ich die Gesprächsmuster bei ihren Missionseinsätzen hier erzählen würde. Sie sind so ähnlich zur Demagogie unserer Gemeinschaft. Demagogie kennt keine Religionsgrenzen.

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8.2.2011, L. (Blog-Autorin)

Jose schrieb: „Wir empfangen Erlösung durch den Glauben und in diesem Moment werden wir für gerecht erklärt, und unsere vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen Sünden sind uns vergeben“

Ich glaube nicht, dass alle Sünden automatisch ohne Reue vergeben werden. Johannes schreibt in seinem ersten Brief: „Wenn jemand sündigt, so haben wir einen Anwalt beim Vater – Jesus Christus“. Warum brauchen wir einen Anwalt, wenn alle Sünden schon vergeben sind? Und vorher schreibt Johannes, dass wir unsere Sünden bekennen müssen. Dann reinigt uns Christus.

Jose schrieb: „Sie wird immer ihr Kind bleibe, egal was sie tut, aber sie kann sich nicht ihrer Gemeinschaft erfreuen... wenn sie nicht ihren Sinn ändert und bereut. Um die Gemeinschaft wiederherzustellen, muss sie eingestehen, dass sie dumm gehandelt hat und zurück in die liebevoll ausgebreiteten Arme ihrer Eltern kommen.“

Wenn sie Buße zur Wiederherstellung der Gemeinschaft mit ihren Eltern braucht, so brauchen wir auch Buße/Umkehr zu Gott, wenn wir uns von Gott entfernt haben. Dann können wir wieder Gemeinschaft mit ihm haben. Ich denke, jemand hat mal gesagt, dass es nicht sehr feinfühlig von Gott sei, wenn er jemanden gegen seinen Willen nach dem Tod wieder in seine (Gottes) Gemeinschaft holt.

Weiterhin gibt es auch Warnungen, von Gott abzufallen, z. B. in Heb 6. Deswegen glaube ich auch, dass es (das Abfallen) möglich sein muss.

Auf jeden Fall finde ich aber eine Menge Hoffnung und Liebe in der Bibel. Lass dich nicht entmutigen.

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8.2.2011: L (Blogautorin) Fortsetzung in einem neuen Post

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8.2.2011, R.A.:

L. schrieb: “Ich glaube nicht, dass alle Sünden automatisch ohne Reue vergeben werden. Johannes schreibt in seinem ersten Brief: „Wenn jemand sündigt, so haben wir einen Anwalt beim Vater – Jesus Christus“. Warum brauchen wir einen Anwalt, wenn alle Sünden schon vergeben sind?“

R.A.: Ich sehe darin keinen Widerspruch. Wenn wir an die Rechtsverfahren in unseren irdischen Gerichtshöfen denken, dann sehen wir, dass auch die, welche vermutlich im Recht sind, einen Anwalt brauchen. Das ist allgemeine Praxis.

Ich denke, L meint die Stelle 1 Joh 2,1. Ich verstehe es so, dass dort der Gerichtstag (Jüngste Tag) gemeint ist. Ich denke, wir alle werden diesen Tag erleben und brauchen dann Jesus als unseren Anwalt. Er verteidigt uns dann. Er ist dort unser Fürsprecher. Wir brauchen das dort, auch wenn wir sündenlos wären. Er wird dem Vater gegenüber bestätigen, dass wir gläubig waren.

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8.2.2011: R.A.

Ich möchte hier nicht behaupten, das wir unsere Sünden nicht bekennen müssten, aber ich sehe, dass wir auch das übertreiben können. Ich glaube, auch L. könnte dem zustimmen.

Wenn ich über die Sünden nachdenke, die ich begangen und wieder vergessen habe, macht es mir Angst.

Ganz sicher habe ich nie tief genug in meinem Herzen geforscht, um alle meine Sünden aufzudecken und zum Kreuz zu bringen. Ich weiß, dass ich ein gewohnheitsmäßiger Sünder bin. Ich habe in der Gemeinschaft erkannt: Je mehr ich mich mühte, die Sünden rigoros auszureißen, desto zauderhafter wurde ich. Ich verlor die Hoffnung, auf diesem Weg mit meinen Sünden zu einem Ende zu kommen. Es nahm mir Hoffnung und Kraft. Und dann war es auch nicht genug, dass ich selber meine eigenen Sünden in mir suchte, um sie zu bekennen. Auch meine Geschwister in Christus, meine Mitkämpfer in der Gemeinschaft „halfen“ mir dabei, immer mehr Sünden in mir auf zu decken.

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8.2.2011: R.A.:

Ich möchte hier nicht behaupten, das wir unsere Sünden nicht bekennen müssten, aber ich sehe, dass wir auch das übertreiben können. Ich glaube, auch L. könnte dem zustimmen.

Ich weiß nicht, ob das eine vernünftige Lösung dieser Frage ist. Aber denen, welche die Reinigung auf die Art der Gemeinschaft suchen, wünsche ich viel Glück und starke Nerven.

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10.2.2011: K:

Ich denke ähnlich wie du, Jose. Ich denke, jemand kann die Erlösung (theoretisch) verlieren, wenn er leugnet, ein Kind Gottes zu sein. Gott wird ihn nicht tadeln, aber derjenige möchte mit IHM nichts zu tun haben. :( (Und Gott lässt ihm diese Freiheit

Donnerstag, 3. Februar 2011

Die guten und die schlechten Seiten der Gemeinschaft

22. 1. 2011

Um etwas Ausgewogenheit zu schaffen, möchte ich einmal auflisten, was
gut und was schlecht an der Gemeinschaft war.
Gut war:
- Jeder war zum Mitwirken eingeladen und wurde dazu ermutigt – indem man lehrte, dass JEDER Christ berufen ist, Gott und den Menschen zu dienen und nicht nur die Kleriker
- das
Bibelstudium, das Wissen um die rechte Lehre, das als wertvoll angesehen und ausgeübt wurde (aber in einige Detailfragen zu strikt und zu fordernd für die geistlich Schwachen)
-
häufige Treffen, um sich zu stärken, ermutigen/ermahnen und einander zu dienen, das Leben zu teilen (aber zu Lasten aller anderen Beziehungen)
-
Beziehungen, Liebe gegenüber jedem Bruder/Schwester, die den gleichen Weg ging. Beziehungen wurde zu jedem Bruder aufgebaut, nicht nur zu den sympathischen
- zur
Mission wurde ermutigt und sie wurde praktiziert (der Inhalt der Botschaft war nicht immer in Ordnung: auf die Gemeinschaft statt auf Jesus zentriert)
-
Hingabe des ganzen Lebens (aber manchmal recht extrem)
-
Disziplin, Balance zwischen Leiblichem und Geistlichem: tägliche Spaziergänge, Ruhepausen nach der Arbeit / vor der Gemeinschaftszeit (nur zu uniform, für alle das gleiche)
...

Schlecht war
:
- das
Vergällen von persönlicher (privater) Zeit. Man wurde zu sehr voneinander abhängig gemacht als von Gott. (Ich meine, dass es als schlecht angesehen wurde, wenn jemand sich nicht bei den gemeinsamen Aktivitäten beteiligte, sondern allein sein wollte).
- dass
unser Lebensstil als der für Christen einzig mögliche hingestellt wurde. Tägliche Treffen und häufige Reisen sind in ärmeren Ländern und für Familien mit kleinen Kindern nicht erschwinglich. Und einige haben besondere Aufgaben für bestimmte Gruppen zu erfüllen (Senioren, Waisen, Obdachlose, Süchtige, Arme, Gefangene usw.) usw.
- extreme, lieblose, abhängig-machende
Abgrenzung/Trennung von allen Außenstehenden, einschließlich der eigenen Familie. So können diese nicht unsere Liebe erfahren.
-
zu ermüdende Tagesabläufe. Da gab es jedoch Veränderungen zum Guten: die Spaziergänge wurden kürzer, die Themen auf den Wochenendtreffen wurden nicht mehr in der Nacht behandelt usw.
-
Aktivitäten als der Hauptmaßstab für das eigene Bemühen, körperliche Schwäche wurde manchmal mit fehlendem Willen (wörtl.: mangelndem Bemühen) gleichgesetzt.

Gute Theorie, aber schlechte Umsetzung:

-
keine Hierarchie, „alle sind Brüder“aber dann die besondere Position von Gottfried H. (ich stütze mich dabei vor allem auf das Zeugnis anderer, ich selber habe ihn persönlich kaum kennen gelernt)
- die
theoretische Erlaubnis zur Ehe (Die Theorie über die Ehe ist vermutlich wegen der fehlenden praktischen Erfahrung mangelhaft) - aber in der Praxis war es dann verboten eine Ehe zu schließen –> was das Joch für einige zu hart machte und zur Heuchelei führte
- in der Apologie wurde geschrieben, dass
wir offen seien – aber in Wirklichkeit verschlossen wir uns berechtigter Kritik und waren nicht bereit, von Außenstehenden zu lernen.
- der gemeinsame
Kampf um Heiligung – aber manchmal beschäftigten wir uns zu sehr mit Sünden, erklärten zu viele Dinge gleich zur Sünde, vertrauten nicht genug auf die Selbsteinschätzung des einzelnen und auf Gottes Wirken im anderen.

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Kommentare:

23.1.2011 R. A.

Ja, auch ich empfinde es als positiv, dass wir keine geistlichen Funktionäre hatten. Die Verantwortlichkeit (auch die geistliche) war angenehm breit verteilt. Eigentlich FUNKTIONIERTE unsere Gemeinschaft auf ihre eigene Weise.

Verschiedene Kirchenführer, mit denen ich darüber sprach, wollten mir nicht glauben, dass jeder aktiv werden kann, wenn es keinen Chef an der Spitze gibt.

Gottfried H.s Ausschluss schuf einen Präzedenzfall, dass sich dort niemand als der „große Führer“ gemütlich machen kann. Er wird früher oder später entthront werden.

Aber das bedeutet nicht, dass es nicht doch Leute gibt, die faktisch geistliche Leiter sind, zu denen die anderen aufschauen. Ich selber habe in der Gemeinschaft oft das Argument gehört: „Aber Josef hat gesagt...“ Und wenn ich in einem solchen Fall etwas ironisch lächelte, wurde das als schlechte Einstellung getadelt. Josef ist „ein älterer Geschwister“ und muss deshalb mit Respekt behandelt werden.

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23.1.2011; R.A.

Ich erinnere mich an einen Fall in Ungarn, in KB, als eine Schwester voller Bewunderung sagte: „Es ist doch ein Glück, dass Josef kein Kardinal geworden ist!“

Ja, es war wirklich schwer, sich Josef als katholischen Kardinal vorzustellen, dachte ich damals. Denn er kämpfte sich in diesem Augenblick gerade mühsam das Seil hinauf, das von der Decke hing.


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Kommentare:

25.1.2011 R.A.

Vielleicht ist meine Einstellung nicht gut, weil ich diese Dinge zu kritisch sehe.

Aber ich denke, Gott will nicht, dass wir uns durch das ständige tiefe Bereuen und die Angst vor schweren Sünden selbst quälen (was wahrscheinlich unsere Gemeinschaft erwartet).

Ich habe auch außerhalb der Gemeinschaft Menschen kennen gelernt, die gern ihre Sünden enthüllen und bezeugen, dass sie nun endgültig von Sünden frei seien! Und etwas später sah ich, wie sie wieder anfingen, dass sie so schwer gesündigt hätten, und jetzt endgültig davon frei seien. usw. usw.

Ich habe starke Zweifel, ob dieses ständige Gehen im Kreis wirklich der Kampf um ein heiligmäßiges Leben ist, das Gott von uns erwartet. Es macht wohl eher Leute verrückt als dass es sie zu Gott führt.

Ich würde den Ausgeschlossenen empfehlen, Mt 5, 38-48 und 1 Kor 13 zu lesen :-))

Denn ich habe erfahren, das mir diese Bibelstellen eine Menge geholfen haben. Dort werden nicht nur Verhaltensweisen oder äußere Formen von Gottes Liebe beschrieben, sondern diese Bibelstellen zeigen das zentrale Konzept von Gottes Liebe, nämlich VERGEBUNG. Dort sind die Zeichen geschildert, dass du vergeben kannst. Und wenn du vergeben kannst, dann wird Gott auch dir vergeben.

Was immer ich an Kritik geschrieben habe, vergebt mir. Lasst uns Frieden schließen ... Und ich ersehne wirklich den glücklichen Tag, an dem ich alle meine Freunde und Feinde treffen kann, um gemeinsam mit ihnen Tee zu trinken und zu diskutieren, wie wir uns untereinander versöhnen können, wie wir einander lieben können.

Josef A., Gerald K., und alle die „Anonymous“-Leute, die hier posten. Ihr seid willkommen in meinem Haus. Aber ich möchte Euch meine Adresse liebe persönlich per Mail geben. Meine Mailadresse findet ihr auf meiner Homepage.

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27.1.2011: Jose:

Hallo, mich würde interessieren, wie du zur Zeit Gottes Gnade empfindest. Was denkst du darüber jetzt?

Zum Thema schwere Sünden: ich denke, wir sollten sie vermeiden, aber immer im Kopf behalten, dass es Gott vor allem um das Herz und nicht um das äußere Verhalten geht. Schwere Sünden sind bloß das äußere Erscheinungsbild eines schwachen Herzens. Sie sind kein Grund zum Sich-selbst-Verbessern, sondern sollten Anlass sein, sich ehrlich Gott zu zu wenden im Wissen, dass er uns liebt, egal was geschehen ist und dass es für die, welche in Jesus Christus sind, keine Verdammnis gibt (Röm 8, 1).

Das Problem liegt meiner Meinung nach oft darin, dass wir wenn wir sündigen, uns selbst durch das Fleisch zu verändern versuchen, anstatt offenherzig zu Gott zu gehen und den Geist seine sanfte reinigende Arbeit in unseren Herzen tun zu lassen. Das alles zusammen gedacht: Gott liebt und vergibt uns, was wir auch tun. Seine Gnade reicht für uns alle.

Gott segne euch. Ich habe einen Verwandten, der gerade selbst in dieser Gruppe ist. Deswegen fand ich auch deinen Blog.

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28.1.2011 R.A.

Ich erinnere mich nicht, ob ich sehr über Gottes Gnade NACHGEDACHT habe. Natürlich, ich erinnere mich an verschiedene Diskussionsthemen, wo es um die Gnade Gottes ging.

Aber in mir wuchs eher ein starkes GEFÜHL, dass Gottes Gnade mir wichtiger war, bevor ich begann, mit der Gemeinschaft dahinzujagen (1 Kor 9, 24-27). Gottes Gnade wurde für mich Schritt für Schritt immer gleichwertiger mit der Gnade der Gemeinschaft. Das Christsein war praktisch auf die Mitgliedschaft in der Gemeinschaft begrenzt. (Ich denke, es klingt sogar jetzt für mich recht logisch, wenn jemand versucht, die Gemeinschaft mit der einzig wahren Kirche gleich zu setzen.)

Was ich vor allem sagen will ist, wie „zerbrechlich“ die Gnade Gottes war, wenn man die häufigen Ausschlüssen sieht. Sie bestimmten immer mehr mein Verständnis von Gottes Gnade. Sie wurde für mich immer mehr mit Bedingungen angefüllt, die ich nicht verstehen konnte. Denn in der Gemeinschaft gab es einige Ausschlüsse, die für mich irrational waren.

Und JETZT – Ich bin gerade so fasziniert von den Bibelstellen Mt 5, 38-48 und 1 Kor 13, dass ich kaum Worte finde ... Einiges dazu habe ich in meiner Webseite beschrieben (http://sites.google.com/site/holicgroup/)

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28.1.2011 L (Blogautorin):

Zur Frage der Gnade siehe das nächste Posting

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31.1.2011 Jose:

an R.A.

Um auf deinen Kommentar über die Gnade Gottes in der Gemeinschaft zurück zu kommen: Das Verständnis ist sehr ähnlich dem in der röm.-kath. Kirche. Die Gnade gibt es nur in der einen wahren Kirche, was auf die Gemeinschaft übertragen heißt: nur in der Gemeinschaft. Also gibt es keine echte Gnade außerhalb der Gemeinschaft? Das ist ähnlich dem, was die Kath. Kirche lehrt. Zumindest lehrte sie es in der Vergangenheit.

Von der Bibel her betrachtet, erscheint es mir sinnvoller zu sagen, dass Gottes Gnade frei ist (Eph 2, 8-9). Wenn man also Gottes Gnade mit Bedingungen verknüpft, zerstört man das Evangelium und predigt ein anderes. Das meine zumindest ich. Auch wenn die Hl. Schrift diese Sichtweise recht gut unterstützt, weiß ich doch, dass mir die meisten Leute da nicht zustimmen werden.

Dennoch kann nur die Gnade die Christenheit vereinen. Wenn man deshalb die Gnade auf biblischer Grundlage verstanden hat, hat man die wichtigste Sache in diesem Leben verstanden.

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31.1.2011 R.A.

Ja, das stimmt. Ich möchte ehrlich sagen, was ich jetzt über Gnade DENKE. Oder ich weiß nicht, wie ich es besser ausdrücken soll ... Ich möchte nicht behaupten, dass das, was ich denke, richtig sein muss, aber ich möchte sagen, welches DENKEN in mir gerade vorherrscht oder was ich zur Zeit gerade FÜHLE.

a

Sagen wir es so: Auch wenn die Denkweise der Gemeinschaft über die Gnade in mir noch sehr verbreitet ist, weiß ich dennoch, dass ich viele Fragen neu durchdenken muss. Mein Denken wurde durch die Gemeinschaft „formatiert“.

Es hört sich für mich stimmig an, dass Gottes Gnade frei ist, wie du sagst. Aber was bedeutet das? Ich muss darauf eine Antwort finden.

Mein Verstand ist also gerade „im Umbau“. Ich muss logische, begründete Antworten auf viele Fragen finden, die sich mir früher nicht stellten, denn in der Gemeinschaft wurden viele Dinge nicht hinterfragt.

Nach dem Ausschluss musste ich vieles „außerhalb des Käfigs“ lernen, in Themenbereichen, welche in der Gemeinschaft vermieden wurden oder welche die Gemeinschaft gern sehr vereinfacht hat, um diese Dinge leichter handhaben und widerlegen zu können. Und eine dieser Fragen ist die Gnade.

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31.1.2011 R.A.

Mit anderen Worten: Mein Verstand sagt mir, dass Gottes Gnade viel mehr sein muss, als was ich in der Gemeinschaft wahrgenommen habe. Aber was bedeutet das jetzt? Das ist für mich eine Frage. Ich muss der Antwort bis zu ihren Wurzeln verfolgen. Aber ich fürchte mich nicht, es neu zu durchdenken. Nach dem Ausschluss fühle ich mich eher wie ein Erforscher der Welt. Erst kürzlich habe ich für mich die Bibelstellen Mt 5, 38-48 und 1 Kor 13 entdeckt und sie haben mich enorm bestärkt. Ich fühle, dass diese Stellen ein Schlüssel für mich sind, um auch andere Fragen zu entwirren, einschließlich der Frage nach der Gnade Gottes. Ich möchte mir deshalb jetzt nicht gleich alle guten und fertig ausgearbeiteten Ideen über die Gnade vornehmen.

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