Freitag, 10. Juni 2011

Die theologische Burg im Gegensatz zum Leben voller Mühen

30. Mai 2011

In der Gemeinschaft lebten wir in einer sicheren theologischen Burg. Aber das Leben der meisten Menschen ist voll von unterschiedlichsten Mühsalen und Sorgen: um den Beruf, die Gesundheit, die Partnerschaft, die Sorge für die Kinder und/oder andere Verwandte usw.

Wir hatten eine Menge freie Zeit, um miteinander und mit Außenstehenden über die Bibel zu sprechen. Die täglichen Aufgaben wurden unter verschiedene Geschwister verteilt, so dass für jeden eine geringere Last übrig blieb. Wir mussten uns nicht mit Leuten beschäftigen, die unseren Lebensstil nicht teilten. Aber im Leben draußen muss man sich um all seine materiellen Bedürfnisse und die seiner Familie kümmern und natürlich auch um die spirituellen, geistigen, emotionalen und alle sonstigen Bedürfnisse. Und in der zerbrochenen Welt um uns herum gibt es viele zerbrochen Menschen und zerbrochene Familien, die nicht die Standards unserer Gemeinschaft erreichen. So jemand muss und kann Gott inmitten seiner täglichen Pflichten und Sorgen erfahren, und nicht zuerst durch theologische Diskussionen. (Obwohl dafür natürlich ein gewisses biblisches Grundwissen vorhanden sein sollte.)

Auf der Wanderung durch die Wüste musste das Volk Israel seine grundlegende Lektion lernen: dass es abhängig war von Jahwe in Bezug auf seine Nahrung und alles Übrige. Im alltäglichen Familienleben mag nicht viel Kraft übrig bleiben für besondere christliche Treffen oder Aktivitäten (wie Mission und Diskussionen über Bibelstellen). Das Christsein muss in das normale Leben eingebunden sein, in die Art und Weise, wie wir die Dinge tun. Sicher, ich glaube, die Gemeinschaft behauptet nicht, dass wir keine Christen seien, wenn wir auf Arbeit oder in der Universität waren, aber sie betonten die Gemeinschaftselemente (wörtl. das Zusammensein) zu sehr. Sie haben die (außerhalb der Gemeinschaft existierende) Verschiedenheit der Wege, wie man mit Christus leben kann, nicht erkannt.

Dienstag, 22. Februar 2011

Bekennt Eure Sünden, ... damit ihr geheiligt werdet (Jak 5, 16)

(Bibeltext in der Überschrift nach der Einheitsübersetzung, im engl. Orignal: „damit ihr geheilt werdet“)

9.2.2011

Das Sündenbekennen ist für mich nach wie vor eine Frage. Wie vielen Leuten gegenüber muss ich es bekennen? Wie detailliert? Welche Sünden? usw.

„Ist einer von euch bedrückt? Dann soll er beten. Ist einer fröhlich? Dann soll er ein Loblied singen. Ist einer von euch krank? Dann rufe er die Ältesten der Gemeinde zu sich; sie sollen Gebete über ihn sprechen und ihn im Namen des Herrn mit Öl salben. Das gläubige Gebet wird den Kranken retten, und der Herr wird ihn aufrichten; wenn er Sünden begangen hat, werden sie ihm vergeben. Darum bekennt einander eure Sünden, und betet füreinander, damit ihr geheiligt werdet. Viel vermag das inständige Gebet eines Gerechten.“ (Jak 5, 13-16)

Jakobus sagt, dass der Zweck der Beichte Vergebung und Heilung ist. Er fordert uns nicht auf, uns ständig mit unseren Sünden zu befassen, wohl aber in Zeiten der Krankheit. Ich denke, „Krankheit“ muss nicht nur ein körperliches Problem bedeuten, sondern auch ein seelisches, gefühlsmäßiges oder irgend etwas anderes, dass unsere Beziehung zu Gott beeinträchtigt.

Wie ich gehört und gelesen habe, ist es nicht heilsam, ständig in unseren Sünden zu wühlen oder sich früherer, schon vergebener Sünden zu erinnern und sich erneut über diese zu betrüben. Aber in einigen Fällen, z. B. wenn es emotionale Wunden oder ungebeichtete Sünden aus der Vergangenheit gibt, könnte es heilsam sein, diese ans Licht zu bringen, sie richtig zu bewerten, denen vergeben, die einen verletzt haben, und Vergebung zu erbitten und zu empfangen. Wenn das geklärt ist, sollten wir nicht weiter darin wühlen.

Schwieriger wird es, wenn es um gegenwärtige wiederholte Sünden geht. Da habe ich noch keine gute Antwort.

Und auch wenn wir nicht ständig nach Sünden Ausschau halten, kann es ganz vernünftig sein, ab und an verschiedene Bereiche unseres Lebens zu überprüfen, ob sie in Gottes Augen in Ordnung sind.

Man sollte auch nicht vergessen, dass uns Satan ohne Anlass damit angreifen kann, dass er uns an unsere vergangen Fehler und Sünden erinnert, um uns zu entmutigen. Er kann uns auch ruhelos und voller Schuldgefühle machen, ohne dass eine wirkliche Sünde vorliegt. Er möchte, dass wir uns hoffnungslos fühlen. Wenn uns der Heilige Geist einer Sünde anklagt, ist das ganz anders. Er ruft uns auf, die Dinge mit Gott zu klären und Frieden zu finden.

Rechtfertigung und Heiligung

9.02.2011

Bei einem Gespräch über Glaube und Werke (nach meiner Zeit in der Gemeinschaft) kam ich zum Fazit, dass man zwei Begriffe unterscheiden kann. Alle Christen werden in den Briefen des NT Heilige genannt, denn wir sind gerechtfertigt oder „für gerecht erklärt“ durch unseren ersten Glauben und die Reue (die Veränderung in unserem Denken). Andererseits sollen wir immer mehr heilig werden, denn unsere Heilung oder „heilig machen“ ist ein Prozess, der unser ganzes Leben lang andauert.

Offb 22, 11b: „...der Gerechte handle weiter gerecht, und der Heilige strebe weiter nach Heiligkeit.“ (EÜ)

Man sollte beide Extreme vermeiden:

a) sich auf die Erlösung zu fixieren: Ich bin gerettet, mir ist vergeben, ich kann das nie mehr verlieren, ich brauche mich nicht mehr um meine guten Taten und mein geistliches Wachstum zu kümmern.

b) sich auf die guten Tagen so zu fixieren, dass sie zur Voraussetzung der Erlösung werden.

Ich denke, wir sollten glauben, dass wir von Gott aufgrund seiner Gnade angenommen sind. Wir brauchen nicht in Panik zu geraten aus Angst, die Erlösung zu verlieren. Andererseits sollten wir uns hüten: Wenn wir die Sache mit Gott zu leicht nehmen, könnte genau das passieren.

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Kommentare:

9.2.11 R.A.:

L schreib: „Alle Christen werden in den Briefen des NT Heilige genannt, denn wir sind gerechtfertigt oder „für gerecht erklärt“ durch unseren ersten Glauben und Reue (die Veränderung in unserem Denken).“

R.A.: Ich bin mir nicht sicher, ob das im NT wirklich der ursprüngliche Grund ist, jemanden „heilig“ zu nennen. Es hört sich gut an, aber ich bin mir nicht sicher, ob es der exakte Grund ist .... Vielleicht werden Christen zuallererst „Heilige“ genannt, weil Gott den Glauben in uns angelegt hat? Weil Gott so in uns wirkt, dass wir bereuen? Vielleicht macht das auch keinen Unterschied, aber ich möchte es dennoch erwähnen.

Jedenfalls bin ich davon überzeugt, dass wir Wesen mit einem freien Willen sind und wir können erkennen, was gegen Gottes Willen geschieht.

Montag, 21. Februar 2011

Wir möchten, dass Du diesen Eifer bis zum Ende zeigst

8. 2. 2011

Hebr 6, 9-12:

9 Bei euch aber, liebe Brüder, sind wir trotz des Gesagten (Warnung vor dem Abfall) vom Besseren überzeugt und davon, dass ihr am Heil teilhabt.

10 Denn Gott ist nicht so ungerecht, euer Tun zu vergessen und die Liebe, die ihr seinem Namen bewiesen habt, indem ihr den Heiligen gedient habt und noch dient.

11 Wir wünschen aber, dass jeder von euch im Blick auf den Reichtum unserer Hoffnung bis zum Ende den gleichen Eifer zeigt,

12 damit ihr nicht müde werdet, sondern Nachahmer derer seid, die aufgrund ihres Glaubens und ihrer Ausdauer Erben der Verheißungen sind.“

„Vom Besseren überzeugt“, aber auf jeden Fall wird die Erlösung von Werken der Liebe begleitet. Was soll ich tun, wenn ich meine, dass ich in meinem Leben zu wenige Liebeswerke habe? Wirklich nicht einfach. Jetzt gerade kann ich mich kaum mit etwas anderem als der Sorge für meine kleinen Kinder beschäftigen – und selbst das geschieht bei weitem nicht perfekt. Ich fühle mich außer Stande, noch weitere Taten der Liebe hinzu zu fügen, aber ich kann in allem, was ich tue, nach wie vor um Geduld, Glaube und andere guten Einstellungen ringen.

2 Petr 1, 5-9:

5 Darum setzt allen Eifer daran, mit eurem Glauben die Tugend zu verbinden, mit der Tugend die Erkenntnis,

6 mit der Erkenntnis die Selbstbeherrschung, mit der Selbstbeherrschung die Ausdauer, mit der Ausdauer die Frömmigkeit,

7 mit der Frömmigkeit die Brüderlichkeit und mit der Brüderlichkeit die Liebe.

8 Wenn dies alles bei euch vorhanden ist und wächst, dann nimmt es euch die Trägheit und Unfruchtbarkeit, so dass ihr Jesus Christus, unseren Herrn, immer tiefer erkennt.

9 Wem dies aber fehlt, der ist blind und kurzsichtig; er hat vergessen, dass er gereinigt worden ist von seinen früheren Sünden.

Kommentare:

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8.2.11: R.A.:

L schreibt: „Was soll ich tun, wenn ich denke, dass davon zu wenige in meinem Leben vorkommen? Wirklich nicht einfach. Jetzt gerade kann ich mich kaum mit etwas anderem als der Sorge für meine kleinen Kinder beschäftigen – und das geschieht bei weitem nicht perfekt.“

R.A.: Es ist erbaulich, über die Bibel zu sprechen, wie wir es in der Gemeinschaft taten. Aber weil diese Bibelgespräche oft darauf ausgerichtet waren, Irrlehren bei anderen Gemeinschaften zu widerlegen, denke ich, dass Gott das Erziehen von Kindern höher bewertet als solche „Taten“. Ich bin mir sicher. Ich vermute, dass es viel schwieriger ist, Kinder groß zu ziehen, als in abendlichen Gesprächen über geistliche Themen zu spekulieren, wie es in der Gemeinschaft üblich war.

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8.2.11 Jose:

Ich denke, die Bibelstelle aus dem Petrusbrief zeigt klar, auf welche Weise wir gereinigt wurden und dass es uns dennoch zugleich an guten Werken mangelt, die unseren Glauben begleiten. Die Reinigung ist schon durch das Blut Christi aufgrund des Glaubens allein geschehen. Wie ich Paulus verstehe, schreibt er auch über diese Reinigung, wenn wir „für gerecht erklärt“ wurden. Es ist etwas, das in der Vergangenheit geschehen ist. Wir wurden für gerecht erklärt und gereinigt allein durch den Glauben und ohne Werke, wie in Römer 4 klar dargelegt wird.

Wir wurden gereinigt und wir sind gerecht. Das ist eine großartige Nachricht für uns :-)

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9.2.11 L (Blogautorin):

Mit „Taten“ meinte ich nicht, andere zu kritisieren.

Was die Bibel betrifft: sie ist vor allem die Quelle, um von Gott zu erfahren, nicht um etwas zu widerlegen, sondern um neue Klarheit und Ausgeglichenheit in Lehre und praktischem Leben zu suchen.

Natürlich reicht es nicht, nur das allein zu tun. Gute Werke schließen deshalb Kommunikation und Gemeinschaft mit Christen ein, um die Christenheit aufzubauen, aber auch Begegnungen mit Ungläubigen, um ihnen Gottes Liebe zu erweisen.

Am meisten erziehen wir Kinder durch unser eigenes Beispiel.

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9.2.11

R.A.:

L schrieb: „ Gute Werke schließen deshalb Kommunikation und Gemeinschaft mit Christen ein, um die Christenheit aufzubauen...“

R.A.: Vielleicht sehe ich die Werke der Gemeinschaft wieder in zu düsterem Licht. Denn ich verstehe die Art von Gemeinschaft, die in der Gemeinschaft praktiziert wurde, jetzt als eine liebevolle Manipulation. Sie führt dazu, dass alle Mitglieder wie Roboter reden und handeln, wie seelenlose Zombies. Wenn wir sagten: „Ich bin froh und glücklich!“, dann geschah es auf eine Weise, dass Außenstehende sich fragten: „Ist etwas passiert? Eine Katastrophe?“. Unser versteinertes Gesicht zeigte, dass diese Worte nur Worte waren, welche die anderen überzeugen sollten, dass alles in Ordnung wäre. Aber es war nicht in Ordnung. Unsere Gefühle wurden in der Gemeinschaft unterdrückt. Unser ungewollt hohles Grinsen und die kalten Worte überzeugten vielleicht uns selbst, aber nicht andere.

L schreibt: „aber auch Begegnungen mit Ungläubigen, um ihnen Gottes Liebe zu erweisen.“

R.A.: Ich meine auch, dass das wichtig ist. Aber dennoch ist das Großziehen von Kindern wertvoller als diese Art von „Gottes Liebe zu erweisen“, wie wir es in der Gemeinschaft taten.

Die Idee, Gottes Liebe den Ungläubigen zu erweisen, ist gut. Wir sind dazu berufen. Aber nicht auf Kosten unserer eigenen Seelen. Wer möchte mit Zombies zusammen sein, wer möchte mit ihnen in einem Chor singen:

„Ich bin mit Christus gekreuzigt. Nicht länger ich lebe, sondern Christus lebt in mir.“ (Gal 2, 20)

Ich weiß nicht, in welche Richtung unsere Gemeinschaft sich entwickelt. Vielleicht erkennen wir eines Tages Mitglieder der Gemeinschaft daran, dass sie nur eine Hand und ein Auge haben. Denn sie haben vielleicht inzwischen aus den Worten Jesu gemeinsam gelernt, wie man die Sünden besiegt: Mt 5, 29f „Wenn dich dein rechtes Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus und wirf es weg! ... Und wenn dich deine rechte Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab und wirf sie weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als dass dein ganzer Leib in die Hölle kommt.“

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9.2.11

L (Blogautorin)

R.A., ich denke Du siehst die Gemeinschaft zu düster.

Und wenn jemand etwas tut, was auch in der Gemeinschaft getan wird, muss es nicht bedeuten, dass es auf die gleiche extreme Weise geschieht wie in der Gemeinschaft.

Jemand sollte sich nicht scheuen, gute Dinge zu tun, nur weil jemand anderes diese Dinge missbraucht hat.

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9.2.11

R.A.

Mit anderen Worten: Der Zweck heiligt nicht die Mittel. Aber beide sind miteinander verbunden und beeinflussen einander. Das Ziel unserer Taten mag gut sein, aber wenn wir dabei Mittel gebrauchen, die Gott uns nicht geboten hat, dann wird das Ergebnis nur ein Schatten des ursprünglichen Entwurfs sein.

Wenn Kinder nicht in den Plan eingebaut werden, dann wird unser „Schiff“ als christliche Gemeinschaft früher oder später auf die Felsen laufen. Die „besondere Situation“ der Gemeinschaft dauert nun schon über 20 Jahre und es ist kein Ende absehbar. Die Gemeinschaft ist unfähig, Familienleben zu integrieren.

Ich ziehe immer wieder Parallelen zu unserer Gemeinschaft um zu zeigen, dass jede Sache ihren Preis hat.

Ich würde nicht mal behaupten wollen, ob das jetzt mit richtiger oder falscher Lehre zu tun hat, sondern es ist das Ergebnis meine rationale Überlegung. Wir haben Verstand und Intuition, „um zu beurteilen“, in welchem Maße der „Klub der überzeugten Junggesellen“ Ungläubige erreicht. Meistens waren unsere Missionsziele auf unverheiratete, junge Leute beschränkt, die fähig waren, auf unseren mit hoher Geschwindigkeit fahrenden Zug aufzuspringen.

Ich weiß, dass ein Familienleben im Vergleich mit unserer Gemeinschaft im Schneckentempo verläuft. Und das kann Außenstehende frustriert, ungeduldig und unzufrieden mit ihrem Leben machen, das sich so sehr vom Lebensstil unserer Gemeinschaft unterscheidet. Aber das neue Testament fordert uns an vielen Stellen auf, geduldig zu sein.

Ein „langsames Leben“ würde es für Außenstehende leichter machen, es als vereinbar mit ihrer derzeitigen Situation zu sehen. Es gäbe ihnen mehr Hoffnung, sich uns anzuschließen. Sie haben auch Familienleben und mit ihren Erfahrungen können sie uns sicher helfen, viele Fragen der Kindererziehung zu lösen.

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10.2.11: K

Die Wiederkunft Unseres Herrn wird in der Schrift oft mit Feuer verglichen. Ich denke, dass wir einige Schlussfolgerungen daraus ableiten können. Der Apostel Paulus schreibt in 1 Kor 3, dass unserer Werke in diesem Feuer geprüft werden.

Nach meiner Vorstellung bedeutet das: Alles Böse wird durch dieses Feuer verbrannt werden.

Ebenso einiges von unseren Taten ... Ich meine, dass Gottes Gnade alles unternimmt, um jeden zu retten – jeder hat die Wahl: entweder er entscheidet sich für Gott und Jesus, oder er wendet sich im Gegenteil diesen bösen Taten zu. Ebenso liest man in Joh 3, 19 über das Gericht.

Der Unterschied zwischen mir und dir, Jose, besteht wohl darin, dass Du denkst, dass dies nicht für reuige Christen gilt.

Aber ich denke unsere Meinungsverschiedenheit betrifft nicht die Vorstellung des gnädigen Gottes, sondern das Verständnis der menschlichen Freiheit.

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17.2.11 Jose:

Ich denke, es gibt eine Deklaration unserer Rechtfertigung, die auf unserem Glauben fußt. Unsere Werke werden auch im Feuer geprüft werden. Paulus schreibt an Christen, die am Ende gerettet werden, auch wenn sie nicht mit prächtigem Material und auf dem Fundament Christi gebaut haben. Unsere Werke, gute oder schlechte, bilden nicht die Basis für unser ewiges Schicksal. Wir sind durch den Glauben allein gerettet, aber wir erhalten Belohnungen und können uns an einem überfließenden Leben in Christus erfreuen, wenn wir in Gemeinschaft mit Ihm leben.

Davon bin ich überzeugt.

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18.2.11: K:

Jose, ich denke, wir haben unsere Standpunkte klar genug dargelegt und es ist schwierig, da noch etwas hinzu zu fügen.

Viele Dank für die Diskussion.

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19.2.11: Jose:

Ich habe aber immer noch nicht verstanden, in welchem Punkt sich unsere Sichtweisen unterscheiden sollen.

Ja, Dank auch dir für die Diskussion.

Donnerstag, 10. Februar 2011

Gerettet aus Gnade, um gute Werke zu tun

28.1.2011

Ich kann mich an keine bedeutsame Veränderung in der Theorie über die Gnade erinnern, weder während der Zeit in der Gemeinschaft noch danach: Gerettet aus Gnade, um gute Werke zu tun. Wir sollten das tun, was gut und richtig ist, aber wir können uns unsere Erlösung nicht verdienen (erkaufen). Die Gnade schenkt uns die Energie (Kraft) für die Heiligung, um Gutes zu tun und Schlechtes zu vermeiden.

Was die Gefühle betrifft: Ich fühle eher die Erwartung, dies oder das zu verändern und nicht so viel Vertrauen, Hoffnung und Ermutigung, dass GOTT mich verändern sollte und verändern kann. Aber es liegt wohl jetzt eher an mir selbst, diese Ermutigung zu finden.

Ich stimme einem früheren Kommentar zu, dass unser Herz/Verstand/Gedanken unsere Taten beeinflusst und für Gott wichtig ist. Paulus lädt uns ein, unser Denken / unseren Verstand zu erneuern (Röm 12,2). Ein richtiges Verhalten ohne tiefere Veränderung (Bekehrung) vergeht, wenn sich die Umstände ändern. Wir können es im Alten Testament sehen, wie sehr das Verhalten der Israeliten von der Heiligkeit oder Unheiligkeit ihrer Könige abhing.

Kommentare:

31.1.2011 Jose:

Ich möchte das kommentieren, denn für mich scheint es, dass auch wenn die Gruppe die Römisch-Katholische Kirche kritisiert, das Verständnis von Gnade (und Erlösung?) doch recht ähnlich dem katholischen ist.

Ich meine, dass Erlösung dort bedeutet: Gnade + gute Werke und Beharrlichkeit bis zum Ende. Diese Art von Theologie vertraut in keiner Weise in Gottes Liebe zu uns. Liebe ist die zentrale Aussage im Neuen Testament. Wenn es stimmt, dass Gott uns seine Liebe erweist, dann kann es nicht sein, dass wir jeden Tag zweifeln müssen, ob wir auch ordentlich gelebt und gute Werke getan haben.

Nur ein Beispiel: Was würdest Du von irdischen Eltern halten, die ihr Kind im Stich lassen, wenn es ungehorsam war? Wir würden solche Eltern für schlecht und lieblos halten. Gott ist der perfekte Vater (wörtl. Elternteil), der seine Kinder nicht wegen Ungehorsam im Stich lassen will. Es macht für mich keinen Sinn, dass die absolute Liebe, Gott, so gnadenlos sein soll.

Gottes Liebe ist größer. Sie muss bedingungslos sein und wir können sie uns weder am Anfang noch am Ende verdienen.

Mein Verständnis von Gott ist extrem vom Gedanken der Gnade geprägt und ich glaube, dass seine Liebe jenseits des menschlichen Verstehens ist. Gerade entgegengesetzt zu dem, was die Gruppe lehrt.

Ich danke dir, dass Du diese Themen angesprochen hast.

Die Gnade des Herrn Jesus Christus sei mit allen. Amen.

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31.1.2011

R.A.

Jose schreibt: „Ich möchte das kommentieren, denn für mich scheint es, dass auch wenn die Gruppe die Römisch-Katholische Kirche kritisiert, das Verständnis von Gnade (und Erlösung?) doch recht ähnlich ist.“

R.A.: Du siehst, es ist nicht leicht, „außerhalb des Käfigs“ zu denken. Unsere Gemeinschaft ist sehr gegen die kath. Kirche eingestellt, aber tatsächlich denkt sie sehr stark in den Kategorien der Kath. Kirche. Unsere Gemeinde benutzt oft die gleichen Argumente wie die Kath. Kirche.

Deshalb ist es recht lustig (und auch etwas traurig), den Disput zwischen Josef Aufreiter und Gerald Kluge zu lesen. Beide sind mit den gleichen Problemen konfrontiert. Josef möchte nicht wahrhaben, dass viele Probleme unserer Gemeinschaft die gleichen wie in der Kath. Kirche sind.

Deshalb dominiert in Josefs Argumentation das kindliche Geschrei: „Schau auf deine eigene Kirche!“ – „Eure Fehler sind viel größer“ usw.

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6.2.2011

K

Ich fühle mich hier zu einer Antwort herausgefordert, denn ich bin jetzt katholischer Christ (früher war ich in der Gemeinschaft).

Ja, in einigen Punkten ist die Lehre der „Gemeinschaft“ ähnlich zur Röm.-Kath. Theologie.

Ich fühle mich jetzt von Gott geliebt. Diese Liebe ist ein freies Geschenk Gottes (Gnade), kein Ergebnis (eher ein Grund) für die guten Werke. Das „Problem“ ist mein freier Wille und dass ich Gott verlassen kann.

Zusammenfassend möchte ich sagen, dass Gott alle Menschen retten will. Aber alle Menschen haben die Freiheit, sich gegen ein Leben mit Gott zu entscheiden (im Augenblick oder auch für immer) :-(

Der Unterschied ist, dass ich in der Kath. Kirche die Gnade auch praktisch so erfahren habe, wie ich sie beschrieb. In der „Gemeinschaft“ war es nur eine Theorie. Praktisch lebte ich dort in ständiger Angst, die Erlösung zu verlieren und ausgeschlossen zu werden.

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6.2.2011

R.A.: Ich möchte hier einen weiteren Vergleich ziehen, der sicher mangelhaft ist, aber trotzdem...

Vielleicht war unsere Gemeinschaft eine bestimmte Reaktion auf die Kath. Kirche. Und in der Abtrennung von der Kath. Kirche war unsere Gemeinschaft wie ein Teenager, der alle möglichen schlechten Dinge bei seinen Eltern sah. Ich könnte mir vorstellen, dass die ursprüngliche Intention unserer Gemeinschaft gut war: häufigere Gemeinschaft zu haben, von den Fehlern der kath. Kirche zu lernen usw. Aber so geht es oft Teenagern, welche die Dinge anders als ihre Eltern machen wollen – das Resultat ist dasselbe oder sogar schlechter. Und deshalb denken sie in den gleichen Kategorien, und die Lösungen liegen konsequenterweise meistens im Rahmen dieser Kategorien.

Jedoch können wir sehen, dass die Theologie der Gemeinschaft auch viele andere Resultate hervorbringt als die kath. Theologie. Denn wir verbanden die Jüngerschaft mit höheren Forderungen. Einige Resultate davon waren gut, einige nicht.

Wir legten einen höheren Standard an die Einheit an. Aber anstatt so eine „gemeinsame Basis“ zu erbauen, hatte es eher negative Auswirkungen. Unsere paranoide Suche nach kleinsten Abweichungen führe zur massiven Zahl der Ausschlüsse.

Wir legten einen höheren Standard an die Liebe an, bekannt als die strenge Betonung der Ermahnung. Ich sehe es wiederum eher als eine Antwort auf eine religiöse und zu tolerante Umgebung, und weniger als allgemeingültiges und zeitloses Konzept von Liebe, das nicht durch unterschiedliche Situationen bestimmt wird. Gottes Liebe verbreitet kein unterschiedliches Licht in verschiedenen Situationen, verschiedenen Altersstufen. Es ist ewig die gleiche Liebe.

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7.2.2011; Jose:

In der Kath. Kirche kannst du derzeit deiner Erlösung nie sicher sein. Gottes Liebe „erlischt“, wenn du nicht bis zum Ende gläubig bleibst.

Rechtfertigung durch Glaube ist eher ein Prozess „um gerecht gemacht“ als „gerecht erklärt“ zu werden. Korrekt wäre, dass wir in dem Moment, in dem wir glauben, für gerechtfertigt erklärt werden. Die kath. Theologie der Rechtfertigung kommt vor allem von Augustinus her, der nicht besonders gut Griechisch konnte und es deshalb falsch übersetzte. Leider herrscht diese Lehre immer noch vor und Rechtfertigung wird als Prozess und nicht als Deklaration gesehen.

Vielleicht habe ich zuviel gelesen und das sucht mich immer wieder heim. Ich wundere mich immer wieder, wie es sein kann, dass die Christenheit überall gleich ist, nur nicht im Gedanken der Gnade, wie ich sie in der Bibel finde. Gnade ist für mich Gottes freies Geschenk. Wir empfangen Erlösung durch den Glauben und in dem Moment werden wir für gerecht erklärt und unsere früheren, gegenwärtigen und zukünftigen Sünden sind vergeben.

Die meisten Christen denken, dass man die Erlösung verlieren kann, denn sie vermischen die Beziehung zu Gott mit der Jüngerschaft. Wenn wir einmal Gottes Kinder durch den Glauben an Jesus geworden sind, können wir diesen Status der Kindschaft nie mehr verlieren. Denk darüber nach: Meine Schwester ist der Gruppe beigetreten und hat sich wie ein Idiot verhalten. Du weißt: keinen Kontakt aufrecht erhalten, unverschämt sein, und keinerlei Liebe gegenüber unseren Eltern zu zeigen. Denkst Du etwa, meine Eltern würden sie verstoßen und verleugnen, dass sie ihr Kind sei? Wenn sie es täten, würde wir denken, dass sie nicht besonders gute und liebevolle Eltern wären. Und Gott, unser Vater (wörtl. Elternteil) ist der beste Vater, den es je geben kann. Ich denke, es wäre verrückt zu meinen, dass er uns verstoßen könnte. Er wird uns nie verlassen.

Solange meine Schwester so feindselig ist, verliert sie den Kontakt zu ihren Eltern und die Gemeinschaft ist zerbrochen. Es berührt aber nicht die Beziehung, die nach wie vor besteht. Sie wird immer ihr Kind bleiben, egal was sie tut, aber sie kann sich nicht an ihrer Gesellschaft erfreuen (und umgedreht) solange sie nicht ihre Meinung ändert und bereut. Um die Gemeinschaft wieder zu reparieren, muss sie sich eingestehen, dass sie dumm gehandelt hat und dann zurück in die liebevoll ausgebreiteten Arme der Eltern kommen.

Das ist nur ein Beispiel, aber ich glaube daran mit meinem ganzen Herzen. Ich glaube, dass Gottes Gnade vollkommen frei ist und dass er jeden mit seiner unsterblichen Liebe liebt. Das möchte ich der Welt und euch allen sagen.

Gottes reichen Segen für euch in Christus!

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7.2.2011; R.A.

Jose: „Die kath. Theologie der Rechtfertigung kommt vor allem von Augustinus her, der nicht besonders gut Griechisch konnte und es deshalb falsch übersetzte.“

R.A.: Das erinnert mich an einige Wort von Gottfried Holic (zitiert hier von irgendeinem Forum von Außenstehenden): „Ich hoffe, dass es klar ist, dass weder die Römischen Katholiken, noch die Griechisch-Orthodoxen oder Russisch-Orthodoxen, noch die Pfingstler und charismatischen Gruppen wirklich Kirche sind. Das gleiche gilt für die protestantischen Gruppen, denn sie sind in wichtigen Fragen Schüler des Augustinus und Gegner von Jesus und Paulus.“

Ich stehe in derselben Beziehung zur Gemeinschaft, wie diese zur Kath. Kirche. Ich denke, es reicht nicht, gegen die Theologie von jemanden zu sein (also z. B. gegen die Gemeinschaft). Auch wenn ich sehe, dass das Verständnis der Gemeinschaft über Gnade nicht ausreichend ist, und dass wir Gnade ganz unterschiedlich verstehen, so müssen doch auch andere wichtige Fragen (über Liebe, Einheit, Erlösung....) geklärt werden. Und ich ziehe es vor, das auf die Weise zu tun, wie ich sie in der Bibel finde, aber auch die Meinungen anderer (z. B. deine) in die Überlegung mit einzubeziehen. Denn ansonsten werde auch ich irgendwann „erkennen“, das ich der einzige wahre Christ bin und meine christlichen Freunde in Tallin (ca. 10 an der Zahl) die einzig wahre Kirche bilden, die ich finden kann. :-)

Für mich ist „Liebe“ das Schlüsselwort zur Klärung dieser Fragen. Wenn man dieses Wort aber in den Denkkategorien der Gemeinschaft benutzt, begegnen mir viele Fragen, die nicht einfach zu klären sind.

Nach meinem derzeitigen Verständnis von Gnade stimme ich Deiner Beschreibung zu. Gott liebt uns immer mit derselben Liebe und diese ist bedingungslos. Und wir sind berufen, andere mit Gottes Liebe zu lieben. Aber was ist, wenn wir das nicht tun? Was ist, wenn jemand aufhört, Gott zu verehren und sich sogar gegen Gott wendet? Wird er dann später einmal auch gegen seinen Willen im Himmel sein? Viele solcher Fragen tauchen auf, die einer Klärung harren.

Trotzdem stimme ich dir zu, dass die Mitglieder unserer Gemeinschaft eher in der Rolle derjenigen sind, die es aufgegeben haben, ihre Eltern zu lieben, während ihre Eltern sie nach wie vor lieben. Und nicht umgedreht (wie die Gemeinschaft es vermutlich darstellt).

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7.2.2011 Jose:

Ich sollte vorsichtig mit meinen Worte und Meinungen sein und demütig bleiben sowie immer bereit, von anderen zu lernen und sie nicht zu verurteilen. Mir fällt gerade auf, dass ich das in meinem letzten Posting nicht getan habe. Entschuldigung!

Ich denke, dass die Katholische Kirche gut sein könnte, und dass alle, die an Jesus Christus glauben, erlöst werden (1 Kor 15, 1-4). Aber nach wie vor bin ich der Meinung, dass es so viel Gnade, Liebe und Freiheit für uns bei Christus gibt. :-)

Ja, ich gebe zu, dass es an einigen Stellen problematisch und herausfordernd klingt. Ich bin noch dabei, mich mit der Zusicherung der Erlösung und den Möglichkeiten zu beschäftigen, die darin liegen.

Möglicherweise wenden sich Menschen von Gott ab, weil sie nicht verstehen, wie frei die Gnade wirklich ist und wie sehr Gott sie liebt. Für mich ist es oft schwierig, mich Gott anzunähern, denn ich zweifle an seiner Liebe zu mir. Wenn ich ganz sicher bin, dass er mich annimmt und liebt, auch wenn ich (vielleicht sogar immer wieder) gesündigt habe, ist es leicht, zu ihm zu gehen und mit den großen Möglichkeiten in meinem Herzen zu handeln. Wir brauchen für unsere Sündhaftigkeit Reinigung und Behandlung :) Zum Glück weiß Jesus, wie er mit uns umgehen muss.

Die Gnade hilft uns, Gott gegenüber ehrlich zu sein, denke ich.

Es fällt mir oft schwer, Gott als meinen Vater zu sehen, denn das ist so persönlich.

Es ist interessant, dieses Thema zu diskutieren. Ich möchte euch allen danken.

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7.2.2011 R.A.: Danke auch Dir, Jose, für deinen Beitrag.

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8.2.2011 R.A.:

Ich möchte betonen, dass sich das Zitat von Gottfried Holic an Ausgeschlossene richtete (zu einer Zeit, als er bereits selbst aus der Gemeinschaft ausgeschlossen war.)

So möchte ich als Ausgeschlossener sagen, dass man nicht so vorschnell die Gedanken anderer Konfessionen ausschließen soll, wie es Gottfried Holic tut: Mit zwei Sätzen gelingt es Gottfried, ca. 90 % von denen auszuschließen, die sich als Christen verstehen. Auf diese Weise lernen wir nichts aus der Vergangenheit und gelangen ganz schnell in die gleiche Sackgasse: Jede andere Kirche ist voller Irrlehren und nur wir sind die wahre Kirche.

Ich finde es äußerst notwendig, nicht nur aus unseren Fehlern zu lernen (auch wenn die Gemeinschaft versucht, aus den Fehlern der Kath. Kirche und anderer Konfessionen zu lernen), sondern auch das Gute außerhalb unserer Gemeinschaft zu suchen.

Ich finde, es reicht nicht aus, sich nur mit unserer Vergangenheit zu beschäftigen und an die guten Dinge unserer Gemeinschaft zu erinnern. Ich vermisse den gleichen Eifer bei der Suche nach den guten Dingen in den anderen Konfessionen, um uns diese guten Dinge schon jetzt nutzbar zu machen.

Je mehr wir die Suche nach den guten Dingen außerhalb der Gemeinschaft verschieben, desto mehr scheint es mir, dass die guten Dinge und Gedanken der Gemeinschaft uns gegenüber hilfreichen Lösungen in der Außenwelt verschließen.

Die guten Dinge in unserer Gemeinschaft wurden von Außenstehenden oft als etwas merkwürdig und nicht praktikabel angesehen. Diese Gedanken waren selten mit der Lehre und dem Leben anderer Konfessionen in Einklang zu bringen.

Wir dachten vielleicht, dass es an ihnen sei, uns zu verstehen, denn wir haben diese Gedanken als gut und richtig erkannt und sie müssen das doch auch verstehen und akzeptieren. Aber versuche einmal, über die Logik einer solchen Gruppe nachzudenken, die so abgeschlossen ist, wie es unsere Gemeinschaft war, und die (in dieser Abgeschlossenheit) ihre eigenen Ideen und Argumente über eine vergleichsweise lange Zeitdauer entwickelt hat.

Wir dachten, dass alle, die Gott gegenüber ehrlich sind, zu den gleichen Schlussfolgerungen kommen müssten wie wir. Ich denke, das war zu viel erwartet. Wir leben in unterschiedlichen Lebensumständen. Oft sind Außenstehende verheiratet, haben Kinder usw. Natürlich hat auch unserer Gemeinschaft einige Ideen entwickelt und vielleicht sogar brauchbare Lösungen für ein Familienleben. Aber wir waren eher wie Astronomen, die den Leuten die Dinge von einem anderen Stern erklären wollten. Wir lebten unser Leben in den Alltags-Routinen, die so ganz anders waren als die der anderen Christen außerhalb der Gemeinschaft. Wir wurden der Außenwelt gegenüber so fremd, dass wir auf bei unseren Missionsgesprächen mit Außenstehenden eher aneinander vorbei sprachen.

Es liegt zuerst an uns, die Situation der anderen zu verstehen, dann nimmt man uns auch eher ernst.

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8.2.2011. R.A.

Ich studiere gerade Indische Kultur an der Universität. Ich habe meinen Bachelor über die Lehre der ISKCON gemacht (die so genannte Hare Krishna Bewegung). Du würdest dich sehr wundern, wenn ich die Gesprächsmuster bei ihren Missionseinsätzen hier erzählen würde. Sie sind so ähnlich zur Demagogie unserer Gemeinschaft. Demagogie kennt keine Religionsgrenzen.

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8.2.2011, L. (Blog-Autorin)

Jose schrieb: „Wir empfangen Erlösung durch den Glauben und in diesem Moment werden wir für gerecht erklärt, und unsere vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen Sünden sind uns vergeben“

Ich glaube nicht, dass alle Sünden automatisch ohne Reue vergeben werden. Johannes schreibt in seinem ersten Brief: „Wenn jemand sündigt, so haben wir einen Anwalt beim Vater – Jesus Christus“. Warum brauchen wir einen Anwalt, wenn alle Sünden schon vergeben sind? Und vorher schreibt Johannes, dass wir unsere Sünden bekennen müssen. Dann reinigt uns Christus.

Jose schrieb: „Sie wird immer ihr Kind bleibe, egal was sie tut, aber sie kann sich nicht ihrer Gemeinschaft erfreuen... wenn sie nicht ihren Sinn ändert und bereut. Um die Gemeinschaft wiederherzustellen, muss sie eingestehen, dass sie dumm gehandelt hat und zurück in die liebevoll ausgebreiteten Arme ihrer Eltern kommen.“

Wenn sie Buße zur Wiederherstellung der Gemeinschaft mit ihren Eltern braucht, so brauchen wir auch Buße/Umkehr zu Gott, wenn wir uns von Gott entfernt haben. Dann können wir wieder Gemeinschaft mit ihm haben. Ich denke, jemand hat mal gesagt, dass es nicht sehr feinfühlig von Gott sei, wenn er jemanden gegen seinen Willen nach dem Tod wieder in seine (Gottes) Gemeinschaft holt.

Weiterhin gibt es auch Warnungen, von Gott abzufallen, z. B. in Heb 6. Deswegen glaube ich auch, dass es (das Abfallen) möglich sein muss.

Auf jeden Fall finde ich aber eine Menge Hoffnung und Liebe in der Bibel. Lass dich nicht entmutigen.

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8.2.2011: L (Blogautorin) Fortsetzung in einem neuen Post

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8.2.2011, R.A.:

L. schrieb: “Ich glaube nicht, dass alle Sünden automatisch ohne Reue vergeben werden. Johannes schreibt in seinem ersten Brief: „Wenn jemand sündigt, so haben wir einen Anwalt beim Vater – Jesus Christus“. Warum brauchen wir einen Anwalt, wenn alle Sünden schon vergeben sind?“

R.A.: Ich sehe darin keinen Widerspruch. Wenn wir an die Rechtsverfahren in unseren irdischen Gerichtshöfen denken, dann sehen wir, dass auch die, welche vermutlich im Recht sind, einen Anwalt brauchen. Das ist allgemeine Praxis.

Ich denke, L meint die Stelle 1 Joh 2,1. Ich verstehe es so, dass dort der Gerichtstag (Jüngste Tag) gemeint ist. Ich denke, wir alle werden diesen Tag erleben und brauchen dann Jesus als unseren Anwalt. Er verteidigt uns dann. Er ist dort unser Fürsprecher. Wir brauchen das dort, auch wenn wir sündenlos wären. Er wird dem Vater gegenüber bestätigen, dass wir gläubig waren.

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8.2.2011: R.A.

Ich möchte hier nicht behaupten, das wir unsere Sünden nicht bekennen müssten, aber ich sehe, dass wir auch das übertreiben können. Ich glaube, auch L. könnte dem zustimmen.

Wenn ich über die Sünden nachdenke, die ich begangen und wieder vergessen habe, macht es mir Angst.

Ganz sicher habe ich nie tief genug in meinem Herzen geforscht, um alle meine Sünden aufzudecken und zum Kreuz zu bringen. Ich weiß, dass ich ein gewohnheitsmäßiger Sünder bin. Ich habe in der Gemeinschaft erkannt: Je mehr ich mich mühte, die Sünden rigoros auszureißen, desto zauderhafter wurde ich. Ich verlor die Hoffnung, auf diesem Weg mit meinen Sünden zu einem Ende zu kommen. Es nahm mir Hoffnung und Kraft. Und dann war es auch nicht genug, dass ich selber meine eigenen Sünden in mir suchte, um sie zu bekennen. Auch meine Geschwister in Christus, meine Mitkämpfer in der Gemeinschaft „halfen“ mir dabei, immer mehr Sünden in mir auf zu decken.

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8.2.2011: R.A.:

Ich möchte hier nicht behaupten, das wir unsere Sünden nicht bekennen müssten, aber ich sehe, dass wir auch das übertreiben können. Ich glaube, auch L. könnte dem zustimmen.

Ich weiß nicht, ob das eine vernünftige Lösung dieser Frage ist. Aber denen, welche die Reinigung auf die Art der Gemeinschaft suchen, wünsche ich viel Glück und starke Nerven.

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10.2.2011: K:

Ich denke ähnlich wie du, Jose. Ich denke, jemand kann die Erlösung (theoretisch) verlieren, wenn er leugnet, ein Kind Gottes zu sein. Gott wird ihn nicht tadeln, aber derjenige möchte mit IHM nichts zu tun haben. :( (Und Gott lässt ihm diese Freiheit

Donnerstag, 3. Februar 2011

Die guten und die schlechten Seiten der Gemeinschaft

22. 1. 2011

Um etwas Ausgewogenheit zu schaffen, möchte ich einmal auflisten, was
gut und was schlecht an der Gemeinschaft war.
Gut war:
- Jeder war zum Mitwirken eingeladen und wurde dazu ermutigt – indem man lehrte, dass JEDER Christ berufen ist, Gott und den Menschen zu dienen und nicht nur die Kleriker
- das
Bibelstudium, das Wissen um die rechte Lehre, das als wertvoll angesehen und ausgeübt wurde (aber in einige Detailfragen zu strikt und zu fordernd für die geistlich Schwachen)
-
häufige Treffen, um sich zu stärken, ermutigen/ermahnen und einander zu dienen, das Leben zu teilen (aber zu Lasten aller anderen Beziehungen)
-
Beziehungen, Liebe gegenüber jedem Bruder/Schwester, die den gleichen Weg ging. Beziehungen wurde zu jedem Bruder aufgebaut, nicht nur zu den sympathischen
- zur
Mission wurde ermutigt und sie wurde praktiziert (der Inhalt der Botschaft war nicht immer in Ordnung: auf die Gemeinschaft statt auf Jesus zentriert)
-
Hingabe des ganzen Lebens (aber manchmal recht extrem)
-
Disziplin, Balance zwischen Leiblichem und Geistlichem: tägliche Spaziergänge, Ruhepausen nach der Arbeit / vor der Gemeinschaftszeit (nur zu uniform, für alle das gleiche)
...

Schlecht war
:
- das
Vergällen von persönlicher (privater) Zeit. Man wurde zu sehr voneinander abhängig gemacht als von Gott. (Ich meine, dass es als schlecht angesehen wurde, wenn jemand sich nicht bei den gemeinsamen Aktivitäten beteiligte, sondern allein sein wollte).
- dass
unser Lebensstil als der für Christen einzig mögliche hingestellt wurde. Tägliche Treffen und häufige Reisen sind in ärmeren Ländern und für Familien mit kleinen Kindern nicht erschwinglich. Und einige haben besondere Aufgaben für bestimmte Gruppen zu erfüllen (Senioren, Waisen, Obdachlose, Süchtige, Arme, Gefangene usw.) usw.
- extreme, lieblose, abhängig-machende
Abgrenzung/Trennung von allen Außenstehenden, einschließlich der eigenen Familie. So können diese nicht unsere Liebe erfahren.
-
zu ermüdende Tagesabläufe. Da gab es jedoch Veränderungen zum Guten: die Spaziergänge wurden kürzer, die Themen auf den Wochenendtreffen wurden nicht mehr in der Nacht behandelt usw.
-
Aktivitäten als der Hauptmaßstab für das eigene Bemühen, körperliche Schwäche wurde manchmal mit fehlendem Willen (wörtl.: mangelndem Bemühen) gleichgesetzt.

Gute Theorie, aber schlechte Umsetzung:

-
keine Hierarchie, „alle sind Brüder“aber dann die besondere Position von Gottfried H. (ich stütze mich dabei vor allem auf das Zeugnis anderer, ich selber habe ihn persönlich kaum kennen gelernt)
- die
theoretische Erlaubnis zur Ehe (Die Theorie über die Ehe ist vermutlich wegen der fehlenden praktischen Erfahrung mangelhaft) - aber in der Praxis war es dann verboten eine Ehe zu schließen –> was das Joch für einige zu hart machte und zur Heuchelei führte
- in der Apologie wurde geschrieben, dass
wir offen seien – aber in Wirklichkeit verschlossen wir uns berechtigter Kritik und waren nicht bereit, von Außenstehenden zu lernen.
- der gemeinsame
Kampf um Heiligung – aber manchmal beschäftigten wir uns zu sehr mit Sünden, erklärten zu viele Dinge gleich zur Sünde, vertrauten nicht genug auf die Selbsteinschätzung des einzelnen und auf Gottes Wirken im anderen.

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Kommentare:

23.1.2011 R. A.

Ja, auch ich empfinde es als positiv, dass wir keine geistlichen Funktionäre hatten. Die Verantwortlichkeit (auch die geistliche) war angenehm breit verteilt. Eigentlich FUNKTIONIERTE unsere Gemeinschaft auf ihre eigene Weise.

Verschiedene Kirchenführer, mit denen ich darüber sprach, wollten mir nicht glauben, dass jeder aktiv werden kann, wenn es keinen Chef an der Spitze gibt.

Gottfried H.s Ausschluss schuf einen Präzedenzfall, dass sich dort niemand als der „große Führer“ gemütlich machen kann. Er wird früher oder später entthront werden.

Aber das bedeutet nicht, dass es nicht doch Leute gibt, die faktisch geistliche Leiter sind, zu denen die anderen aufschauen. Ich selber habe in der Gemeinschaft oft das Argument gehört: „Aber Josef hat gesagt...“ Und wenn ich in einem solchen Fall etwas ironisch lächelte, wurde das als schlechte Einstellung getadelt. Josef ist „ein älterer Geschwister“ und muss deshalb mit Respekt behandelt werden.

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23.1.2011; R.A.

Ich erinnere mich an einen Fall in Ungarn, in KB, als eine Schwester voller Bewunderung sagte: „Es ist doch ein Glück, dass Josef kein Kardinal geworden ist!“

Ja, es war wirklich schwer, sich Josef als katholischen Kardinal vorzustellen, dachte ich damals. Denn er kämpfte sich in diesem Augenblick gerade mühsam das Seil hinauf, das von der Decke hing.


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Kommentare:

25.1.2011 R.A.

Vielleicht ist meine Einstellung nicht gut, weil ich diese Dinge zu kritisch sehe.

Aber ich denke, Gott will nicht, dass wir uns durch das ständige tiefe Bereuen und die Angst vor schweren Sünden selbst quälen (was wahrscheinlich unsere Gemeinschaft erwartet).

Ich habe auch außerhalb der Gemeinschaft Menschen kennen gelernt, die gern ihre Sünden enthüllen und bezeugen, dass sie nun endgültig von Sünden frei seien! Und etwas später sah ich, wie sie wieder anfingen, dass sie so schwer gesündigt hätten, und jetzt endgültig davon frei seien. usw. usw.

Ich habe starke Zweifel, ob dieses ständige Gehen im Kreis wirklich der Kampf um ein heiligmäßiges Leben ist, das Gott von uns erwartet. Es macht wohl eher Leute verrückt als dass es sie zu Gott führt.

Ich würde den Ausgeschlossenen empfehlen, Mt 5, 38-48 und 1 Kor 13 zu lesen :-))

Denn ich habe erfahren, das mir diese Bibelstellen eine Menge geholfen haben. Dort werden nicht nur Verhaltensweisen oder äußere Formen von Gottes Liebe beschrieben, sondern diese Bibelstellen zeigen das zentrale Konzept von Gottes Liebe, nämlich VERGEBUNG. Dort sind die Zeichen geschildert, dass du vergeben kannst. Und wenn du vergeben kannst, dann wird Gott auch dir vergeben.

Was immer ich an Kritik geschrieben habe, vergebt mir. Lasst uns Frieden schließen ... Und ich ersehne wirklich den glücklichen Tag, an dem ich alle meine Freunde und Feinde treffen kann, um gemeinsam mit ihnen Tee zu trinken und zu diskutieren, wie wir uns untereinander versöhnen können, wie wir einander lieben können.

Josef A., Gerald K., und alle die „Anonymous“-Leute, die hier posten. Ihr seid willkommen in meinem Haus. Aber ich möchte Euch meine Adresse liebe persönlich per Mail geben. Meine Mailadresse findet ihr auf meiner Homepage.

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27.1.2011: Jose:

Hallo, mich würde interessieren, wie du zur Zeit Gottes Gnade empfindest. Was denkst du darüber jetzt?

Zum Thema schwere Sünden: ich denke, wir sollten sie vermeiden, aber immer im Kopf behalten, dass es Gott vor allem um das Herz und nicht um das äußere Verhalten geht. Schwere Sünden sind bloß das äußere Erscheinungsbild eines schwachen Herzens. Sie sind kein Grund zum Sich-selbst-Verbessern, sondern sollten Anlass sein, sich ehrlich Gott zu zu wenden im Wissen, dass er uns liebt, egal was geschehen ist und dass es für die, welche in Jesus Christus sind, keine Verdammnis gibt (Röm 8, 1).

Das Problem liegt meiner Meinung nach oft darin, dass wir wenn wir sündigen, uns selbst durch das Fleisch zu verändern versuchen, anstatt offenherzig zu Gott zu gehen und den Geist seine sanfte reinigende Arbeit in unseren Herzen tun zu lassen. Das alles zusammen gedacht: Gott liebt und vergibt uns, was wir auch tun. Seine Gnade reicht für uns alle.

Gott segne euch. Ich habe einen Verwandten, der gerade selbst in dieser Gruppe ist. Deswegen fand ich auch deinen Blog.

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28.1.2011 R.A.

Ich erinnere mich nicht, ob ich sehr über Gottes Gnade NACHGEDACHT habe. Natürlich, ich erinnere mich an verschiedene Diskussionsthemen, wo es um die Gnade Gottes ging.

Aber in mir wuchs eher ein starkes GEFÜHL, dass Gottes Gnade mir wichtiger war, bevor ich begann, mit der Gemeinschaft dahinzujagen (1 Kor 9, 24-27). Gottes Gnade wurde für mich Schritt für Schritt immer gleichwertiger mit der Gnade der Gemeinschaft. Das Christsein war praktisch auf die Mitgliedschaft in der Gemeinschaft begrenzt. (Ich denke, es klingt sogar jetzt für mich recht logisch, wenn jemand versucht, die Gemeinschaft mit der einzig wahren Kirche gleich zu setzen.)

Was ich vor allem sagen will ist, wie „zerbrechlich“ die Gnade Gottes war, wenn man die häufigen Ausschlüssen sieht. Sie bestimmten immer mehr mein Verständnis von Gottes Gnade. Sie wurde für mich immer mehr mit Bedingungen angefüllt, die ich nicht verstehen konnte. Denn in der Gemeinschaft gab es einige Ausschlüsse, die für mich irrational waren.

Und JETZT – Ich bin gerade so fasziniert von den Bibelstellen Mt 5, 38-48 und 1 Kor 13, dass ich kaum Worte finde ... Einiges dazu habe ich in meiner Webseite beschrieben (http://sites.google.com/site/holicgroup/)

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28.1.2011 L (Blogautorin):

Zur Frage der Gnade siehe das nächste Posting

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31.1.2011 Jose:

an R.A.

Um auf deinen Kommentar über die Gnade Gottes in der Gemeinschaft zurück zu kommen: Das Verständnis ist sehr ähnlich dem in der röm.-kath. Kirche. Die Gnade gibt es nur in der einen wahren Kirche, was auf die Gemeinschaft übertragen heißt: nur in der Gemeinschaft. Also gibt es keine echte Gnade außerhalb der Gemeinschaft? Das ist ähnlich dem, was die Kath. Kirche lehrt. Zumindest lehrte sie es in der Vergangenheit.

Von der Bibel her betrachtet, erscheint es mir sinnvoller zu sagen, dass Gottes Gnade frei ist (Eph 2, 8-9). Wenn man also Gottes Gnade mit Bedingungen verknüpft, zerstört man das Evangelium und predigt ein anderes. Das meine zumindest ich. Auch wenn die Hl. Schrift diese Sichtweise recht gut unterstützt, weiß ich doch, dass mir die meisten Leute da nicht zustimmen werden.

Dennoch kann nur die Gnade die Christenheit vereinen. Wenn man deshalb die Gnade auf biblischer Grundlage verstanden hat, hat man die wichtigste Sache in diesem Leben verstanden.

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31.1.2011 R.A.

Ja, das stimmt. Ich möchte ehrlich sagen, was ich jetzt über Gnade DENKE. Oder ich weiß nicht, wie ich es besser ausdrücken soll ... Ich möchte nicht behaupten, dass das, was ich denke, richtig sein muss, aber ich möchte sagen, welches DENKEN in mir gerade vorherrscht oder was ich zur Zeit gerade FÜHLE.

a

Sagen wir es so: Auch wenn die Denkweise der Gemeinschaft über die Gnade in mir noch sehr verbreitet ist, weiß ich dennoch, dass ich viele Fragen neu durchdenken muss. Mein Denken wurde durch die Gemeinschaft „formatiert“.

Es hört sich für mich stimmig an, dass Gottes Gnade frei ist, wie du sagst. Aber was bedeutet das? Ich muss darauf eine Antwort finden.

Mein Verstand ist also gerade „im Umbau“. Ich muss logische, begründete Antworten auf viele Fragen finden, die sich mir früher nicht stellten, denn in der Gemeinschaft wurden viele Dinge nicht hinterfragt.

Nach dem Ausschluss musste ich vieles „außerhalb des Käfigs“ lernen, in Themenbereichen, welche in der Gemeinschaft vermieden wurden oder welche die Gemeinschaft gern sehr vereinfacht hat, um diese Dinge leichter handhaben und widerlegen zu können. Und eine dieser Fragen ist die Gnade.

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31.1.2011 R.A.

Mit anderen Worten: Mein Verstand sagt mir, dass Gottes Gnade viel mehr sein muss, als was ich in der Gemeinschaft wahrgenommen habe. Aber was bedeutet das jetzt? Das ist für mich eine Frage. Ich muss der Antwort bis zu ihren Wurzeln verfolgen. Aber ich fürchte mich nicht, es neu zu durchdenken. Nach dem Ausschluss fühle ich mich eher wie ein Erforscher der Welt. Erst kürzlich habe ich für mich die Bibelstellen Mt 5, 38-48 und 1 Kor 13 entdeckt und sie haben mich enorm bestärkt. Ich fühle, dass diese Stellen ein Schlüssel für mich sind, um auch andere Fragen zu entwirren, einschließlich der Frage nach der Gnade Gottes. Ich möchte mir deshalb jetzt nicht gleich alle guten und fertig ausgearbeiteten Ideen über die Gnade vornehmen.

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Montag, 17. Januar 2011

„Es ist besser zu heiraten, als sich in Begierde zu verzehren“ – Teil 2

14.1.2011:
Wie die Kommentare zeigen, ist die Frage der Ehe nicht so einfach.
Ich möchte meine Gedanken deshalb näher erläutern.
Ich kombinierte zwei Fakten:
1) Mit der Frage der Ehe verbinden sich in der Gemeinschaft ziemlich viel sexuelle, aber auch alle möglichen anderen Wünsche (wie z.B., dass man Kinder hat, eine tiefe innere Beziehung zu einem Anderen hat usw.). Das hat Ausschlüsse und Austritte aus der Gemeinschaft zur Folge.
2) die Lehre, dass es nicht gut sei zu heiraten

Und ich wollte aufzeigen, dass es nicht biblisch ist, das Heiraten zu verbieten.

Ich wollte keine erschöpfende Abhandlung über das Für und Wider der Ehe abfassen.
Die Ehe beseitigt nicht alle sexuellen Versuchungen, aber macht es leichter, sie aufzudecken.
Wer nur wegen Sex heiratet, wird recht schnell enttäuscht sein. Ehe bedeutet, das ganze Leben und nicht nur das Bett zu teilen.
Wer nach einer Lösung für sexuelle Versuchungen sucht, dem würde ich raten, nach Gott zu suchen, verführende Situationen zu meiden und sich darauf zu konzentrieren, über Gottes Willen nachzusinnen und ihn zu tun. Aber ich meine, wir dürfen die Ehe als einen möglichen Weg mit Gott nicht ausschließen, wenn jemand heiraten möchte.
Sicherlich sollte man sich auch in der Frage, wen man heiratet, Gottes Führung und seinem guten Rat anvertrauen, so dass auch dies „im Herrn“ geschieht.

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Kommentare:
15.1.11: Anonymous:
Ich habe diese Erfahrung nicht gemacht. Deshalb würde ich nicht sagen, dass die grundsätzliche Lehre der Gemeinschaft darin besteht, „dass es nicht gut ist zu heiraten“. Wenn wir eine solche Aussage machten, hatte es immer mit einer konkreten Situation und Zeit zu tun.

Es ist auch falsch zu sagen, „dass die Ehe verboten war“. In der langen Zeit, die ich schon in der Gemeinschaft bin, bewerteten wir jeden Fall neu, um die richtige Antwort zu bekommen. Und das war schon so, bevor ich dorthin kam. Jeder konnte sich an diesem Thema beteiligen und kann es bestätigen.

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15.1.11: RA:
http://sites.google.com/site/holicgroup/

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15.1.11: L (Autorin)
Anonymous, warum wurde dann 20-30 Jahre lang ziemlich vielen, die heiraten wollten, gesagt, dass es nicht gut sei, zu heiraten? War es wirklich besser, dass einige aus diesem Grund Gott (zumindest nach Meinung der Gemeinschaft) verlassen haben?
Du kannst sagen, dass wir uns den Weg nicht bequemer machen können, als es Gott will. Aber die Bibel unterstützt die Lehre nicht, dass de facto niemand heiraten darf. Auch wenn nicht alles vollkommen in uns ist: Gott hat die Menschen verschieden gemacht und kann auch das Unvollkommene zum Guten seiner Kinder gebrauchen (Röm 8,28)

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15.1.11: RA:
Anonymous, ich wünsche Dir ein frohes Neues Jahr und Frieden in Deinem Herzen. Möge Gott dich segnen.

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18.1.11. Anonymous:
„Die aber, die Gott für würdig hält, an jener Welt und an der Auferstehung von den Toten teilzuhaben, werden dann nicht mehr heiraten. Sie können auch nicht mehr sterben, weil sie den Engeln gleich und durch die Auferstehung zu Söhnen Gottes geworden sind.“
(Lk 20. 35-36)

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18.1.11 L (Blogautorin)
Spricht Jesus in Lk 20 nicht über die Zeit NACH der Auferstehung? Vor dem zitierten Vers befragten ihn die Sadduzäer über die Auferstehung.

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18.1.11: R.A.
Ja, wir versuchten, uns Engeln ähnlich zu machen, Engel zu „spielen“, wie es in dieser Bibelstelle beschrieben ist. Aber ich glaube, wir waren darin nicht sehr erfolgreich. Ständige sexuelle Sünden und der Engelsstand passen nicht zusammen.

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20.1.11: Anonymous:
Nicht nur. Er spricht über jene, die würdig sind, diese Welt zu erhalten und über ihre Entscheidung in dieser Zeit!

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20.1.11 „Saved by God’s grace“ (dt. gerettet von Gottes Gnade) schreibt:
Erinnern sich einige von euch an die Bibelverse, in denen wir gewarnt wurden, sich in nutz- und endlosen Diskussionen festzulaufen?

Es klingt hier, also ob die Liebe zueinander zweitrangig ist, es geht nur darum, Recht zu behalten.

Jeder Bruder und jede Schwester sollte das beste tun, um den schwachen Geschwistern zu helfen.

Umarmt euch und sucht nach den Wegen, wie ihr einander respektieren und helfen könnt.

Mir scheint, zu Beginn war der Gedanke einer Gemeinschaft, die miteinander teilt und füreinander sorgt, gut gemeint. Aber inzwischen verursachen ihre Früchte überall Verletzungen. Die Mitglieder der Gemeinschaft sind verletzt, Familien und Familienmitglieder sind verletzt, Freunde sind verletzt. Meint wirklich jemand, dass dies die Art ist, wie Gott liebt??

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Mittwoch, 5. Januar 2011

Dort gab es eine so große Liebe zur Wahrheit

1.1.2011
Es gab in der Gemeinschaft eine so große Liebe zur Wahrheit. Können wir uns da vorstellen, dass in ihr auch einiges Schlechte geschah?
Als Geschöpfe des vollkommenen Gottes streben wir nach Vollkommenheit (Perfektion). Wir sind aufgerufen, vollkommen und heilig zu sein, wie es Gott ist. Aber unglücklicherweise sind wir nach wie vor unvollkommen. Es ist traurig. Das kann mich manchmal zornig machen: Warum sind wir nur so schwach? Wir sind jedenfalls nur auf dem Weg zur Vollkommenheit und manchmal machen wir Fehler oder sündigen. Wir sündigen als Individuen, aber als voneinander abhängige Wesen sündigen wir auch als Gemeinschaft von Christen. Es mag hart zu glauben oder zu akzeptieren sein, aber wenn ehrlich auf unsere Gemeinschaft und die Früchte ihres Wirkens sowohl innerhalb als auch außerhalb der Gemeinschaft schauen, müssen wir uns eingestehen, dass nicht alles heilig, liebevoll und barmherzig war.
In Bezug auf das Individuum, war es meiner Meinung nach klar, aber in Bezug auf die Gemeinschaft wurde gelehrt, dass wir die Kirche seien und die Kirche ist die Säule der Wahrheit – unfehlbar. Denn Gott ist mit seiner Kirche. Aber warum haben alle Formen von Kirche in der Vergangenheit gezeigt, dass sie unvollkommen waren? Ich vermute, weil alle Menschen – außer Jesu – unvollkommen sind. Ist GH oder Josef oder irgendjemand anderes in der Gemeinschaft vollkommen? Natürlich nicht. Jeder kann einen Fehler machen und durch die enge Verbindung untereinander kann somit auch die Gemeinschaft als Ganze einen Fehler machen.

Das Suchen nach der Wahrheit war gut, aber die Wahrheit wird nicht durch das definiert, was unsere Gemeinschaft darunter versteht.

Kommentare:

1.1.2011:
RA: Ich war auch in dieser Gemeinschaft.
Ich würde das Verhalten unserer Gemeinschaft mit einem Eishockey-Spiel vergleichen.
Unsere Ausschlüsse waren wie Zeitstrafen im Eishockey: Spieler, welche die Regeln brachen, mussten für zwei Minuten in die Zeitstrafenbox (Penalty-Box) und konnten danach wieder zurück ins Spiel.
In unserer Gemeinschaft gab es einige, die verschiedene Male ausgeschlossen wurden und wieder zurück kamen.
Der entscheidende Unterschied ist, dass man im Eishockey auf diese Weise eine gute Gelegenheit zum Ausruhen hat und weiß, dass man zurück ins Spiel kann.
In der Gemeinschaft wird man als Ausgeschlossener an einen eher unfreundlichen Ort geschickt – grundsätzlich wird man in die Hölle geschickt. Und wie wir es erfahren haben – wir wussten nie die Zeit, wann (wenn überhaupt) wir aus dieser Situation erlöst wurden.
Einige von uns hatten die wunderbare Chance, einige Zeit in der Zeitstrafenbox zu bleiben – in einer Ecke unserer Wohngemeinschaft wie ein Haustier. Manche wurden mit dem größten Mitleid ihnen gegenüber herausgeworfen (im Herzen Mt 18,22: nicht siebenmal, sondern siebenundsiebzigmal vergeben): vielleicht wird er Buße tun und zurück kommen (um damit das heiligmäßige Leben zu verteidigen und umgehend die anderen auszuschließen, wie vielleicht mich).

Ja, ich denke, unsere Liebe zur Wahrheit schien manchmal ein paar Grad zu ernst und konnte mitunter eher mit dem Kampf von Gladiatoren als mit Hockey verglichen werden. Wenn Du nicht andere ausschließt, werden andere dich ausschließen.
Wenn die Gemeinschaft mit diesem Spiel weitermacht , dann ... Ihr Ausgeschlossenen: Lasst uns wetten, wer der Letzte der Mohikaner sein wird, der wahre Kämpfer für Christus.

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20.01.11: Anonymous (der Text ist auch im englischen Original-Blog in deutscher Sprache und wird hier wörtlich übernommen)
Sicherlich ist die Gemeinschaft nicht unfehlbar. Trotzdem gilt sie als Säule der Wahrheit, vorausgesetzt jeder bemüht sich im Gehorsam. Wird aber in einem gegebenen Fall aufgrund des Ungehorsams oder mangelnden Bemühens ein falsches Ergebnis erzielt, wird Gott es nicht zulassen dass dies lange unaufgedeckt bleibt. Gott wird intensiv daran arbeiten um die Wahrheit ans Licht zu bringen. Zudem ist wohl schwer vorstellbar, auch mathematisch gesehen, dass wenn sich viele unabhängig von einander über eine Frage oder ein Thema intensiv auseinandersetzen bis eine Frage befriedigend und erfüllend geklärt ist, dass das Resultat falsch sei. Um so weniger vorstellbar in der Tatsache von Gottes Führung und dass jeder einzelne im Gebet im vollen Verantwortungsbewußtsein seiner Aufgabe verharrt.

In der Verbitterung des Ausschlusses und der gewonnenen Distanz mag vieles anders aussehen. Neue Sünden und vor allem der Einfluss von der Welt spielen eine große Rolle auf die Sicht der Dinge und trüben sie. Deshalb bitte ich euch, liebe ex-geschwister dass Ihr euch hütet vor Gedanken die, die Wahrheit nicht widergeben und die Gemeinde ins falsche Licht rücken. Selbst wenn wir vom Leib getrennt sind sollen wir ihn in Ehren halten und erinnern was wir durch unseren Ungehorsam versäumt und geschadet haben.

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21.1.11: R.A.: Möge Gott dich segnen, Anonymous.

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21.1.11 L (Autorin) schreibt:
Lieber Anonymous,
Ich weiß nicht, ob sich dein Kommentar vor allem auf die Kommentare bezieht oder auf meinen ursprünglichen Post. Aber dein Statement wirft einige Gedanken und Fragen auf.

Du schreibst, dass Gott es schnell aufdecken wird, wenn sogar die Gemeinschaft einmal zu einem falschen Verständnis gelangt. Aber: Wie war es dann möglich, dass die Kirche der ersten Jahrhunderte den rechten Weg verloren hatte und falsch wurde, wenn Gott sich so sehr darum bemüht, dass die Wahrheit ans Licht kommt?

Weiterhin meinst du, dass Christen UN-abhängig voneinander zu denselben Einsichten gelangen. Aber in der Gemeinschaft waren wir doch sehr ABHÄNGIG voneinander. Es gab kaum Zeit, irgendetwas UN-abhängig zu denken. Und wenn jemand zu einer anderen Einsicht als die Gemeinschaft gelangte, wurde er schnell zurück-überzeugt oder ausgeschlossen.
Sicher, manche kamen zu ähnlichen Einsichten, bevor sie der Gemeinschaft beitraten. Aber viele änderten ihre Meinungen aufgrund des Einflusses der Gemeinschaft. Auch außerhalb der Gemeinschaft gibt es viele, die Gott suchen und Seinem Wort gehorchen. Sie kommen zu Einsichten, die sich von denen der Gemeinschaft unterscheiden, aber die sie mit vielen anderen teilen. Wie können wir also OBJEKTIV sagen, wer von ihnen im Recht ist? Wenn beide Gruppen von Christen danach streben, Gott und den Nächsten zu kennen und zu lieben. aber in bestimmten Punkten, z. B. der Erlaubtheit der Ehe, anderer Meinung sind?

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21.1.11: L (Autorin):
Sicher, inzwischen gibt es (bei mir, d. Übers.) eine gewisse Distanz zur Gemeinschaft. Aber ich will nicht behaupten, dass sie notwendigerweise schlecht sei. Einige Dinge sieht man aus der Entfernung besser als in zu großer Nähe.

Bezüglich des Leibes Christi: er ist wohl komplizierter, als die Gemeinschaft lehrt, nicht so uniform. Sondern er besteht aus Christen, die unterschiedliche Lebensstile pflegen und die die Aufgabe der Liebe und Mission auf unterschiedliche Weisen angehen, die besser zu ihrer Kultur und ihren Menschen passen. Natürlich steht die Liebe zu Jesus und Seiner Wahrheit im Mittelpunkt.

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21.1.11: R.A.:
Über die mathematische Wahrscheinlichkeit und die göttliche Führung:
Sektiererische Bewegungen wie die „Discworld“ von Terry Pratchett wenden folgende Regel an: Die Chance von eins zu einer Million wird in neun von zehn Fällen eintreffen.

Bezüglich: „Gott wirkt dort intensiv“:
Wenn sich diese Sekten als Rotationsachse der göttlichen Wahrheit verstehen (Säule und Fundament der Wahrheit), dann kann alles mögliche Unglaubliche passieren.
Die Bibel musste schon für einer Unzahl von Sekten als Begründung herhalten. Diese denken alle, dass nur sie endlich die Bibel richtig verstehen, dass nur sie richtig liegen und die anderen alle ohne Frage falsch sind.
Es ist nichts Besonderes, dass wir denken, wir hätten Recht. Aber es ist „mathematisch nicht überzeugend“, wenn nur die Handvoll Christen in unserer Gemeinschaft Recht haben sollten und alle anderen falsch lägen.
Für weiterführende Gedanken schau auf meine Website:
http://sites.google.com/site/holicgroup

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22.1.11: Anonymous:
Was in den ersten Jahrhunderten geschah, wissen wir nicht. Gott tat alles, um sie zu schützen. Letztlich hängt es von jedem selbst ab, ob eine Kirche die Kirche Gottes bleibt oder nicht. Bestimmte Sünden bewirken eine falsche Entwicklung.
Nach meiner Erfahrung habe ich ausreichend Zeit gehabt, um für mich selbst zu denken, zu lesen oder auch zu beten. Ich kann mich nicht beschweren, da etwas vermisst zu haben. Nach meiner Erfahrung gab es in diesem Punkt keine Vorschrift und jeder konnte das für sich nach seinen Erfordernissen und Wünschen einrichten. Aber natürlich ermutigten wir einander, Gemeinschaft zu haben, denn es war unser Anliegen, zu teilen.

„Er wurde rück-überzeugt oder ausgeschlossen?“
Ich war oft anderer Meinung und kämpfte jahrelang für mein falsches Verständnis, ohne ausgeschlossen zu werden. Sicher, nach vielen Jahren mit mangelnder Selbstkritik wurde meine Unehrlichkeit immer offensichtlicher. Also wurde ich ausgeschlossen. Das war eine richtige Entscheidung der Kirche. Und ich denke, auch in den anderen Fällen handelte die Kirche richtig.
Wenn viele sich in Bezug auf die Gemeinschaft verändert haben, war es unehrlich und ihr Fehler.
Hebr. 12, 4-8
Ich bin dankbar für die Liebe der Geschwister. Denn nur mit ihrer Hilfe konnte ich die richtige Erkenntnis in vielen Punkten finden und mich ihr zuwenden. Ich bereue, dass ich nicht in allem gehorsam gewesen bin, sondern halsstarrig und selbstsicher.

„Auch außerhalb der Gemeinschaft gibt es viele, die Gott suchen und Seinem Wort gehorchen. Sie kommen zu Einsichten, die sich von denen der Gemeinschaft unterscheiden, aber die sie mit vielen anderen teilen.“ ???????????

Jene, die wie Petrus alles aufgegeben haben (Mt 13, 44-46), werden ihr Leben mit anderen teilen, die alles aufgegeben haben, um Christus zu folgen und die neuen Gebote zu erfüllen. Die Beispiele dafür finden wir in der Bibel. Warum soll es heute anders sein? Der Reiche in Lk 18, 18-30 konnte in der Tat nicht den richtigen Weg und die Erkenntnis finden, bevor er nicht bereit war, sein „Idol“ aufzugeben. Die Aufgabe heißt: Sich selbst zu verleugnen. Der Geist wird nur denen geschenkt, die alles aufgeben, wie es Jesus fordert. Joh 14, 16-16.
Ich habe viel Zeit außerhalb der Gemeinschaft verbracht. Aber die geschwisterliche Liebe, obwohl nicht perfekt, war immer ein Zeichen für die Wahrheit. Auch heute in der Ferne spüre ich noch einen kleinen Teil dieser Liebe. Es gibt weder in der Welt etwas Vergleichbares noch in irgend einer so genannten Kirche, auch wenn ich sehr nette Eltern und viele leibliche Geschwister und auch einige Freunde habe. Aber niemand kümmert sich so um mich und bemüht sich ein so gutes Beispiel zu geben wie damals die Geschwister in der Gemeinschaft.

Viele wollen mit aller Macht ins Reich Gottes gelangen, ohne die richtige Kleidung zu tragen.
Mt 11, 12 (Lk 16,16)
Mt 22, 1-14

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22.1.11 R.A.:
Eine ganz ähnliche Form geschwisterlicher Liebe und hohe Verpflichtungen wirst du z. B. auch in der „International Church of Christ“ oder in anderen Sekten finden. Aber ich würde dir nicht empfehlen, dorthin zu gehen.
Ja, auch ich habe erfahren, dass ich einiges allein bedenken konnte. Denn ich selbst musste während meiner Mitgliedschaft in der Gemeinschaft nicht arbeiteten und studieren.
Kann sein, dass ich und andere manchmal alles zu düster schildern. Es ist gut, dass Du hier etwas Gegengewicht gibst, Anonymous.
Aber ich denke, es war recht anstrengend für die, welche studierten und arbeiteten. Sie hatten nicht genügend Freizeit und deshalb auch wenig Kraft, unabhängig zu denken.
Doch auch in meinem Fall: Wenn ich bestimmte Zweifel an der Lehre der Gemeinschaft oder ihren Entscheidungen hatte, versuchten sie mich systematisch auf ihre eindringliche Art zu überzeugen.

Nur ein Beispiel, wie das in der Gemeinschaft geschieht: Ich spazierte mit jemandem (üblicherweise wurden alle Abendspaziergänge paarweise durchgeführt), der mich in bestimmten Fragen zurück zur die Gruppenmeinung überzeugen wollte. Er tat das vergeblich. Ich dachte: „Gut, der wird mich zu diesem Punkt nicht mehr belästigen, sondern akzeptieren, dass ich hier eine andere Meinung habe.“
Aber es geschah ganz anders: Die Gespräche auf den Spaziergängen der nächsten Tage drehten sich um dasselbe Thema, nur mit anderen Leuten.
Und auch bei den Wochenendwanderungen mit anderen, die nichts über mich wussten, aber irgendwie von meiner Meinungsverschiedenheit erfahren haben mussten, war „glücklicherweise“ das Gesprächsthema präsent, um mich zu überzeugen, dass meine andere Meinung falsch sei.
Es war nicht sehr angenehm, so unter Dauerbeschuss aus allen Seiten zu liegen.
Deswegen kann sich jemand, der nie in der Gemeinschaft war, vorstellen, dass es für die eigene Psyche besser ist, von Anfang an die wenigen Gedanken in sich abzustellen, die nicht in Übereinstimmung mit der Denkweise der Gemeinschaft sind.
Es gibt dort keine Freiheit, unabhängig zu denken. Diese angeblich „Freiheit“ dort ist eine Farce.

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24.1.11: Anonymous:
Ich bin sehr erstaunt über die geringe Einsicht meiner früheren Geschwister und über die Art, wie viele von Euch über die Kirche in diesem Blog und auf einigen anderen Webseiten sprechen, anstatt selber um tiefe Demut zu kämpfen und die tiefen Wurzeln und Ursprünge eurer Sünden zu finden, die zum Ausschluss geführt haben. Nur das kann helfen, damit man in Verbindung mit Gott bleibt. Nicht die Kirche ist schuld, sondern wir selbst. Es ist nicht unsere Aufgabe, die Gemeinschaft zu kritisieren und anzuklagen, auch wenn nicht alles gut war. Wir alle waren damals Kirche und somit auch dafür verantwortlich. Jetzt können wir nur unser eigenes Leben beeinflussen!

Ähnliche geschwisterliche Liebe?
Wer hat alles aufgeben, um Christus zu folgen, um einander zu dienen?!
Um täglich Gemeinschaft zu geben?!
Alles zu teilen?!
Um Heiligkeit zu kämpfen?!
Um für die Heiligkeit der Geschwister zu kämpfen?!
Um für die Menschen zu kämpfen?!
Um Einheit in der Lehre zu kämpfen?!
Um auch in schwierigen Situationen durchzuhalten?
Selbstverleugnung zu meinem eigenen Nutzen!
Lange mühsame Reisen teilweise über Nacht zu unternehmen, um die Geschwister zu treffen?
....
....
habt ihr das alles vergessen?
Du sagst, dass die Liebe dort ähnlich sei, aber rätst mir, nicht dorthin zu gehen?
Ist es denn Liebe, wenn Du es nicht empfehlen kannst?

Deine Erfahrung kannst Du auch mit anderen Augen sehen, mit der Brille der Liebe, die zuerst mal das Gute voraussetzt (1 Kor 13, 7). Es gab dort soviel Liebe und Interesse für dein Leben, so viele waren an Gesprächen mit dir interessiert, um ihre Gedanken und Erkenntnisse zu teilen. Wenn ich etwas erkannt hatte und wusste, dass es einem anderen noch unbekannt war, wollte ich ihm voller Eifer helfen. Das geschah aufgrund einer guten Motivation, vielleicht manchmal nicht so weise, aber aus einer guten Haltung heraus.

... und wenn die Geschwister mir halfen, halfen sie mir, die wirkliche Freiheit zu finden. Eine Freiheit auf einem höheren Niveau als was man üblicherweise in der Welt darunter versteht.
Joh 8, 36

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24.1.11 R.A.:
Anonymous: “Du sagst, dass die Liebe dort ähnlich sei, aber rätst mir, nicht dorthin zu gehen?
Ist es denn Liebe, wenn Du es nicht empfehlen kannst?„

R.A. Ja, es ist keine Liebe der Art, wie sie in Mt 5, 38-48 und 1 Kor 13 beschrieben wird, und deswegen rate ich keinem, dorthin zu gehen. Meine Argumente gegen diese Art von Liebe findest du auf meiner Website, die du vielleicht schon gelesen hast.
Du wirst Antworten auf deine im letzten Posting gestellten Fragen erhalten, wenn du z. B. etwas über die „International Churches of Christ“ (ICOC) liest, z. B.:
http://en.wikipedia.org/wiki/International_Churches_of_Christ
Du wirst dort die gleichen Bemühungen sehen: Kampf für Heiligkeit, Einheit.
Natürlich ist sie keine 1:1-Kopie unserer Gemeinschaft. Aber wenn du mehr über andere Sekten liest, erkennst du, dass die Merkmale, die das Verständnis von Liebe in unserer Gemeinschaft bestimmen, nicht so einzigartig sind. Auch die ICOC gründet ihre Lehre auf Apg 2, 42-47. Ich zitiere mal aus dem (englischen) Wikipedia-Artikel über die ICOC:
„Die ICOC gründet die oben genannten Erkenntnisse auf die folgenden Bibelstellen: Apg 2, 42-47, Lk 14. 25-27 und Mk 10, 17-22, die sie dahingehend versteht, dass man, um ein treuer Jünger Jesu zu sein, alles aufgeben muss, was man hat.“

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24.1.11 R.A.:
Anoymous schreibt: „Wenn ich etwas erkannt hatte und wusste, dass es einem anderen noch unbekannt war, wollte ich ihm voller Eifer helfen. Das geschah aufgrund einer guten Motivation, vielleicht manchmal nicht so weise, aber aus einer guten Haltung heraus.“

R.A. Niemand wird müde, sich selbst zu preisen. Nicht einmal ich. Aber ich denke trotzdem, dass wir in der Gemeinschaft vergaßen, dass Gott das letzte Wort hat und nicht die Gemeinschaft. Unsere Intuition ist nicht unfehlbar. Wir mögen denken, das wir als ganze (Gemeinschaft, d. Übers.) richtig liegen, aber ... Wir wissen auch aus der Bibel, dass Gott sogar bereit war, das ganze Volk Israel zu vernichten, das er sich vorher selbst für seinen guten Plan ausgewählt hatte.
Wie ich schon sagte: Was immer wir auf Erden binden mögen, das wird nicht von Gott im Himmel gebunden werden. Mit anderen Worten: Wenn wir zu selbstsicher werden, das Gott hinter uns stehen würde, egal was wir tun, dann können wir ganz leicht straucheln und verloren gehen. Die Stelle in 1 Tim 3, 15 ist wohl schon für viele Konfessionen ein Stolperstein geworden. Auch für die katholische Kirche. Sie findet in dieser Stelle für sich selbst die Rechtfertigung, dass die KIRCHE das Fundament sei und nicht die BIBEL. Natürlich ist das eine sehr vereinfachende Erklärung, aber ich denke, auf diese Weise beginnt das Problem: Wir betonen zu sehr, dass WIR im Recht sind. WIR als die von Gott eingesetzte Kirche stehen im Mittelpunkt. Faktisch setzen wir so Christus hinter uns und haben ihn nicht als unsere Basis.
Es ist kein guter Standpunkt, immer wieder und wieder zu wiederholen, dass WIR die Säule und das Fundament der Wahrheit sind. Das hat uns Jesus nicht geboten, aber unsere Gemeinschaft fühlt sich davon durch unsere eigene Realpolitik (auch im engl. Original auf deutsch, d. Übers.) gedrängt. Und nette Bibelverse dienen eher als Dekoration und Rechtfertigung für unser unnatürliches kirchenzentrieres Pradigma.

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24.1.11 RA:
Anonymous schreibt: „Wenn ich etwas erkannt hatte und wusste, dass es einem anderen noch unbekannt war, wollte ich ihm voller Eifer helfen. Das geschah aufgrund einer guten Motivation, vielleicht manchmal nicht so weise, aber aus einer guten Haltung heraus.“

RA: Lies diese beiden Sätze noch einmal: Du preist auch deine eigene Person. Und sicher, ich verstehe schon, dass du nicht nur dich selbst preisen wolltest. Darum wendete ich die Aufmerksamkeit zurück auf die ganze Gemeinschaft. Denn in deinen Sätzen sah ich eine Verbindung zwischen Kirchenzentriertheit und Selbstbezogenheit (Egozentrismus).
Rückblickend würde ich deine Sätze als „umgekehrte Selbstüberhöhung“ sehen, die für ihre Zwecke die Autorität der Gemeinschaft benutzt.
Ich denke, diese Art der Überhöhung war in unserer Gemeinschaft sehr verbreitet. Wir versteigerten uns in den Gedanken, dass nur wir richtig lägen (das heißt, auch Ich liege richtig), dass wir nicht wie die Räuber, Bösewichter und Ehebrecher sind (Lk 18, 11). Diese Überhöhung geschah nicht nur im Innern unserer Gemeinschaft, sondern war auch für die Außenstehenden sichtbar. Sie sahen unser hochmütige Einstellung, die mit den Mitteln unserer Gemeinschaft hochpuscht wurde.

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24.1.11: L (Autorin):
Meine Antwort bezüglich der Kritik an der Gemeinschaft kann man in einem neuen Post lesen.

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6.2.2001: R.A.
Die Führung Gottes

Wie ich sagte, ist nach meinem Verständnis in der Gemeinschaft nicht die Führung Gottes am Werk, sondern eher eine Maschinerie, die von Ideen genährt wird, die über einige Jahrzehnte hinweg entwickelt wurden. Inzwischen scheint man die Kontrolle über die Maschine verloren zu haben.

Ursprünglich kann in der Gemeinschaft mal alles in Ordnung gewesen sein, aber inzwischen wirkt es wie eine plötzliche DNA-Mutation, die mit den Ausschlüssen zu einem Krebsgeschwür eskaliert ist.


Es ist besser zu heiraten, als sich in Begierde zu verzehren

1.1.2011
Jemand hat die Gründe der Gemeinschaft für das ehelose Leben erklärt (siehe den Kommentar vom 1.1.11). Ich stimme zu, dass es Vorteile bringt, wenn man unverheiratet bleibt – wie Paulus schreibt. Aber er schreibt auch:
1 Kor 7 „1 Nun zu den Anfragen eures Briefes! «Es ist gut für den Mann, keine Frau zu berühren». 2 Wegen der Gefahr der Unzucht soll aber jeder seine Frau haben, und jede soll ihren Mann haben. ... 5 Entzieht euch einander nicht, außer im gegenseitigen Einverständnis und nur eine Zeitlang, um für das Gebet frei zu sein. Dann kommt wieder zusammen, damit euch der Satan nicht in Versuchung führt, wenn ihr euch nicht enthalten könnt. ... 7 Ich wünschte, alle Menschen wären (unverheiratet) wie ich. Doch jeder hat seine Gnadengabe von Gott, der eine so, der andere so. ... 9 Wenn sie aber nicht enthaltsam leben können, sollen sie heiraten. Es ist besser zu heiraten, als sich in Begierde zu verzehren. (Bibeltext Nach Einheitsübersetzung EÜ)
Unglücklicherweise gibt es heutzutage viele sexuelle Versuchungen. So viele in der Gemeinschaft – vor allem Brüder – müssen dagegen ankämpfen und viele versagten darin, indem sie davon überwältigt wurden, und mussten die Gemeinschaft verlassen. Paulus wünschte und empfahl, dass alle frei von ehelichen Pflichten blieben, aber er gab auch die Erlaubnis zu heiraten, wenn jemand seine Begierde nicht zügeln kann. Er sagt, es ist besser zu heiraten, als sich in Begierde zu verzehren. Es ist besser zu heiraten, als zur Hölle zu fahren. Es ist besser, seine Begierden zu kontrollieren, aber wenn das zu viel Kraft kostet, ist es besser, die Sexualität in der Weise auszuüben, in der Gott es vorgesehen hat: in der Ehe.
Die Verantwortlichen in der Gemeinde machen den Weg also enger als Paulus, wenn sie den Geschwistern verbieten zu heiraten.

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Kommentare:

2.1.2011: K:
Ich verstehe nicht ganz, was der Apostel Paulus meint.
Ich sehe Ehe nicht als Problemlösung für sexuelle Unmoral. Sie schützt den Menschen nicht vor Sünde.
Die Frage der Ehe sehe ich als eine Wahlmöglichkeit. Man schaut in sein Herz und bedenkt, was sein Verlangen ist, welchen Plan man für sein Leben hat, in welcher Weise man sein Leben Jesus übergeben will und fällt daraufhin seine Entscheidung.

L. (Autorin) 2.1.2011:
Einige Brüder, die inzwischen geheiratet haben, erzählten mir, dass es jetzt einfacher ist, gegen Versuchungen zu kämpfen. Sie müssen nach wie vor kämpfen, aber die Möglichkeit, ihre Sexualität in der von Gott vorgesehenen Weise zu leben, vermindert die Versuchungen.

Anonymous: 2.1.2011:
Der wahre Grund für die Ehe ist nicht die Sexualität. Du bestätigst selbst, dass nach wie vor Versuchungen auftauchen. Konsequenterweise meint Paulus mit „in Begierde verzehren“ kein starkes körperliches Gefühl, sondern das Verzehren (Entflammt sein) im Geist, die Aufgaben, die mit der Ehe verbunden sind, die Erziehung der Kinder und auch die reine Liebe zwischen den Partnern.

Es ist keine gleichwertige Entscheidung, was hier das beste ist. Du kannst nicht damit argumentieren „aber Paulus sagt auch“, als wäre es eine gleichwertige Option. Wenn jemand demütig ist, bereit alles aufzugeben und bereit, immer das Beste zu tun, wird er zum gleichen Ergebnis wie Paulus kommen. Er wird erkennen, dass die Liebe zur Familie ihn bei der Erfüllung der Aufgaben behindert, die Gott ihm für eine viel größere Gruppe von Menschen übertragen will.

In 1 Kor 7, 1 macht Paulus eine allgemeine Aussage um eine Frage aus einem Brief an ihn zu beantworten, den wir nicht kennen. In Vers 2 spricht er zu den Verheirateten. Nur in Vers 8 spricht er tatsächlich zu Unverheirateten mit einer klaren Aussage.

Auch in Vers 24 spricht Paulus klar und nicht nur bezogen auf den sozialen Zustand, sondern zur Sache an sich.

Wir können uns auch erinnern, was Jesus sagte: „Denn nach der Auferstehung werden die Menschen nicht mehr heiraten, sondern sein wie die Engel im Himmel.“ (Mt 22:30 EÜ) Die Ehe ist nur für diese (irdische) Zeit. Deshalb ist es weiser, sich dafür einzusetzen, was in Ewigkeit bleibt.

Die Ermutigung von Petrus hilft uns, auf dem richtigen Standpunkt zu gründen:
„Durch sie wurden uns die kostbaren und überaus großen Verheißungen geschenkt, damit ihr der verderblichen Begierde, die in der Welt herrscht, entflieht und an der göttlichen Natur Anteil erhaltet. Darum setzt allen Eifer daran, mit eurem Glauben die Tugend zu verbinden, mit der Tugend die Erkenntnis, mit der Erkenntnis die Selbstbeherrschung, mit der Selbstbeherrschung die Ausdauer, mit der Ausdauer die Frömmigkeit,... (1 Petr 1,4-6 nach EÜ)

Ich finde, es ist gut, sich nicht nur auf diesen Punkt zu konzentrieren, aber man sollte die Augen öffnen und die Forderung unseres Standpunktes sehen: „so wird der Mensch Gottes zu jedem guten Werk bereit und gerüstet sein.“ (2 Tim 3, 17 nach EÜ). Denn es steht geschrieben: „Seid heilig, denn ich bin heilig.“ (1 Petr 1, 16 (EÜ)).
Denn wir haben gute Vorbilder: Weder Jesus noch Paulus heirateten, sondern setzten sich mit ihrem ganzen Leben und ganzer Kraft für alle Menschen ein.
Der Brief an die sieben Gemeinden in der Offenbarung des Johannes erinnert uns auch an diesen Standard. Sie wurden ermahnt, weil sie nicht alles gaben, weil sie lauwarm waren. „Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Kirchen sagt.“

In Bezug auf mein Fleisch kenne ich selbst sexuelle Versuchung und den Wunsch zu heiraten. Ohne die Hilfe der Gemeinschaft ist es noch viel schwieriger, dagegen anzukämpfen. Ich weiß nicht, ob ich es durchalte (n werde). Aber im Geist weiß ich, was zu tun ist. Es wäre nicht richtig, aufzugeben, sondern man muss kämpfen. Mit meinem Herzen kann ich die beste Entscheidung fällen und den Rat von Paulus akzeptieren.

3.1.2011
K:
Ich fühle mich näher bei L.s Standpunkt. Ich kann mir vorstellen, dass es in der Ehe besser möglich ist, rein zu bleiben.

Nichtsdestotrotz stimme ich zu, dass dies nicht der Hauptgrund für die Ehe ist. Wenn wir den Fall immer wiederkehrender sexueller Sünden sehen, ist es eine Art Sucht. Eine Sucht kann vollständig geheilt werden, wenn man die Ursachen beseitigt, aufgrund derer man in sie geraten ist. So stimme ich zu, dass die Ehe nicht vorrangig geschaffen wurde, um den Menschen zu helfen, gegen Versuchungen zu kämpfen – sondern um sich einander zu schenken (wörtl.: dem anderen ein Geschenk von mir selber zu geben). Auch durch die Sexualität. Jemand kann sexuelle Versuchungen haben, auch wenn er erkannt hat, dass Gott von ihm ein eheloses Leben will. Dann , muss er dieses Problem lösen ohne zu heiraten. Ich erkenne jetzt, dass St. Augustinus viel von der paulinischen Theologie über die Ehe übernommen hat, aber ich sehe das eher anders.

Zum Statement von Anonymus:
1) Ich denke, Paulus meint auch die Sexualität.
2) Es gibt so viele Wege zur Heiligkeit wie Menschen in der Welt. Ich protestiere dagegen, wenn der Weg für alle Menschen in der Welt vereinheitlicht wird, so wie es die „Gemeinschaft“ tut.
3) Vers 24 sollte im Konktext der vorhergehenden Verse ab Vers 17 gesehen werden. Dort wird nicht über die Ehe gesprochen. Aber diese Verse sind für mich nicht vollkommen klar.
4) Bezüglich der Worte Jesu: Es stimmt, dass die Ehe für dieses (irdische) Leben bestimmt ist. Aber man kann auch das gegenteilige Argument anführen: Wir sollten dieses Geschenk von Gott annehmen, denn im Himmel werden wir es verlieren J. Und etwas seriöser: Die Leute, welche im Zölibat leben – damit meine ich alle, die nicht heiraten –sind Zeichen des Königreiches Gottes. Aber die Ehe ist ebenso ein Zeichen für Christi Liebe zur Kirche.
5) Zum Petrusbrief: Ich sehe Ehe nicht auf gleicher Ebene wie „böse Leidenschaften“

Ich wiederhole mich: Der Grundgedanke der Ehe ist nicht das Vergnügen, sondern ein Weg, um Liebe einem geliebten Menschen zu schenken. Es ist genauso ein Weg, Christus nachzufolgen, wie auf dem Weg des Zölibats. Er hat einige Nachteile, wie z. B. dass man weniger Zeit für Gott allein (Gebet usw.) hat, aber es ist ein Weg um zu DIENEN.

L (Autorin): 3.1.2011:
Ich wollte gerade etwas ähnliches schreiben, K.!
Als Ergänzung: Paulus schreibt in 1 Kor 7, dass es besser sei, in dem Lebensstand zu bleiben, in dem man sich befindet. (Vers 24), aber später in Vers 28 sagt er: „Wer dennoch heiratet, sündigt NICHT.“
Ebenso schreibt er an Timotheus (1 Tim 5, 9.11.*14*): Witwen, die jünger als 60 sind, sollen heiraten. Ich finde, das ist auch sehr klar.

Anonymous, was Du schreibst hört sich gut an und ist die Meinung der Gemeinschaft, aber ich glaube, es ist etwas idealistisch. Es wirkt etwas gnostisch und sieht Sexualität so negativ. Sogar die Katholiken, die ihren Priestern verbieten zu heiraten, fordern nicht, dass alle Christen unverheiratet sein sollen.

RA: 3.1.2011:
Anonymous schreibt: „In Bezug auf mein Fleisch kenne ich selbst sexuelle Versuchung und den Wunsch zu heiraten. Ohne die Hilfe der Gemeinschaft ist es noch viel schwieriger, dagegen anzukämpfen.“

RA: Nachdem ich seit einigen Jahren fern der Gemeinschaft bin, wirkt dieses Statement, dass wir gegen die Ehe aus diesen oder andern Gründen kämpfen sollen, auf mich surrealistisch.

Anonymous schreibt: „meint Paulus mit „in Begierde verzehren“ kein starkes körperliches Gefühl, sondern das Verzehren (Entflammt sein) im Geist, die Aufgaben, die mit der Ehe verbunden sind, die Erziehung der Kinder und auch die reine Liebe zwischen den Partnern.“

RA: JA, reine Liebe gegenüber dem Partner. Und Du würdest es vorziehen, diese reine Liebe zu verbieten, in dem du sie idealistischerweise von Sexualität trennst. Es scheint, dass Sexualität in deinen Augen nicht in Gottes Plan passt. Paulus ist „zu heilig“, um in 1 Kor 7 über Sexualität zu sprechen. Ich denke, es ist so klar, was L. gesagt hat. Lies die Stelle 1 Kor 7, 9 mal in der New International Version (NIV; moderne englische Bibelübersetzung): „Aber wenn sie sich nicht in der Gewalt haben (wörtl.: sich selbst kontrollieren können), sollen sie heiraten, denn es ist besser zu heiraten, als mit Leidenschaft zu brennen.“
Hier wird das „Brennen in Leidenschaft“ ganz klar negativ gesehen. Auch wenn ich diese Leidenschaft oder was auch immer (nennen wir es „X“) für gut halten würde, stellt Paulus fest, dass dieses „X“ schlechter als Heiraten ist.
Lass uns deinen Widerspruch noch klarer ausdrücken: Wenn wir anstelle von „X“ Dein Statement nehmen, erlangen wir das Urteil: „Es ist besser eine Ehe zu schließen, als in den Pflichten zu stehen, die mit der Ehe verbunden sind, der Erziehung der Kinder und der reinen Liebe zwischen den Partnern.“

Anonymous sagt: „Denn wir haben gute Vorbilder: Weder Jesus noch Paulus heirateten, sondern setzten sich mit ihrem ganzen Leben und ganzer Kraft für alle Menschen ein.“

RA: Wir haben auch ein gutes Beispiel in Petrus (der verheiratet war).
In 1 Kor 9,5 (geschrieben von Paulus) steht: „Haben wir nicht das Recht, eine gläubige Frau mitzunehmen, wie es die übrigen Apostel und die Brüder des Herrn und wie Kephas tun?“ (EÜ)

Also können wir schlussfolgern, dass nicht nur Petrus, sondern auch andere Apostel verheiratet waren. Und sie könnten diese Frauen nach ihrer Bekehrung, nicht davor, geheiratet haben. Im Fall des Petrus können wir das sicher sagen, denn es steht geschrieben:
„eine GLÄUBIGE Frau mitzunehmen, WIE DIE übrigen APOSTEL und die Brüder des Herrn und wie KEPHAS?“ (EÜ)

Wir wissen, dass Jesus den Petrus direkt berufen hat. Er war einer der ersten Jünger und er war vorher nicht durch seine Frau bekehrt worden. (Joh 1, 37.40) Und er entschied sich dennoch zu heiraten. Wir wissen recht gut, wie sehr das Herz des Petrus für Christus brannte. Und dennoch entschied er sich zu heiraten.

In Bezug auf Mk 1 scheint es dennoch so, als ob Petrus schon vor seiner Bekehrung verheiratet war. Denn der Abstand zwischen seiner Bekehrung und Jesu Treffen mit der Schwiegermutter des Petrus scheint recht kurz.
In 1 Kor 9,5 wird in der NIV die Gegenwartsform gebraucht „eine gläubige Frau mitzunehmen, wie es die übrigen Apostel ... TUN“. Das „Tun“ (engl.: do) kann natürlich auch allgemein gemeint sein, aber es scheint darauf hin zu deuten, dass Ehe nichts abnormales für Christen ist, sondern so gewöhnlich wie das Essen (1 Kor 9,4).

Die Passage in 1 Kor 9 spricht ganz allgemein davon, das Paulus durchaus das Recht hätte, dies und jenes zu tun, er aber diese Recht nicht gebraucht (1 Kor 9, 15) zum Wohle von anderen (1 Kor 9, 19f). Sein Eifer ist wirklich beeindruckend.

Aber das Beispiel des Petrus ist für mich ebenso beeindruckend. Ich finde, nichts geht verloren, egal ob du verheiratet bis oder nicht. Mir gefällt Paulus Art zu missionieren, die erstklassig durch unsere Gemeinschaft ausgeübt wird.
Aber das Beispiel des Petrus ist für mich nicht weniger ermutigend. Sein Beispiel zeigt, dass ein Familienleben für die, welche Jesus nachfolgen wollen, nicht notwenigerweise ausgeschlossen sein muss.

Ohne Familie gibt es keine Kinder, welche das beste Beispiel für Christen sein könnten, die wirklich groß sein wollen (Mk 9, 33-37)

- Statistik -

Wiederum: Wenn wir auf der Grundlage von 1 Kor 5 schlussfolgern, dass nicht nur ein Apostel verheiratet war (egal ob vor oder nach seiner Bekehrung), dann können wir die Statistik anwenden: Mindestens 2 Apostel von 12 waren verheiratet (das heißt mindestens 16 %). Wenn es drei Apostel waren, steigt ihr Anteil auf 25 %.
Wie hoch ist der Anteil von Ehepaaren in unserer Gemeinschaft? Ich vermute mal, er ist geringer. Denn im Vergleich mit den mindestens 16 % zur Zeit der Apostel müsste es in unserer Gemeinschaft 16 Ehepaar geben (bei schätzungsweise 100 Mitgliedern). Hatten wir zuletzt 16 Ehepaare in der Gemeinschaft? Wenn nein: warum nicht? Wenn Du meinst, die Dinge liegen heutzutag anders und dieser Vergleich sei unangemessen, dann erkläre mir, warum.
Wie ich sagte und schon früher gesagt habe: Ich finde, es ist nicht normal für die Menschheit, wie die Bienen zu leben, wo es in einer Kirchen-Familie nur eine „Mutter“ oder etwas ähnliches gibt. Sicher, wir haben eine „Vorzeige-Familien“ (wörtl: Muster-Familien), aber die Ehe wird trotzdem als störende Fessel für unseren Lebensstil und eher als nutzloses Relikt aus der Vergangenheit behandelt, denn als eine heilige Verbindung von Mann und Frau.

Menschen sind ganz anders als Bienen. Gott hat uns anders geschaffen. Und er wird uns nicht Lehren aufzwingen, die seiner Schöpfung, einschließlich der Sexualität, widersprechen. Gott schuf die Sexualität, nicht der Satan.

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5.1.11
Anonymous schreibt:
Weder Ehe noch Sexualität sind Sünde. Diese Einschätzung war nicht das Thema.

Die Frage war, was ist Gottes Weg und Wille – bezogen auf eine konkrete Fragestellung. So fragten wir (und von uns gibt es viele und jeder kann an dieser Diskussion teilnehmen) immer und immer wieder nach Gottes Willen und zwar nicht nur in diesem Fall. Geführt durch den Heiligen Geist in unseren unzähligen Gesprächen und unterstützt durch das Gebet offenbarte Gott seinen Willen.

Wir fällten keine Entscheidungen aufgrund von Regeln, die man aus der Erfahrung herleitet oder sogar aufgrund von Bibelstellen. Es war immer ein wichtiges Anliegen der Gemeinschaft, nicht in Formalismus zu verfallen, deshalb waren wir offen, Gott beständig um seine Führung zu bitten. Auch Paulus hat keine Regeln aufgestellt. Dennoch sagte er, was das grundsätzlich Bessere ist in einem speziellen Fall, er empfahl gerade das Gegenteil als beste Lösung. Ein ähnlicher Fall mit speziellen Umständen kann auch heutzutage auftreten, wie wir schon einige Male erwähnten.

Es ist der Geist, der im Leib Christi wirkt und das muss man akzeptieren. Deshalb muss die Entscheidung, die man fällt, im Einklang mit (Gottes) Geist stehen und nicht mit dem eigenen Verstand, Gedanken oder Wunsch.

Die Bereitschaft, aufzugeben, was man zum Nutzen für eine bessere Auswahl verlangen könnte, ist die einzige Forderung, nichts sonst. Diese grundsätzliche Bereitschaft und Haltung im eigenen Leben (nicht nur in einer speziellen Frage) ist es, was einen Menschen zum Jünger (Nachfolger) Jesu macht oder nicht! Nicht, einen bestimmten Standard zu halten, sondern ständig immer mehr zu wachsen.

2 Petr 1, 5-11 (Darum setzt allen Eifer daran, mit eurem Glauben die Tugend zu verbinden, mit der Tugend die Erkenntnis, mit der Erkenntnis die Selbstbeherrschung, mit der Selbstbeherrschung die Ausdauer, mit der Ausdauer die Frömmigkeit, mit der Frömmigkeit die Brüderlichkeit und mit der Brüderlichkeit die Liebe. Wenn dies alles bei euch vorhanden ist und wächst, dann nimmt es euch die Trägheit und Unfruchtbarkeit, so daß ihr Jesus Christus, unseren Herrn, immer tiefer erkennt. Wem dies aber fehlt, der ist blind und kurzsichtig; er hat vergessen, dass er gereinigt worden ist von seinen früheren Sünden. Deshalb, meine Brüder, bemüht euch noch mehr darum, dass eureBerufung und Erwählung Bestand hat. Wenn ihr das tut, werdet ihr niemals scheitern. Dann wird euch in reichem Maß gewährt, in das ewige Reich unseres Herrn und Retters Jesus Christus einzutreten. nach EÜ)

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6.1.11
RA schreibt:
Anonymous: „Weder Ehe noch Sexualität sind Sünde. Diese Einschätzung war nicht das Thema.“

RA: Niemand hat hier behauptet, dass die Gemeinschaft Sexualität als Sünde betrachtet. Auch ich nicht. Schaue dir alle meine Kommentare sorgfältig unter Beachtung des Kontextes an. Was ich sagte war, dass es für die Gemeinschaft nur ein Relikt der Vergangenheit war. Keine Sünde, aber ziemlich nutzlos, nicht notwendig...
Vielleicht hast du meine Worte missverstanden: „Gott schuf die Sexualität, nicht der Satan.“ Ich wollte den Blick auf den Urheber der Sexualität lenken, denn er hat uns nicht auf diese Art geschaffen, dass es die Gemeinschaft in dieses Extrem verkehren muss, indem sie kollektive Enthaltsamkeit praktiziert, jede Art von Sexualität in unserem Leben abtötet, und sogar die wenigen Bilder, die den leisesten Anschein von Sexualität zeigten, aus den Nachschlagewerken in den Bücherregalen unserer Gemeinschaft herausschneidet.
Ich übertreibe wohl nicht, wenn ich sage, dass die übergroße Mehrheit der aus unserer Gemeinschaft ausgeschlossenen Brüder wegen sexueller Sünden ausgeschlossen wurden. Und das Bekennen von sexuellen Sünden geschah nicht selten, sondern eher häufig.
Der Heilige Geist gibt keine Anweisung, wie man leben soll, ohne einem auch die Fähigkeit zu geben, diesen Anweisungen zu folgen. Nachdem ich in der Gemeinschaft war und ständig Bekenntnisse oder Beschuldigungen gehört habe, dass dieser oder jener Bruder (ich eingeschlossen) sexuell gesündigt hätte, scheint es mir, dass die Ermahnung des Paulus in 1 Kor 7, 9 perfekt zu unserem speziellen Fall passt (nämlich dem heutigen Zustand unserer Gemeinschaft): „Wenn sie aber nicht enthaltsam leben können, sollen sie heiraten. Es ist besser zu heiraten, als sich in Begierde zu verzehren.“ (nach EÜ)

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6.1.11. RA:
Anonymous schreibt: „Deshalb muss die Entscheidung, die man fällt, im Einklang mit (Gottes) Geist stehen und nicht mit dem eigenen Verstand, Gedanken oder Wunsch.“

RA: Es ist leicht, die Verantwortung für eine seltsame Entscheidung einem anderen in die Schuhe zu schieben. Unter den auf dem Christentum basierenden Bewegungen ist der Heilige Geist der beliebteste Verantwortungsträger, natürlich: „Gottes Geist hat uns das gesagt.“
Und wirklich muss Gott unsere dummen Entscheidungen ertragen. Er tut es aufgrund seiner Gnade, Geduld und Liebe. Aber er wird nicht die dummen Entscheidungen auch im Himmel binden, die seine Jünger in seinem Namen auf Erden binden sollten.
Ich denke, in dieser Krise, der schwierigen Situation der Gemeinschaft, ist der einzige Ausweg das vollständige Vertrauen auf Gott. Aber in der Gemeinschaft gibt es bezüglich der Ehe die Versuchung, den gesunden Menschenverstand auszuschalten und auf die Erlösung durch den „deus ex machina“ zu warten. Jedoch gilt ähnlich wie zur Frage der Sexualität: Gott gibt uns nicht den Verstand ohne Sinn: gebrauchen wir ihn! Schau, was gerade in der „vom Geist geleiteten“ Gemeinschaft geschieht und benutze neben deiner göttlichen Sicht auch den Verstand um zu verstehen, was dort gerade vor sich geht.

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6.1.11
Anonymous schreibt:
„Mit ganzem Herzen vertrau auf den Herrn, bau nicht auf eigene Klugheit“ (Spr 3, 5 EÜ)

Liebe kannst du nicht mit dem menschlichen Verstand erklären. Wenn dein Herz nicht tief in der Liebe verankert ist, wirst du deinen Verstand nicht richtig gebrauchen können.

„... die Liebe sucht nicht das Ihre...“ 1 Kor 13,5

„Denkt dabei nicht an euch selbst, sondern an die anderen.“ 1 Kor 10, 24 EÜ

„Auch ich suche allen in allem entgegenzukommen; ich suche nicht meinen Nutzen, sondern den Nutzen aller, damit sie gerettet werden.“ 1 Kor 10,33

1 Kor 9, 24-27

Verankert in dieser Haltung und mit Jesu Hilfe (Mt 11, 28-30) werden viele Fragen leicht gelöst.

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7.1.11
RA: Ich wünsche Dir ein gutes neues Jahr, Anonymous.

Paulus sagt: „Ich wünschte, alle Menschen wären (unverheiratet) wie ich. Doch jeder hat seine Gnadengabe von Gott, der eine so, der andere so.“ (1 Kor 7,7 EÜ)

Das können wir so verstehen, dass Paulus seinen ehelosen Stand als Gabe Gottes sieht. Und wenn der springende Punkt darin besteht, dass nicht alle Gaben gleich sind, dann gesteht er folgerichtig zu, dass jeder seine EIGENE Gabe von Gott hat. Und einige Kapitel später (1 Kor 12) betont er in Bezug auf andere Gaben, dass nicht jedem dieselbe Gabe gegeben ist. Gott hat seine Gaben verteilt, wie er es festgelegt hat (1 Kor 12, 11) Und 1 Kor 12 zeigt die Ökonomie Gottes, die eher die Verschiedenheit der Gaben fördert.
Paulus schreibt: „Es gibt verschiedene Gnadengaben, aber nur den einen Geist. Es gibt verschiedene Dienste, aber nur den einen Herrn. Es gibt verschiedene Kräfte, die wirken, aber nur den einen Gott: Er bewirkt alles in allen.“ (1 Kor 12, 4-6 EÜ) In diesem Kapitel erklärt Paulus die enge Verbindung der Gläubigen untereinander am Bild eines Körpers. ALLE sind wichtig. Ich würde mit meiner Interpretation noch weiter gehen: ALLE Gläubigen und ALLE ihre Gaben sind für das Werk Gottes notwendig. Deshalb kann auch die Ehe als eine Gabe Gottes nicht als nutzlos betrachtet werden.
Im nächsten Kapitel (1 Kor 13) spricht Paulus natürlich über die größte Gabe (die Liebe), die alle vorher genannten Gaben in den Schatten stellt. Aber ich glaube, diese Gabe löst diese anderen Gaben nicht auf.
Im darauf folgenden Kapitel (1 Kor 14) zeigt Paulus eher, wie es das Wirken der Kirche beeinträchtigt, wenn alle Gläubigen dieselbe Gabe praktizieren. Er zeigt, wie sie sich lächerlich macht, wenn sie einseitig ist und die verschiedenen Gaben nicht geordnet werden, miteinander verbunden für das gemeinsame Werk. Wenn die Ehe als Gabe Gottes also nur ein störender Faktor in unserer Gemeinschaft ist, dann läuft da etwas falsch. Wenn Gott universal ist, dann ist es auch seine Kirche. Um das Evangelium allen Völkern zu verkünden, brauchen wir nur den einen Mund, aber den ganzen Körper. Wir brauchen alle Gaben Gottes. Keine der Gaben darf als Hindernis gesehen werden. Nicht einmal die Ehe.
Für Paulus war diejenige Gemeinschaft lächerlich, in der alle in Zungen redeten. Nebenbei bemerkt – ich glaube, auch unsere Gemeinschaft war skeptisch, als wir einige Pfingstgemeinden besuchten und dort alle in Zungen sprachen. Wir hatten tiefe Zweifel, ob das wirklich eine Gabe Gottes war. Es wirkte auf uns fremdartig, nutzlos und vielleicht etwas abstoßend, dass fast alle die gleiche merkwürdige Gabe bekommen hätten. Aber ich kann mir vorstellen: Wenn Paulus heute eines der Wintertreffen unserer Gemeinschaft besucht, wo alle Mitglieder zusammen kommen, und er sieht, dass alle unverheiratet sind: Dann würde er es wohl auch seltsam finden.

Um auf 1 Kor 7 zurückzukommen: Ich glaube, Paulus wusste, dass es Unsinn war, dieselbe Gabe (der Ehelosigkeit) für alle anderen zu wünschen. Die Gemeinschaft könnte nicht mehr richtig wirken. Früher oder später stünde die Gemeinschaft im Zwielicht ihrer Zeit, wenn es die eine oder andere Gabe, die Gott gegeben hat oder geben will, ignoriert oder zurückweist. Deshalb fügt er in 1 Kor 7, 7 nach seinem Wunsch, dass alle so wären wir er, an: „Doch jeder hat seine Gnadengabe von Gott, der eine so, der andere so.“

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7.1.11 RA:
Deshalb weiß ich nicht, wieso man die Gabe der Ehelosigkeit höher schätzen sollte als die Gabe der Ehe.

Vielleicht mystifiziert die Gemeinschaft beide Gaben zu sehr. Wir werden als Single geboren, also haben wir die Gabe der Ehelosigkeit von Geburt an. Also haben die Gottesgabe der Ehelosigkeit auch alle, die nicht glauben und dennoch als Erwachsene unverheiratet leben.

Und dann gibt es einen natürlichen Prozess in unserem Körper. Wir wachsen und die Sexualität erwacht, die ihren richtigen Platz in der Ehe hat. Es ist die göttliche Gabe der Ehe, aber auch Ungläubige heiraten und wir können nicht behaupten, dass es zwischen Ungläubigen kein Eheband gäbe.

In der Bibel können wir sowohl Argumente für die Ehe als auch für die Ehelosigkeit finden. In der Bibel finden wir sowohl Argumente für das Leben als Single, als auch Argumente in denen die Single-Existenz eher negativ gesehen wird (Gen 2, 18).

Die Gemeinschaft sieht die Ehe zu idealistisch. Ein bestimmter Egoismus wird dem Wunsch nach Heirat unterstellt. Es würde seltsam, künstlich und heuchlerisch klingen, wenn man sagt: „Ich möche dich heiraten, weil ich glaube, das ist das Beste für dich, die Gemeinschaft und die ganze Menschheit.“
Deshalb, so denke ich, betrachtet unsere Gemeinschaft den Wunsch zu Heiraten immer als egoistisch und sieht deshalb keinen guten Grund es zu aktzeptieren, wenn jemand über diesen Wunsch spricht. Immer meint man, dass der Egoismus darin die Oberhand hat. Und ich glaube, es gibt in der Gemeinschaft keine geeignete Zeit jetzt zu heiraten, noch wird es eine solche Zeit in der Zukunft geben, wenn ein gewisser „Egoismus“ nicht akzeptiert wird.
Dieser „Egoismus“ und der sexuelle Reiz sind von Gott geschaffen, um Mann und Frau in der Ehe zu vereinen. Das ist nicht „egoistisch“, sondern IN LIEBE FALLEN (Ich glaube, jeder in der Gemeinschaft hat erfahren, was das ist). Du kannst nicht wählen, ob und wie stark du dich verliebst (in Liebe fällst): „Bitte mache, lieber Gott, dass ich nur ein bisschen verliebt bin, nur teilweise.“ Das ist allgemein verbreitet, und es MUSS verbreitet sein. Gatt hat es so eingerichtet, um Mann und Frau in der Ehe zu verbinden.
Sicher, die Zeit der Verliebtheit wird nicht ewig dauern (zumindest nicht in der gleichen Intensität wie am Anfang), aber das Verliebtsein hat seine Funktion in Gottes Plan für dieses Ehepaar.
Starke Gefühle sind nicht immer ein Grund zu Heiraten, aber wenn unsere Gemeinschaft versucht, das zu verhindern (und es ist Fakt, dass die Gemeinschaft auch versucht, die zu trennen, die ihre Gefühle öffentlich vor der Gemeinschaft ausgesprochen haben), dann ist das ...
„Beurteile“ selber, was es ist.

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7.1.11. RA
Anonymous schreibt:
„Deshalb muss die Entscheidung, die man fällt, im Einklang mit (Gottes) Geist stehen und nicht mit dem eigenen Verstand, Gedanken oder Wunsch.“
„Mit ganzem Herzen vertrau auf den Herrn, bau nicht auf eigene Klugheit“ (Spr 3, 5 EÜ)
„Wenn dein Herz nicht tief in der Liebe verankert ist, wirst du deinen Verstand nicht richtig gebrauchen können.“

RA: „ Jesus antwortete ihm: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all deinen Gedanken.“ (Mt 22, 37 EÜ)

Ich ermutige dich erneut, dass auch dein Verstand daran beteiligt ist, andere zu lieben. Scheue dich nicht, ihn zu benutzen, denn es gibt viele Ungläubige in der Welt, die „nicht genügend in der Liebe verankert“ sind, aber nichtsdestotrotz versuchen, Gutes zu tun indem sie sich nach ihrem gesunden Menschenverstand richten. Nach meiner „Einschätzung“ gelingt ihnen das mitunter wirklich gut. Am Ende ist das nicht schlecht.
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Meine Schlussfolgerung: es GIBT Vorteile, den rationalen Verstand in die Nächstenliebe einzubinden. Das Leben und die Liebe wird dann farbiger und du siehst danna uch den anderen Weg, Gott in der Ehe zu lieben und zu dienen.
Zum eine eine etwas lustige (aber „weltliche“) Geschichte von YouTube. Verstehe es nicht als Angriff, eher als eine Ermutigung, deinen Verstand ebenso zu gebrauchen:
http://www.youtube.com/watch?v=8RjXY_-PUbo

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08.01.11: RA
Es ist ebenso bezeichnend, dass unsere Gemeinschaft auf ihrer Webseite zwar das Thema „Scheidung“, aber nicht das Thema „Ehe“ behandelt. Das geschieht wohl, weil die Ehe FÜR DIE GEMEINSCHAFT derzeit nicht aktuell ist oder dass sie ein Thema vermeiden wollen, zu dem sie seltsame und fragwürdige Positionen einnehmen.
Jedoch ist die Frage der Ehe ein sehr aktuelles Thema außerhalb unserer Gemeinschaft (z. B. ob es Homosexuellen erlaubt sein soll zu heiraten usw.).
Es wäre in der oben angesprochenen Abhandlung über die Scheidung logisch, mit Erläuterungen über die Ehe zu beginnen, ihren Sinn, ihren Wert und Wichtigkeit. Aber in ihr finden sich nur zwei kleine Abschnitte, welche die Bedeutung der Ehe erklären.

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13.01.2011: K schreibt:
Zur Frage von Ehe und Egoismus...
Ich sehe, dass meine Meinung darüber recht vielschichtig ist, um sie hier so einfach darzulegen...

Es ist nicht einfach, aber ich denke, dass erotische Liebe frei von Egoismus sein kann. Benedikt XVI. beschreibt in „Deus caritas est“ Gott als jemanden, der jeden mit dem „Eros“ liebt – in Sinne von: Liebe als Wahlmöglichkeit. Und diese Liebe ist in IHM reine „Agape“. Wir wollen IHM folgen.

Über die Jahrhunderte hinweg gab es kontroverse Meinungen zur Sexualität. Man kann Paulus so verstehen, dass es besser sei zu heiraten, wenn jemand Probleme mit der Sexualität hat. Er stellt fest, dass man sich durch die Sexualität selbstlos dem anderen als Geschenk geben kann.

Aber das wäre ein Thema für ein Buch, nicht für einen Blog-Kommentar. Jedenfalls halte ich es für einen korrekten Standpunkt zum Thema Ehe: „Ich möchte dich heiraten, weil ich das beste für dich will.“ („Agape“). Warum gerade dich? Das ist das Ergebnis meiner Wahlfreiheit („eros“). (oder: weil ich dich gewählt habe)

Aber das ist ein wirklich schweres Thema.