Viele sind dieses Jahr aus der Gemeinschaft ausgeschlossen worden und in vielen Städten gibt es inzwischen keine Wohngemeinschaft mehr.
Ich habe gehört, dass sie behaupten, die Ursache sei der Mangel an Liebe.
Ja, sie haben recht, ihnen fehlt die Liebe. Aber die Lösung ist nicht der Ausschluss von immer mehr Geschwistern, sondern die Einbeziehung derer, die als hoffnungslos verworfen wurden. Die Liebe der Gemeinschaft müsste auch auf diese ausgedehnt werden.
Kommentare:
Anonym: Einige von uns haben einige neue Worte eingeführt. Eines, das ich gehört habe und sehr gut passt, ist „Ausschlusswahnsinn“ (so original deutsch im englischsprachigen Blog/d. Übers.) (von homo ludens) 9.6.2010
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Anonymus: Sei vorsichtig! Die sogenannte Übersetzung gebraucht verschiedene Zeitformen und Worte, die den ursprünglichen Sinn verändern. 15.8.2010
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Autorin: Kannst Du bitte auf die konkreten Stellen hinweisen, von denen Du meinst, dass sie nicht richtig übersetzt seien? Wenn Du es nicht hier schreiben willst, schick eine private Mail. 26.8.2010
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15.10.10
L (Autorin) schreibt:
Puntus schrieb „Kannst du die betreffenden Texte auch an mich schreiben? Ich möchte korrekt übersetzen, bin aber kein ausgebildeter Übersetzer.
Selbstverständlich werde ich dir schreiben, wenn ich die Textstellen bekomme.
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24.10.10: Anonymous schreibt:
Hier sind gleich zwei Beispiele, wie der Übersetzer den originalen Blog verändert, sei es durch Irrtum oder aus Absicht:
November 3, 2007 "Gruppenegoismus"
"We are to assess, warn and encourage each other and unbelievers."
Ich würde korrekt verstehen: "Wir haben einander und Ungläubige zu beurteilen, zu warnen und zu ermutigen."
Aber der Übersetzer schreibt: "Wir schätzen es, einander und Ungläubige zu warnen und zu ermutigen."
"Even we are holy, we are not yet perfect, we ourselves are in a process of sanctification."
Wurde in die Vergangenheit verändert: "Auch wenn wir heilig waren, waren wir nicht perfekt, wir waren selbst in einem Prozess der Heiligung."
Die ganze Übersetzung spiegelt eher einen statischen Gesichtspunkt wieder als die Veränderungen in der subjektiven Sicht des Autors.
Ich selber stimme weder mit der Sichtweise des Übersetzers noch mit der des Blog-Autors überein.
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5.1.11: RA
Anonymous: "We are to assess, warn and encourage each other and unbelievers."
Ich würde korrekt verstehen: "Wir haben einander und Ungläubige zu beurteilen, zu warnen und zu ermutigen."
RA: Ich spreche weder Englisch noch Deutsch als Muttersprache, aber ich weiß nicht, ob Anonymous richtig übersetzt hat. Das Wort „haben“ scheint hier im Deutschen Sinn zu machen. Im Englischen hat der Begriff „have“ die Bedeutung einer äußeren Pflicht, aber im Deutschen denke ich, drückt „haben“ das nicht aus. Aber ich mag mich irren. Vielleicht spricht Anonymous besser Deutsch.
Ich sehe, dass Kluge nicht Wort für Wort übersetzt hat, aber ich sehe nicht den Grund, warum das so schlimm ist, dass man es hier thematisiert.
Dennoch ist es sicher gut, die Übersetzung aufmerksam zu verfolgen, Anonymous. Die zweite Bemerkung von Anonymous über die Zeitform ist recht relevant. Wer weiß, vielleicht möchte Kluge L als jemanden sehen, der innerlich nach wie vor so eng an die Zeit in der Gemeinschaft gebunden ist, dass er den Blog-Autor unachtsamerweise so übersetzt, als spräche der melancholisch in der Vergangenheit.
Einen Anlass dazu gibt Kluges Beschreibung des Links zu diesem Blog:
„Aus seinen Postings lässt sich gut das Gefühl des Hin-und-her-gerissen-Seins zwischen Bewunderung für und Kritik an der Sekte nachvollziehen“
(Anmerkung des Übersetzers: In beiden Fällen lag wirklich ein Fehler in der Übersetzung vor, der inzwischen in Rücksprache mit der Blog-Autorin korrigiert wurde)
Ich bin erstaunt über Kluges Person.
Ich glaube, er war nie in der Gemeinschaft, und ich glaube, seine Ansicht über die Gemeinschaft wird von seiner distanzierten Position und seinen Erfahrungen mit anderen „Arten von Sekten“ bestimmt. Aber dennoch scheint er zu glauben, wie die Dinge in der Gemeinschaft sind. Seine hypothetischen Vermutungen treffen mitunter zufällig das Ziel, aber seine Unfähigkeit, die wichtigsten Dinge der Theologie und Lebensweise der Gemeinschaft zu verstehen, lösen Unbehagen in mir aus.
Aber was können wir von einem Mann erwarten, dessen (katholische) Kirche die am heftigsten von unserer Gemeinschaft angegriffene ist? Ich glaube, er möche aufrichtig den ehemaligen Mitgliedern von Sekten im allgemeinen helfen und er kann sich nicht nur auf eine Gemeinschaft konzentrieren. Es gibt viele Sekten und ich wünsche Kluge, dass er weiter macht. Es gibt viele Sekten in Deutschland, also viel zu tun.
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9.1.11: RA
Ich habe kürzlich darüber nachgedacht, wie es geschehen kann, dass Kluge keine Informationen über die missionarischen Aktivitäten unter Ungläubigen hat, wie es auf seiner Webseite heißt: „Eine Mission unter Atheisten ist nicht bekannt“.
Ich denke, das liegt zum einen an Kluges Trägheit, nach weiteren Informationen über dieses Thema zu suchen und auch weil er nicht fähig ist, die logische Konsequenz zu ziehen, dass die „Werbe-Flyer“ sicher nicht nur an die Wände von Kirchengebäuden gehängt werden.
Aber ich meine, man sollte auch bedenken, dass dahinter unsere „effektive und anonyme“ Missionstaktik steckt: etwas schnappen und dann abhauen, ohne Fingerabdrücke zu hinterlassen. Die, welche nicht mit uns „auf einer gemeinsamen Basis“ stehen, haben keine Informationen über uns.
Deshalb weiß in meinem Land fast niemand, dass diese Gemeinschaft hier über 10 Jahre lang war. Niemand weiß, dass sie hier waren und jetzt nicht mehr da sind.
Ich fragte privat einmal bei einer staatlichen Stelle für religiöse Angelegenheiten nach, ob sie weiß, dass diese Gruppe von Christen in unserem Land war. Nix. Sie wusste soviel wie jeder andere auch in meinem Land.
Soviel zum „Licht der Welt“, das von den Ungläubigen gesehen werden muss.
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10.1.11 RA:
Die Gemeinschaft lebt in einer ständigen Furch vor Verfolgung. Jeder will ihr Böses tun. Aber die Verfolgung kann auch eine Ausrede sein, um nicht offen unter den religiösen Menschen zu missionieren. Es gab einige Fälle, wo unsere Missionierung aufgedeckt und wir aufgefordert wurden, das nicht in ihrer Kirche zu tun.
Aber wieso die Verfolgungsangst auch bei den Missionierungen auf der Straße, wo auch Ungläubige waren?
Ich war recht eifrig bei der Evangelisierung in meinem Land und kann mich an keine Verfolgung durch die erinnern, die ich auf der Straße ansprach. Aber nichtsdestotrotz habe ich keinen der Missionierten in unsere Wohnung (die „Residenz“ unserer Gemeinschaft) eingeladen. Denn in unserer Gemeinschaft gab es die ständige Angst, dass diese Person etwas Schlechtes gegen uns tun könnte, z. B. unseren Lebensstil missbrauchen oder missversehen. Viele ähnliche Arten von Furcht gab es in unserer Gemeinschaft.
Es gab sicher einige Präzedenzfälle, dass sich Eltern Sorgen machten und die Polizei riefen, weil sie den Kontakt zu ihrem Kind verloren haben, das sich entschieden hatte, mit den Geschwistern zu leben und keine „gemeinsame Basis“ mehr fand, mit ihnen (den Eltern) zu sprechen. Aber der Hintergrund dieser Furcht (in meinem Land) ist nicht die Feindschaft von Ungläubigen gegen das Christentum allgemein, sondern nur speziell gegenüber unserer Gemeinschaft (wegen der oben beschriebenen Gründe).
Ich erinnere mich gut an mein erstes Erlebnis in der Mission: Ich war erstaunt, wie freundlich meine Landsleute waren, die sicher in einem recht säkularen Land lebten, als ich auf der Straße missionierte. Wenn man die Kommentare in den Zeitungen liest, sind sie mitunter sarkastisch, aber im Gespräch von Angesicht zu Angesicht sind sie meisten sehr freundlich zu dir.
Also hätte es keinen Grund für diese Phobie geben können – und auch andere Konfessionen missionierten öffentlich.
Der wirkliche Grund der Furcht war, dass wir wussten, wie merkwürdig unser Glaube und Lebensstil auf Ungläubige wirken musste. Der Vorwurf: „Sie würden unsere geistlichen Gründe für Glaube und Lebensstil nicht verstehen“ ist ein sehr wesentliches Merkmal sektenhaften Verhaltens.
Christen leben heutzutage in einer außerordentlichen toleranten Zeit in Europa. Auch wenn ihre seltsamsten Glaubenssätze im schlimmsten Fall mit Sarkasmus bedacht werden. Das ist nicht zu vergleichen mit Epochen der europäischen Geschichte, als Christen wegen ihres Glaubens umgebracht wurden.
Ich denke, wenn unsere Gemeinschaft nicht genau jetzt die Möglichkeit, sich zu ÖFFNEN, wahrnimmt, wird es nie eine bessere Chance dafür geben.
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10.1.11 RA:
Ich ermutige die Gemeinschaft, sich zu ÖFFNEN, denn es scheint, sie merkt gar nicht, wie verschlossen sie ist und immer verschlossener wird.
Die Webseite unserer Gemeinschaft ist nicht etwas, dass irgendwie Offenheit signalisiert. Es werden nur die Vornamen der Autoren genannt.
Auf der Webseite http://sites.google.com/site/testtaize1/ ist die Verschlossenheit noch eine um einige Grad verschärft. Es gibt keine Namen und keine Informationen, wer hinter den Abhandlungen steckt.
Die Abgeschlossenheit drückt sich auch in unserem sozialen Verhalten aus, wie ich es zuvor erklärt habe. Ich denke, die Gemeinschaft hat sich an ein solch anonymes Auftreten gewöhnt, dass sie es nicht seltsam finden, wie ein Tier in einer geheimen Felsspalte zu leben. Alle Außenkontakte werden abgebrochen. Sie haben nur deshalb das Gefühl, offen zu leben, weil die Kanäle der internen Kommunikation offen sind.
Der Schwund betrifft nicht nur die Anzahl der Mitglieder unserer Gemeinschaft. Die Beschränkung auf die interne Kommunikation ohne Impulse von außen hat die englische Sprache in unserer Gemeinschaft degeneriert. Sie wissen vermutlich gar nicht, auf welchem Level ihr Englisch ist.
Der eine Grund ist, denke ich, dass in unserer Gemeinschaft die englischen Muttersprachler in der Minderheit sind. Aber Englisch ist die Lingua franca in den meisten Ländern, in denen unsere Gemeinschaft vertreten ist.
Der zweite Grund liegt darin, dass es nur eine begrenzte Anzahl von Themen sind, über die wir reden. Wir sprechen meistens nur über geistliche Dinge, wenn wir auf den Wochenendtreffen sind und Englisch anstatt unserer Muttersprache reden müssen.
Ich begann erst in der Gemeinschaft Englisch zu lernen. Ich konnte mich in dieser Sprache nicht verständigen. Aber nach einigen Monaten konnte ich alles verstehen, worüber wir diskutierten. Und auch ich konnte über die Dinge, die man von mir hören wollte (über meinen geistlichen Stand, Sünden usw.) ohne Schwierigkeiten sprechen.
Sie fragten mich oft, ob ich verstand, was sie während der Themen besprachen. Aber dazu bestand kein Grund. Der Grund, warum ich diese Sprache so schnell beherrschte, lag nicht in meiner Sprachbegabung, sondern weil das Vokabular der „Gemeinschafts-Standard-Sprache“ extrem einfach war und sich leicht aneignen ließ. Ich denke, der vergleichsweise hohe Standard der theologischen Gespräche wurde durch die sehr simple Sprache gemindert.
Sicher gibt es in jeder Konfession eine Binnensprache und interne Gewohnheiten, die auch für Insider nicht immer leicht zu erkennen sind. Aber nach meiner Einschätzung ist das in unserer Gemeinschaft bedeutend ausgeprägter. Wie schon ein anderer in diesem Blog geschrieben hat, erschufen wir neue Worte. Und wie ich schon vorher beschrieben habe, versahen wir bekannte Worte wie „Liebe“ mit einer neuen Bedeutung, die nur von Insidern verstanden wurde. Auch das Wort „menschlich“ (humane) erhielt eine stark negative Bedeutung für uns. „Menschlich“ ist nicht etwas, nach dem wir streben sollten. Für unser „geistliches Training“ ist jedes „menschliche“ nutzlos. Wir müssen nicht die „menschlichen“ Muskeln trainieren, sondern die geistlichen (spirituellen). „Menschlich“ war etwas wie nutzloses Fett, von dem wir frei werden wollten durch unser geistliches Training, unseren aufzehrenden Lebensstil und dem Kampf um Heiligung.
Deshalb sehe ich die Gefahr: wenn die Gemeinschaft mit ihrer Phobie vor äußeren Angriffen fortfährt, werden sie bald nicht mehr in der Lage sein, sich den anderen in dieser Welt verständlich zu machen. Und der Grund liegt nicht in der geistlichen Blindheit der äußeren „menschlichen Welt“, sondern in der inneren Deformation, der Degeneration ihrer Sprache und dem Fehlen von Themen, über die man mit der „menschlichen Welt“ ins Gespräch kommen kann.
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10.1.11: L (Autorin:
RA schreibt, dass wir aus Angst niemanden in unsere Wohnung einluden.
Ja, wir hatten es nicht eilig, jedem über unseren Lebensstil zu erzählen, aber ab und an luden wir Missionierte in unsere Wohnung ein. Sicher hatte es keinen Sinn, jemanden einzuladen, wenn es nur ein Gespräch auf der Straße oder bei einem religiösen Treffen war ohne dass ein weiteres Treffen in Aussicht stand. Aber wenn wir uns mehrere Male getroffen hatten oder E-Mails ausgetauscht hatten, geschah das schon.
Wenn dann einmal am Ende ein Bruder von der Arbeit kam, begann er mit einem Gespräch mit jemand im Bus (der Gemeinschaft) und kam dann zusammen mit diesem nach Hause.
Einmal kamen wir von einem Wochenendtreffen mit öffentlichen Verkehrsmitteln früh am Morgen zurück und luden eine Ausländerin (die wir im Bus getroffen hatten) ein, in unserer Wohnung zu schlafen bis ihre nächste Fahrgelegenheit nach Hause ging. Aber sicher, sie hatte auch Interesse, sich mit uns zu unterhalten.
Ich stimme dir zu, dass es in unseren Ländern enorme religiöse Freiheit gibt. Und auch auf mich wirkte die Geheimniskrämerei der Gemeinschaft recht merkwürdig.
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10.01.11 RA:
Ich stimme L zu, dass es dabei Ausnahmen gab. Aber das geschah recht selten. Während ich in der Gemeinschaft war geschah das in meinem Land nicht. Sicher, ich war nur ein Jahr lang in der Gemeinschaft, ABER wenn es während dieses Jahres keinen einzigen Fall wie ihn L erwähnt hab, gab, sagt das schon einiges. Ich war nicht der einzige aktive Missionar in unserer Gemeinschaft (in meinem Land). Deshalb traue ich mir die Schlussfolgerung zu, dass meine (natürlich subjektive) Meinung nicht einfach auf einem falschen Verständnis der Missionspraktiken beruht, sondern eher im Einklang mit der Meinung der Gemeinschaft stand.
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10.01.11 L (Autorin):
Ja, es gab nur wenige englische Muttersprachler und ziemlich eingeschränkte Themen. Aber ich empfand das Englisch nicht als besonders vereinfacht. Sicher, wer vorher nie Englisch gelernt hatte, erreichte kein besonders hohes Level. Aber die, welche besser Englisch sprachen, versuchten dem abzuhelfen: indem sie Fehler korrigieren usw.
Ich glaube, RA hat ein Sprachtalent.
Bezüglich des „Menschlichen“. Ich erinnere mich , dass zwischen „human“ und „humane“ unterschieden wurde. Das eine war das Gegenteil von „geistlich“ (also im Sinne von „fleischlich“ oder „weltlich“, d. Übers.), das andere etwas Positives. Aber es wurde nicht oft gebracht.
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10.01.11 RA:
„Aber wenn wir uns öfter getroffen oder E-Mails ausgetauscht hatten, geschah es schon einmal.“
Ich denke, in diesem Punkt bin ich selber ein Beispiel, das einige Mythen über die Gemeinschaft beseitigt. Ich will nur zwei davon erwähnen.
1. Kluges Ignoranz bezüglich der Mission unter Ungläubigen. Ich wuchs in einer völlig säkularen Umgebung auf. Keiner meiner näheren Verwandten war religiös. Nicht einmal ich.
2. In Bezug auf den Satz, den ich oben zitiert habe, möchte ich beschreiben, wie ich in die Gemeinschaft kam: Ein Missionar hatte einmal ein Gespräch mit mir. Danach tauschten wir uns per e-Mail aus. Dann war eine lange Pause und dann nahm ich wieder den Kontakt auf, indem ich einen Brief schrieb. Das alles dauerte insgesamt ca. ein Jahr, schätze ich.
Während dieser Zeit kam mir nie der Gedanke, einmal per Mail zu fragen, von welcher Gemeinschaft dieser Missionar war. Während dieser Zeit gewann ich kein Bild über seine Person oder seinen Hintergrund. Gut, man kann sagen, das war meine Schuld. Aber war es nicht auch aus seiner Sicht merkwürdig, dass er mir während dieses Jahres nie etwas über seinen Gemeinschafts-Hintergrund gesagt hat?
Vergesst also den Mythos über Offenheit. Ich weiß über diesen Missionar zu viel. Er war ein Ausländer und wurde in unser Land mit dem Auftrag der Missionierung geschickt. Also war er in den anzuwendenden Missionstaktiken bewandert.
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10.01.11 L (Autorin):
Sicher, wir alle waren „Missionare“ mit dem Auftrag zu missionieren.
Ich will nicht behaupten, dass wir offen waren. Aber wir waren auch nicht so verschlossen, wie es RA beschreibt.
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10.01.11 RA:
L schrieb: „Bezüglich des „Menschlichen“. Ich erinnere mich , dass zwischen „human“ und „humane“ unterschieden wurde. Das eine war das Gegenteil von „geistlich“ (also im Sinne von „fleischlich“ oder „weltlich“, d. Übers.), das andere etwas Positives. Aber es wurde nicht oft gebracht.“
RA: Genau das wollte ich sagen. HUMANE wurde genauso negativ gesehen. Er wurde NICHT positiv gesehen wie Du sagst. Dahinter stand unser Abscheu gegenüber dem Gesellschaftsbild der Aufklärung, das auf humanistischen Ideen aufgebaut war. Wir sahen es vor allem als individualistische und tolerante Gesellschaft, welche das genaue Gegenteil von dem ist, was unsere Gemeinschaft anstrebt.
(später): ich berichtige mich selbst: Ich meine, unsere Gemeinschaft ist genau das Gegenteil der Idee einer humanistischen Gesellschaft.
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10.01.11 RA: Hier ein Ausschnitt aus der Apologie von Josef Aufreiter, die belegt, dass „humane“ in unserer Gemeinschaft nicht positiv gesehen wird. Die Hervorhebungen sind von mir. Und bedenke, wir reden über „humane“ (menschlich) und „humanistisch“, nicht über „inhuman“:
„Theologie ohne Streben nach Heiligkeit ist Gotteslästerung. Die reine Konzentration darauf, ein ethisches Leben zu führen, ohne dass es mit einer theologischen Grundlage verbunden ist, führt zu einem HUMANISTISCHEN Konzept und weg von Gott“
„Humanistisch“ hat hier einen klaren negativen Klang. Jedes andere Konzept als das der Bibel wird negativ gesehen, denn wir setzten voraus, dass diese Konzepte immer mit anderen Konzepten verbunden sind, die nicht gut sind.
Nochmals: Ich glaube, ich kenne den Grund für ein solches Denken. Nichtsdestotrotz bezweifle ich, dass die meisten Menschen in unserer Welt sich ihrer theoretischen Basis bewusst sind. „Humanistisch“ und „menschlich“ sind eher Synonyme dafür geworden, freundlich, großherzig usw. zu sein. Wenn die Wahrheit von unserer Gemeinschaft monopolisiert wird, dann ist die Sprache doch gemeinsamer Besitz der Gesellschaft und kann von ihnen nicht monopolisiert werden.
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10.01.11 RA:
L schrieb: „Sicher, wir alle waren „Missionare“ mit dem Auftrag zu missionieren.“
RA: Sicher, wenn es einen „Missionar“ in dem Verständnis gab, das auch in anderen christlichen Konfessionen verbreitet ist, dann war ER es. Er kam nicht zufällig in meinem Land und schaute mal, was passiert (wie wir es üblicherweise tun). Er wurde auf eine bestimmte Aufgabe angesetzt, denn er war intelligent, sprachgewandt und er war nach meiner Meinung ungewöhnlich in dem Punkt, dass er ein Charisma besaß, eine gewisse Begeisterungsfähigkeit. Kurz gesagt, er hatte genau die Eigenschaften, die einen Missionar im allgemeinen Verständnis auszeichnen.
Ich will damit nicht behaupten, dass das Missionarssein nur für bestimmte Christen vorgesehen ist. Ich möchte nur sagen, dass DIESER Missionar nicht ein x-beliebiger Bursche wie jeder andere war. Weit davon entfernt.
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10.01.11 RA
Ich weiß, ich kann hier erklären soviel ich will: die Gemeinschaft wird es sowieso in ihrem Sinn verstehen.
Lass es mich klarer sagen: Ja, jeder Christ ist berufen und gesandt zu missionieren. Aber in gleicher Weise senden wir einige Leute aus, um Lebensmittel für das Wochenende zu kaufen (und nicht zu missionieren). Auf die gleiche Weise wurde dieser Missionar ausgeschickt, über den wir sprechen. Er wurde ins Ausland geschickt mit der speziellen Aufgabe zu missionieren und ein Auge auf unsere Geschwister zu haben – und eben nicht mit der Aufgabe, Lebensmittel zu kaufen oder einfach ein Partner für uns zu sein, denn wir hatten die Nase voll von Geschwistern, die alle nur Landsleute waren.
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10.1.11: RA schreibt:
Das Anliegen meiner apologetischen Beschreibung unserer Gemeinschaft ist nicht frei von Hass und Verachtung. Ich spreche meine Befürchtung aus, dass die Gemeinschaft an der Schwelle zur Krise steht. Ich möchte meine Meinung nicht als die absolute Wahrheit zu diesem Thema verstehen. Aber ich habe die Gründe benannt, warum ich so denke, wie ich denke.
Du wirst auch sehen, dass ich es auch nicht in allen meinen Postings durchhalte, ausreichend Liebe gegenüber meinen Opponenten zu zeigen, die eine andere Meinung als ich vertreten. Oh, ich liebe wirklich die Erfahrung, wie groß Gottes Liebe zu mir ist. Ich muss noch so sehr in der Liebe wachsen.
Zur Zeit scheint es für mich unmöglich zu sein, die Feinde zu lieben, die Gemeinschaft auf diese Weise zu lieben, dass sie und jedermann es auf die gleiche Weise erfahren kann, wie sie in Mt 5, 38-47 beschrieben ist. Und es ist wahr, dass dies für Menschen unmöglich ist – aber nicht für Gott. Darin unterscheidet sich die Liebe Gottes von der Welt auch.
Wirklich, unglaublich, Wunderbar. Es ist schwer, die Feinde zu lieben. Und nicht nur, weil die Feinde selbst sich nicht lieben lassen. Umgedreht: Das ist die beste Gelegenheit, um die Liebe zu üben, die in Mt 5 beschrieben ist. Wegen unserer eigenen Einstellung, unseres Mangels an Gnade ist es schwer, die Feinde zu lieben.
Es ist schwer, die Einstellung zu erwerben, deren Wirkung in Mt 5 beschrieben ist. Diese gute Einstellung hat das Resultat, das in Mt 5 beschrieben wird. Sie vergisst nicht, für die zu beten, die uns verfolgen (Mt 5, 44), was von JEDEM wahrgenommen wir, wie wir in Mt 5 lesen können. Und danach mögen wir auch versuchen, die „Wahrheit zu sagen“ und sie zu „beurteilen“, wenn wir sie so notwendig brauchen. Wenn das grundsätzlich nötig ist, denn den Feind zu beurteilen ist nichts besonderes, können wir es mit der Liebe identifizieren. Es ist recht einfach, deinen Feind zu „beurteilen“ und ihm „die Wahrheit zu sagen“. Es fällt leicht. Das ist die erste Reaktion, die aus menschlichem Verhalten entsteht.
Wir wissen, wie viel Ungerechtigkeit in der Welt und in uns selbst ist. Das ist nicht neu. Die gute Botschaft ist, dass Gott uns die Liebe gezeigt hat, die uns erreicht hat, bevor auch nur einer von uns ihrer würdig war.
Lasst uns etwas besonderes tun: Versuchen wir immer wieder zusammen die unmögliche Liebe zu üben? Ich denke, es ist gut, mit dem zu beginnen, der uns am unmöglichsten zu lieben scheint, mit dem wir keine „gemeinsame Basis“ haben, denn:
„Und wenn ihr nur eure Brüder grüßt, was tut ihr dann mehr als andere? Machen das nicht auch die Heiden?“ (Mt 5, 47)
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10.1.2011 RA schreibt:
Ich würde als ein Objekt meiner Liebe meine frühere Gemeinschaft nehmen, und dann Gerald Kluge. Und ich denke, Gerald Kluge würde meine frühere Gemeinschaft wählen (und dann vielleicht mich?) ;-)
Ich wünsche mir, dass wir den gemeinsamen Grund in der Liebe Jesu finden. Das wäre wirklich ein machtvolles Zeichen für die Ungläubigen: dass Gott nach wie vor Wunder wirkt.
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11.1.2011: RA schreibt:
Für mich ist es die größte Herausforderung, die zu lieben, deren Liebe zu Jesus vor allem von der Erfahrung geprägt ist, wie sie die Tische der Geldwechsler und die Stühle der Taubenverkäufer umwerfen.
Kommentare (Übersetzung aus dem englischen Blog):
AntwortenLöschenAnonymus: Einige von uns haben einige neue Worte eingeführt. Eines, das ich gehört habe und sehr gut passt, ist „Ausschlusswahnsinn“ (so original deutsch im englischsprachigen Blog/d. Übers.) (von homo ludens) 9.6.2010
Anonymus: Sei vorsichtig! Die sogenannte Übersetzung gebraucht verschiedene Zeitformen und Worte, die den ursprünglichen Sinn verändern. 15.8.2010
Autorin: Kannst Du bitte auf die konkreten Stellen hinweisen, von denen Du meinst, dass sie nicht richtig übersetzt seien? Wenn Du es nicht hier schreiben willst, schick eine private Mail. 26.8.2010