Mittwoch, 5. Januar 2011

Dort gab es eine so große Liebe zur Wahrheit

1.1.2011
Es gab in der Gemeinschaft eine so große Liebe zur Wahrheit. Können wir uns da vorstellen, dass in ihr auch einiges Schlechte geschah?
Als Geschöpfe des vollkommenen Gottes streben wir nach Vollkommenheit (Perfektion). Wir sind aufgerufen, vollkommen und heilig zu sein, wie es Gott ist. Aber unglücklicherweise sind wir nach wie vor unvollkommen. Es ist traurig. Das kann mich manchmal zornig machen: Warum sind wir nur so schwach? Wir sind jedenfalls nur auf dem Weg zur Vollkommenheit und manchmal machen wir Fehler oder sündigen. Wir sündigen als Individuen, aber als voneinander abhängige Wesen sündigen wir auch als Gemeinschaft von Christen. Es mag hart zu glauben oder zu akzeptieren sein, aber wenn ehrlich auf unsere Gemeinschaft und die Früchte ihres Wirkens sowohl innerhalb als auch außerhalb der Gemeinschaft schauen, müssen wir uns eingestehen, dass nicht alles heilig, liebevoll und barmherzig war.
In Bezug auf das Individuum, war es meiner Meinung nach klar, aber in Bezug auf die Gemeinschaft wurde gelehrt, dass wir die Kirche seien und die Kirche ist die Säule der Wahrheit – unfehlbar. Denn Gott ist mit seiner Kirche. Aber warum haben alle Formen von Kirche in der Vergangenheit gezeigt, dass sie unvollkommen waren? Ich vermute, weil alle Menschen – außer Jesu – unvollkommen sind. Ist GH oder Josef oder irgendjemand anderes in der Gemeinschaft vollkommen? Natürlich nicht. Jeder kann einen Fehler machen und durch die enge Verbindung untereinander kann somit auch die Gemeinschaft als Ganze einen Fehler machen.

Das Suchen nach der Wahrheit war gut, aber die Wahrheit wird nicht durch das definiert, was unsere Gemeinschaft darunter versteht.

Kommentare:

1.1.2011:
RA: Ich war auch in dieser Gemeinschaft.
Ich würde das Verhalten unserer Gemeinschaft mit einem Eishockey-Spiel vergleichen.
Unsere Ausschlüsse waren wie Zeitstrafen im Eishockey: Spieler, welche die Regeln brachen, mussten für zwei Minuten in die Zeitstrafenbox (Penalty-Box) und konnten danach wieder zurück ins Spiel.
In unserer Gemeinschaft gab es einige, die verschiedene Male ausgeschlossen wurden und wieder zurück kamen.
Der entscheidende Unterschied ist, dass man im Eishockey auf diese Weise eine gute Gelegenheit zum Ausruhen hat und weiß, dass man zurück ins Spiel kann.
In der Gemeinschaft wird man als Ausgeschlossener an einen eher unfreundlichen Ort geschickt – grundsätzlich wird man in die Hölle geschickt. Und wie wir es erfahren haben – wir wussten nie die Zeit, wann (wenn überhaupt) wir aus dieser Situation erlöst wurden.
Einige von uns hatten die wunderbare Chance, einige Zeit in der Zeitstrafenbox zu bleiben – in einer Ecke unserer Wohngemeinschaft wie ein Haustier. Manche wurden mit dem größten Mitleid ihnen gegenüber herausgeworfen (im Herzen Mt 18,22: nicht siebenmal, sondern siebenundsiebzigmal vergeben): vielleicht wird er Buße tun und zurück kommen (um damit das heiligmäßige Leben zu verteidigen und umgehend die anderen auszuschließen, wie vielleicht mich).

Ja, ich denke, unsere Liebe zur Wahrheit schien manchmal ein paar Grad zu ernst und konnte mitunter eher mit dem Kampf von Gladiatoren als mit Hockey verglichen werden. Wenn Du nicht andere ausschließt, werden andere dich ausschließen.
Wenn die Gemeinschaft mit diesem Spiel weitermacht , dann ... Ihr Ausgeschlossenen: Lasst uns wetten, wer der Letzte der Mohikaner sein wird, der wahre Kämpfer für Christus.

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20.01.11: Anonymous (der Text ist auch im englischen Original-Blog in deutscher Sprache und wird hier wörtlich übernommen)
Sicherlich ist die Gemeinschaft nicht unfehlbar. Trotzdem gilt sie als Säule der Wahrheit, vorausgesetzt jeder bemüht sich im Gehorsam. Wird aber in einem gegebenen Fall aufgrund des Ungehorsams oder mangelnden Bemühens ein falsches Ergebnis erzielt, wird Gott es nicht zulassen dass dies lange unaufgedeckt bleibt. Gott wird intensiv daran arbeiten um die Wahrheit ans Licht zu bringen. Zudem ist wohl schwer vorstellbar, auch mathematisch gesehen, dass wenn sich viele unabhängig von einander über eine Frage oder ein Thema intensiv auseinandersetzen bis eine Frage befriedigend und erfüllend geklärt ist, dass das Resultat falsch sei. Um so weniger vorstellbar in der Tatsache von Gottes Führung und dass jeder einzelne im Gebet im vollen Verantwortungsbewußtsein seiner Aufgabe verharrt.

In der Verbitterung des Ausschlusses und der gewonnenen Distanz mag vieles anders aussehen. Neue Sünden und vor allem der Einfluss von der Welt spielen eine große Rolle auf die Sicht der Dinge und trüben sie. Deshalb bitte ich euch, liebe ex-geschwister dass Ihr euch hütet vor Gedanken die, die Wahrheit nicht widergeben und die Gemeinde ins falsche Licht rücken. Selbst wenn wir vom Leib getrennt sind sollen wir ihn in Ehren halten und erinnern was wir durch unseren Ungehorsam versäumt und geschadet haben.

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21.1.11: R.A.: Möge Gott dich segnen, Anonymous.

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21.1.11 L (Autorin) schreibt:
Lieber Anonymous,
Ich weiß nicht, ob sich dein Kommentar vor allem auf die Kommentare bezieht oder auf meinen ursprünglichen Post. Aber dein Statement wirft einige Gedanken und Fragen auf.

Du schreibst, dass Gott es schnell aufdecken wird, wenn sogar die Gemeinschaft einmal zu einem falschen Verständnis gelangt. Aber: Wie war es dann möglich, dass die Kirche der ersten Jahrhunderte den rechten Weg verloren hatte und falsch wurde, wenn Gott sich so sehr darum bemüht, dass die Wahrheit ans Licht kommt?

Weiterhin meinst du, dass Christen UN-abhängig voneinander zu denselben Einsichten gelangen. Aber in der Gemeinschaft waren wir doch sehr ABHÄNGIG voneinander. Es gab kaum Zeit, irgendetwas UN-abhängig zu denken. Und wenn jemand zu einer anderen Einsicht als die Gemeinschaft gelangte, wurde er schnell zurück-überzeugt oder ausgeschlossen.
Sicher, manche kamen zu ähnlichen Einsichten, bevor sie der Gemeinschaft beitraten. Aber viele änderten ihre Meinungen aufgrund des Einflusses der Gemeinschaft. Auch außerhalb der Gemeinschaft gibt es viele, die Gott suchen und Seinem Wort gehorchen. Sie kommen zu Einsichten, die sich von denen der Gemeinschaft unterscheiden, aber die sie mit vielen anderen teilen. Wie können wir also OBJEKTIV sagen, wer von ihnen im Recht ist? Wenn beide Gruppen von Christen danach streben, Gott und den Nächsten zu kennen und zu lieben. aber in bestimmten Punkten, z. B. der Erlaubtheit der Ehe, anderer Meinung sind?

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21.1.11: L (Autorin):
Sicher, inzwischen gibt es (bei mir, d. Übers.) eine gewisse Distanz zur Gemeinschaft. Aber ich will nicht behaupten, dass sie notwendigerweise schlecht sei. Einige Dinge sieht man aus der Entfernung besser als in zu großer Nähe.

Bezüglich des Leibes Christi: er ist wohl komplizierter, als die Gemeinschaft lehrt, nicht so uniform. Sondern er besteht aus Christen, die unterschiedliche Lebensstile pflegen und die die Aufgabe der Liebe und Mission auf unterschiedliche Weisen angehen, die besser zu ihrer Kultur und ihren Menschen passen. Natürlich steht die Liebe zu Jesus und Seiner Wahrheit im Mittelpunkt.

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21.1.11: R.A.:
Über die mathematische Wahrscheinlichkeit und die göttliche Führung:
Sektiererische Bewegungen wie die „Discworld“ von Terry Pratchett wenden folgende Regel an: Die Chance von eins zu einer Million wird in neun von zehn Fällen eintreffen.

Bezüglich: „Gott wirkt dort intensiv“:
Wenn sich diese Sekten als Rotationsachse der göttlichen Wahrheit verstehen (Säule und Fundament der Wahrheit), dann kann alles mögliche Unglaubliche passieren.
Die Bibel musste schon für einer Unzahl von Sekten als Begründung herhalten. Diese denken alle, dass nur sie endlich die Bibel richtig verstehen, dass nur sie richtig liegen und die anderen alle ohne Frage falsch sind.
Es ist nichts Besonderes, dass wir denken, wir hätten Recht. Aber es ist „mathematisch nicht überzeugend“, wenn nur die Handvoll Christen in unserer Gemeinschaft Recht haben sollten und alle anderen falsch lägen.
Für weiterführende Gedanken schau auf meine Website:
http://sites.google.com/site/holicgroup

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22.1.11: Anonymous:
Was in den ersten Jahrhunderten geschah, wissen wir nicht. Gott tat alles, um sie zu schützen. Letztlich hängt es von jedem selbst ab, ob eine Kirche die Kirche Gottes bleibt oder nicht. Bestimmte Sünden bewirken eine falsche Entwicklung.
Nach meiner Erfahrung habe ich ausreichend Zeit gehabt, um für mich selbst zu denken, zu lesen oder auch zu beten. Ich kann mich nicht beschweren, da etwas vermisst zu haben. Nach meiner Erfahrung gab es in diesem Punkt keine Vorschrift und jeder konnte das für sich nach seinen Erfordernissen und Wünschen einrichten. Aber natürlich ermutigten wir einander, Gemeinschaft zu haben, denn es war unser Anliegen, zu teilen.

„Er wurde rück-überzeugt oder ausgeschlossen?“
Ich war oft anderer Meinung und kämpfte jahrelang für mein falsches Verständnis, ohne ausgeschlossen zu werden. Sicher, nach vielen Jahren mit mangelnder Selbstkritik wurde meine Unehrlichkeit immer offensichtlicher. Also wurde ich ausgeschlossen. Das war eine richtige Entscheidung der Kirche. Und ich denke, auch in den anderen Fällen handelte die Kirche richtig.
Wenn viele sich in Bezug auf die Gemeinschaft verändert haben, war es unehrlich und ihr Fehler.
Hebr. 12, 4-8
Ich bin dankbar für die Liebe der Geschwister. Denn nur mit ihrer Hilfe konnte ich die richtige Erkenntnis in vielen Punkten finden und mich ihr zuwenden. Ich bereue, dass ich nicht in allem gehorsam gewesen bin, sondern halsstarrig und selbstsicher.

„Auch außerhalb der Gemeinschaft gibt es viele, die Gott suchen und Seinem Wort gehorchen. Sie kommen zu Einsichten, die sich von denen der Gemeinschaft unterscheiden, aber die sie mit vielen anderen teilen.“ ???????????

Jene, die wie Petrus alles aufgegeben haben (Mt 13, 44-46), werden ihr Leben mit anderen teilen, die alles aufgegeben haben, um Christus zu folgen und die neuen Gebote zu erfüllen. Die Beispiele dafür finden wir in der Bibel. Warum soll es heute anders sein? Der Reiche in Lk 18, 18-30 konnte in der Tat nicht den richtigen Weg und die Erkenntnis finden, bevor er nicht bereit war, sein „Idol“ aufzugeben. Die Aufgabe heißt: Sich selbst zu verleugnen. Der Geist wird nur denen geschenkt, die alles aufgeben, wie es Jesus fordert. Joh 14, 16-16.
Ich habe viel Zeit außerhalb der Gemeinschaft verbracht. Aber die geschwisterliche Liebe, obwohl nicht perfekt, war immer ein Zeichen für die Wahrheit. Auch heute in der Ferne spüre ich noch einen kleinen Teil dieser Liebe. Es gibt weder in der Welt etwas Vergleichbares noch in irgend einer so genannten Kirche, auch wenn ich sehr nette Eltern und viele leibliche Geschwister und auch einige Freunde habe. Aber niemand kümmert sich so um mich und bemüht sich ein so gutes Beispiel zu geben wie damals die Geschwister in der Gemeinschaft.

Viele wollen mit aller Macht ins Reich Gottes gelangen, ohne die richtige Kleidung zu tragen.
Mt 11, 12 (Lk 16,16)
Mt 22, 1-14

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22.1.11 R.A.:
Eine ganz ähnliche Form geschwisterlicher Liebe und hohe Verpflichtungen wirst du z. B. auch in der „International Church of Christ“ oder in anderen Sekten finden. Aber ich würde dir nicht empfehlen, dorthin zu gehen.
Ja, auch ich habe erfahren, dass ich einiges allein bedenken konnte. Denn ich selbst musste während meiner Mitgliedschaft in der Gemeinschaft nicht arbeiteten und studieren.
Kann sein, dass ich und andere manchmal alles zu düster schildern. Es ist gut, dass Du hier etwas Gegengewicht gibst, Anonymous.
Aber ich denke, es war recht anstrengend für die, welche studierten und arbeiteten. Sie hatten nicht genügend Freizeit und deshalb auch wenig Kraft, unabhängig zu denken.
Doch auch in meinem Fall: Wenn ich bestimmte Zweifel an der Lehre der Gemeinschaft oder ihren Entscheidungen hatte, versuchten sie mich systematisch auf ihre eindringliche Art zu überzeugen.

Nur ein Beispiel, wie das in der Gemeinschaft geschieht: Ich spazierte mit jemandem (üblicherweise wurden alle Abendspaziergänge paarweise durchgeführt), der mich in bestimmten Fragen zurück zur die Gruppenmeinung überzeugen wollte. Er tat das vergeblich. Ich dachte: „Gut, der wird mich zu diesem Punkt nicht mehr belästigen, sondern akzeptieren, dass ich hier eine andere Meinung habe.“
Aber es geschah ganz anders: Die Gespräche auf den Spaziergängen der nächsten Tage drehten sich um dasselbe Thema, nur mit anderen Leuten.
Und auch bei den Wochenendwanderungen mit anderen, die nichts über mich wussten, aber irgendwie von meiner Meinungsverschiedenheit erfahren haben mussten, war „glücklicherweise“ das Gesprächsthema präsent, um mich zu überzeugen, dass meine andere Meinung falsch sei.
Es war nicht sehr angenehm, so unter Dauerbeschuss aus allen Seiten zu liegen.
Deswegen kann sich jemand, der nie in der Gemeinschaft war, vorstellen, dass es für die eigene Psyche besser ist, von Anfang an die wenigen Gedanken in sich abzustellen, die nicht in Übereinstimmung mit der Denkweise der Gemeinschaft sind.
Es gibt dort keine Freiheit, unabhängig zu denken. Diese angeblich „Freiheit“ dort ist eine Farce.

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24.1.11: Anonymous:
Ich bin sehr erstaunt über die geringe Einsicht meiner früheren Geschwister und über die Art, wie viele von Euch über die Kirche in diesem Blog und auf einigen anderen Webseiten sprechen, anstatt selber um tiefe Demut zu kämpfen und die tiefen Wurzeln und Ursprünge eurer Sünden zu finden, die zum Ausschluss geführt haben. Nur das kann helfen, damit man in Verbindung mit Gott bleibt. Nicht die Kirche ist schuld, sondern wir selbst. Es ist nicht unsere Aufgabe, die Gemeinschaft zu kritisieren und anzuklagen, auch wenn nicht alles gut war. Wir alle waren damals Kirche und somit auch dafür verantwortlich. Jetzt können wir nur unser eigenes Leben beeinflussen!

Ähnliche geschwisterliche Liebe?
Wer hat alles aufgeben, um Christus zu folgen, um einander zu dienen?!
Um täglich Gemeinschaft zu geben?!
Alles zu teilen?!
Um Heiligkeit zu kämpfen?!
Um für die Heiligkeit der Geschwister zu kämpfen?!
Um für die Menschen zu kämpfen?!
Um Einheit in der Lehre zu kämpfen?!
Um auch in schwierigen Situationen durchzuhalten?
Selbstverleugnung zu meinem eigenen Nutzen!
Lange mühsame Reisen teilweise über Nacht zu unternehmen, um die Geschwister zu treffen?
....
....
habt ihr das alles vergessen?
Du sagst, dass die Liebe dort ähnlich sei, aber rätst mir, nicht dorthin zu gehen?
Ist es denn Liebe, wenn Du es nicht empfehlen kannst?

Deine Erfahrung kannst Du auch mit anderen Augen sehen, mit der Brille der Liebe, die zuerst mal das Gute voraussetzt (1 Kor 13, 7). Es gab dort soviel Liebe und Interesse für dein Leben, so viele waren an Gesprächen mit dir interessiert, um ihre Gedanken und Erkenntnisse zu teilen. Wenn ich etwas erkannt hatte und wusste, dass es einem anderen noch unbekannt war, wollte ich ihm voller Eifer helfen. Das geschah aufgrund einer guten Motivation, vielleicht manchmal nicht so weise, aber aus einer guten Haltung heraus.

... und wenn die Geschwister mir halfen, halfen sie mir, die wirkliche Freiheit zu finden. Eine Freiheit auf einem höheren Niveau als was man üblicherweise in der Welt darunter versteht.
Joh 8, 36

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24.1.11 R.A.:
Anonymous: “Du sagst, dass die Liebe dort ähnlich sei, aber rätst mir, nicht dorthin zu gehen?
Ist es denn Liebe, wenn Du es nicht empfehlen kannst?„

R.A. Ja, es ist keine Liebe der Art, wie sie in Mt 5, 38-48 und 1 Kor 13 beschrieben wird, und deswegen rate ich keinem, dorthin zu gehen. Meine Argumente gegen diese Art von Liebe findest du auf meiner Website, die du vielleicht schon gelesen hast.
Du wirst Antworten auf deine im letzten Posting gestellten Fragen erhalten, wenn du z. B. etwas über die „International Churches of Christ“ (ICOC) liest, z. B.:
http://en.wikipedia.org/wiki/International_Churches_of_Christ
Du wirst dort die gleichen Bemühungen sehen: Kampf für Heiligkeit, Einheit.
Natürlich ist sie keine 1:1-Kopie unserer Gemeinschaft. Aber wenn du mehr über andere Sekten liest, erkennst du, dass die Merkmale, die das Verständnis von Liebe in unserer Gemeinschaft bestimmen, nicht so einzigartig sind. Auch die ICOC gründet ihre Lehre auf Apg 2, 42-47. Ich zitiere mal aus dem (englischen) Wikipedia-Artikel über die ICOC:
„Die ICOC gründet die oben genannten Erkenntnisse auf die folgenden Bibelstellen: Apg 2, 42-47, Lk 14. 25-27 und Mk 10, 17-22, die sie dahingehend versteht, dass man, um ein treuer Jünger Jesu zu sein, alles aufgeben muss, was man hat.“

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24.1.11 R.A.:
Anoymous schreibt: „Wenn ich etwas erkannt hatte und wusste, dass es einem anderen noch unbekannt war, wollte ich ihm voller Eifer helfen. Das geschah aufgrund einer guten Motivation, vielleicht manchmal nicht so weise, aber aus einer guten Haltung heraus.“

R.A. Niemand wird müde, sich selbst zu preisen. Nicht einmal ich. Aber ich denke trotzdem, dass wir in der Gemeinschaft vergaßen, dass Gott das letzte Wort hat und nicht die Gemeinschaft. Unsere Intuition ist nicht unfehlbar. Wir mögen denken, das wir als ganze (Gemeinschaft, d. Übers.) richtig liegen, aber ... Wir wissen auch aus der Bibel, dass Gott sogar bereit war, das ganze Volk Israel zu vernichten, das er sich vorher selbst für seinen guten Plan ausgewählt hatte.
Wie ich schon sagte: Was immer wir auf Erden binden mögen, das wird nicht von Gott im Himmel gebunden werden. Mit anderen Worten: Wenn wir zu selbstsicher werden, das Gott hinter uns stehen würde, egal was wir tun, dann können wir ganz leicht straucheln und verloren gehen. Die Stelle in 1 Tim 3, 15 ist wohl schon für viele Konfessionen ein Stolperstein geworden. Auch für die katholische Kirche. Sie findet in dieser Stelle für sich selbst die Rechtfertigung, dass die KIRCHE das Fundament sei und nicht die BIBEL. Natürlich ist das eine sehr vereinfachende Erklärung, aber ich denke, auf diese Weise beginnt das Problem: Wir betonen zu sehr, dass WIR im Recht sind. WIR als die von Gott eingesetzte Kirche stehen im Mittelpunkt. Faktisch setzen wir so Christus hinter uns und haben ihn nicht als unsere Basis.
Es ist kein guter Standpunkt, immer wieder und wieder zu wiederholen, dass WIR die Säule und das Fundament der Wahrheit sind. Das hat uns Jesus nicht geboten, aber unsere Gemeinschaft fühlt sich davon durch unsere eigene Realpolitik (auch im engl. Original auf deutsch, d. Übers.) gedrängt. Und nette Bibelverse dienen eher als Dekoration und Rechtfertigung für unser unnatürliches kirchenzentrieres Pradigma.

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24.1.11 RA:
Anonymous schreibt: „Wenn ich etwas erkannt hatte und wusste, dass es einem anderen noch unbekannt war, wollte ich ihm voller Eifer helfen. Das geschah aufgrund einer guten Motivation, vielleicht manchmal nicht so weise, aber aus einer guten Haltung heraus.“

RA: Lies diese beiden Sätze noch einmal: Du preist auch deine eigene Person. Und sicher, ich verstehe schon, dass du nicht nur dich selbst preisen wolltest. Darum wendete ich die Aufmerksamkeit zurück auf die ganze Gemeinschaft. Denn in deinen Sätzen sah ich eine Verbindung zwischen Kirchenzentriertheit und Selbstbezogenheit (Egozentrismus).
Rückblickend würde ich deine Sätze als „umgekehrte Selbstüberhöhung“ sehen, die für ihre Zwecke die Autorität der Gemeinschaft benutzt.
Ich denke, diese Art der Überhöhung war in unserer Gemeinschaft sehr verbreitet. Wir versteigerten uns in den Gedanken, dass nur wir richtig lägen (das heißt, auch Ich liege richtig), dass wir nicht wie die Räuber, Bösewichter und Ehebrecher sind (Lk 18, 11). Diese Überhöhung geschah nicht nur im Innern unserer Gemeinschaft, sondern war auch für die Außenstehenden sichtbar. Sie sahen unser hochmütige Einstellung, die mit den Mitteln unserer Gemeinschaft hochpuscht wurde.

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24.1.11: L (Autorin):
Meine Antwort bezüglich der Kritik an der Gemeinschaft kann man in einem neuen Post lesen.

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6.2.2001: R.A.
Die Führung Gottes

Wie ich sagte, ist nach meinem Verständnis in der Gemeinschaft nicht die Führung Gottes am Werk, sondern eher eine Maschinerie, die von Ideen genährt wird, die über einige Jahrzehnte hinweg entwickelt wurden. Inzwischen scheint man die Kontrolle über die Maschine verloren zu haben.

Ursprünglich kann in der Gemeinschaft mal alles in Ordnung gewesen sein, aber inzwischen wirkt es wie eine plötzliche DNA-Mutation, die mit den Ausschlüssen zu einem Krebsgeschwür eskaliert ist.


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